Else Prause, die Frau, die Bad Brückenau zur Märchenstadt machen wollte, wird am Samstag 90 Jahre alt. Ihr Elan ist weiter ungebrochen.
Es war einmal eine Brüggennäerin, die sich zum Ziel gesetzt hatte, aus ihrer Heimatstadt eine Märchenstadt zu machen. Aus dem Traum wurde nichts, doch Else Prause haben die Märchen nie mehr losgelassen.
Begonnen hatte alles 2008, als der europäische Märchenkongress in Bad Brückenau tagte, da hat Else Prause ihre Kinder und Enkel aktiviert, original Kostüme besorgt und den Umzug angeführt.
Aus dem Plan der Märchenstadt wurde nichts, die damals aufgestellten Märchenfiguren wurden mit der Zeit unansehnlich und Else Prause beschloss selbst Hand an zu legen.
Bis zu zehn Stunden für eine Figur
Es beginnt mit einer Kopie aus dem Märchenbuch. Die Kopie wird auf eine Folie übertragen, Din-A4, und anschließend an die Platte projiziert, auf der die Figur erst angezeichnet, dann ausgesägt und
später bunt bemalt wird. Das Motiv wird versiegelt, und Else Prause stellt die Figur auf ihren meist vorher bereits bestimmten Platz.
"Es macht mir Spaß, die Märchen zu malen."
Bis zu zehn Stunden braucht sie, bis eine Figur fertig ist, gut 20 wird sie bereits gemacht haben, und sie ist noch nicht am Ende des Märchenbuchs angekommen.
In der Garage liegen bereits die Folien für die neuen Motive - drei große Figuren und fünf bis sechs kleine Figuren wird es geben - welche genau das sind, "das verrate ich noch nicht".
Im Juni, zu den Kulturtagen in Bad Brückenau, möchte sie das Rätsel lüften. Ob sie es so erzählen will, off the record sozusagen, ohne dass es in die Zeitung kommt? Nein.
Else Prause hat ihren eigenen Kopf, das war schon immer so: "Ich war in jeder Stadtratsitzung dabei", sagt sie. Einmal hat sie dazwischengerufen, da hat ihr der Bürgermeister mit Rausschmiss gedroht, danach hat sie sich zusammengerissen.
14 Jahre hat sie das Erzählcafe´ im katholischen Pfarramt geleitet. Im April 2008 war Schluss. "Sehr schade", sagt Prause.
Idee Heimatstube verwirklicht
Aber Else Prause wäre wohl nicht Else Prause, würde ihr nicht sofort die nächste Idee kommen. Und so hat sie noch im selben Jahr mit ihren Mitarbeitern die Brückenauer Heimat-stuben eingerichtet - ein kleines Museum mit alten Gegenständen.
Alte Gegenstände stehen auch bei Else Prause in der Garage: der Sauerbrömmskärnje met häträderich dro (eine Art Bollerwagen mit lenkbaren Rädern) ist eines der besonderen Stücke. Als Kinder haben sie damit die Flaschen transportiert, mit denen sie aus den Heilquellen im Staatsbad Wasser abgefüllt haben. Zuhause wurde mit Himbeersaft gemsicht: "Das war unsere Limo."
Heute feiert Else Prause ihren 90. Geburtstag.
"Die meisten können immer gar nicht glauben, dass ich schon so alt bin."
Sie feiert mit ihren vier Kindern, 15 Enkeln, fünf Urenkeln und guten Freunden. Ihr Geburtstagswunsch: "Dass die Brüggenäer mehr zusammenhalten und was aus ihrer Stadt machen, damit nicht noch mehr de Gäßgroube nommer geht."