Wer von der Landwirtschaft lebt, muss mit Wetterunbilden rechnen. Warum sich diese Trockenphase sogar auf die Ernte 2023 auswirken kann.
Die ersten Äpfel, die in dieser Sommersaison in Schmitt´s Obstgarten geerntet werden, sehen aus wie gemalt. Rotbackig und prall liegen sie in den Körben. Claus Schmitt freut dieser Anblick, denn die Frühsorte scheint die lange Trockenheit noch recht gut weggesteckt zu haben. Doch nur wenige Meter entfernt stehen Apfelbäume, denen der Trockenstress deutlich anzusehen ist. Die Blätter rollen sich bereits ein, ein typisches Zeichen, dass der Baum Durst hat. Claus Schmitt sorgt sich um seine Obstbaumkulturen und steht mit seiner Sorge nicht alleine
Auch in Ramsthal wünscht sich die Winzerfamilie Neder nichts dringender als Regen. Es sind die jungen Weinstöcke, die unter dem fehlenden Regen sehr leiden. Im Obsthof Müller in Modlos ist das vor vier Jahren gebaute Regenrückhaltebecken zur Bewässerung der Sonderkulturen heuer erstmals bis auf den letzten Tropfen aufgebraucht. Und Hans Pfülb, Biolandwirt in Fuchsstadt, sorgt sich um die Kartoffelernte, um seine Soja- und Sonnenblumenfelder. "Jeden Tag, an dem es nicht regnet, wird es schlechter", ist sein Fazit.
Zurück in Schmitt´s Obstgarten. Hier erklärt Claus Schmitt, der Vorsitzender des Vereins unterfränkischer Obstbauern ist, dass die Ernte viel schwieriger ist als in normalen Jahren. Die Früchte reifen anders als gewohnt. Man müsse noch gezielter ernten als sonst. Auch vermag er nicht zu sagen, welchen Einfluss Dauerhitze und Trockenheit auf das Obst haben werden. Ihm stellt sich die Frage, ob die Lagerfähigkeit oder der Geschmack dadurch verändert sind.
Gießwasser gab es vor allem für die jungen Bäume, die gegen Trockenheit noch anfälliger sind. Aber für alle reicht es nicht, denn nicht alle Flächen sind mit einer Tröpfchenbewässerung versehen. Ob der Obstanbau künftig ohne Bewässerung überhaupt möglich ist, darüber wagt Claus Schmitt für die Dauerkulturen wie Äpfel noch keine Aussage.
Grundsätzlich sieht es für die diesjährige Ernte trotzdem ganz gut aus, meint Claus Schmitt. Bei den Dauerkulturen richtet sich sein Blick vielmehr in die Zukunft. Seine Sorge ist, wie die Bäume die Trockenheit kompensieren können. Denn in den nächsten Wochen entscheidet sich, wie die Blütenbildung im kommenden Jahr sein wird und das ist ein wichtiger Faktor für die Ernte 2023.
Ein solches Trockenjahr könne ein Baum vielleicht noch wegstecken, meint seine Frau Agnes Schmitt. Aber was ist, wenn die Sommer künftig regelmäßig so sind? Es brauche Sorten, die gut mit Trockenheit klar kommen."So eine Trockenheit haben wir so lange wir Landwirtschaft haben, noch nicht erlebt", sagen Agnes und Claus Schmitt unisono. Sie bewirtschaften seit mehr als 30 Jahren ihren Hof.
"Es ist frustrierend, aber unabänderlich", beschreibt Helga Neder die Situation in den Weinbergen ihrer Familie rund um Ramsthal. Es seien vor allem die jungen Rebstöcke unter zehn Jahren, die leiden. Ohne eine Bewässerung könnten die ganz neuen Pflanzen heuer nicht überleben, sagt Helga Neder. Dort, wo es am Nötigsten ist, bewässert die Winzerfamilie. Aber überall geht das nicht: Zu aufwendig und zu teuer. Besser sieht es bei den alten Rebstöcken aus. "Die bringen mich zum Erstaunen", sagt Helga Neder zu deren Durchhaltevermögen.