Ein Exot unter den Schleppern

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Otto Granich mit dem Traktor, den sein Vater 1937 baute. Mit dem Oldtimer nahm er auch am Festzug teil. Foto: Gerd Schaar
Otto Granich mit dem Traktor, den sein Vater 1937  baute. Mit dem Oldtimer nahm er auch am Festzug teil. Foto: Gerd Schaar

Der Traktor Marke Eigenbau von Otto Granich senior ist ein wertvolles Stück Familientradition.

Bewundernde Blicke zog der Traktor von Otto Granich auf sich, als er am Sonntag durch Obererthal fuhr. Unter den Schleppern im Festzug der "Bulldogfreunde Vorrhön" war sein Fahrzeug ein echter Exot. Sein Vater, Otto Granich senior (* 1908), hat den Traktor 1937 selbst gebaut.
Längst hatte Granich, Leiter der Volksschule Schondratal, in seiner Erinnerung abgehakt, dass sein Vater solche Traktoren von der Vorkriegszeit bis zu Beginn der 50er Jahre herstellte. Die Gesamtproduktion belief sich in dieser Zeit auf etwa 40 bis 50 Exemplare.
"Mein Vater war ein ausgezeichneter Handwerker, aber kein guter Kaufmann", meint Granich. Gegen die starke Konkurrenz der sich etablierenden Hersteller konnte sich der kleine Granich-Traktor schon wenige Jahre nach dem Krieg auf Dauer nicht behaupten.

Eine gelungene Überraschung


Nur noch drei der Schlepper haben es bis in die heutige Zeit geschafft. "Zumeist in recht desolatem Zustand", weiß Granich. So blieben viele Jahre lang lediglich die alten Fotos aus dem Familienalbum, um sich an die kreativen Zeiten des Vaters zu erinnern. Umso größer war heuer zu Granichs 60. Geburtstag die Überraschung, als ein Original-Traktor vor der Türe stand.
Die beiden Töchter Evi und Carolin waren die treibende Kraft. Sie stießen bei ihren Recherchen bei einem Bauern in Schaftlach im Landkreis Miesbach auf ein Exemplar. Die Familie Granich stammt nämlich ursprünglich aus Oberbayern, wo die Traktoren dann auch gebaut und vorzugsweise verkauft wurden.

Alle legten zusammen


Der Landwirt wollte noch richtig viel Geld sehen, als er das lebhafte Interesse der Töchter bemerkte. Da legte die gesamte Familie samt Ehefrau Waltraud für das außergewöhnliche Geschenk zusammen. "Auch meine Kollegen aus der Schule beteiligten sich", schwärmt Otto Granich heute noch von der gelungenen Geburtstagsüberraschung.

Problem: Wenig Material


"Markenzeichen ist der Quermotor", deutet Granich auf das Schlepperunikat. In Kriegszeiten gab es wenig Material, das der damals 29-jährige Vater für den Traktorbau verwenden konnte. Der heute kaum noch bekannte Sendling-Motor leistet je nach Ausführung zwischen sieben und zwölf PS.
Das Getriebe entnahm der Traktorhersteller der Opel-Serie. Das Fahrgestell baute Granich senior in eigener Regie. "Immerhin war mein Vater während des Krieges in der Landwirtschaft so sehr gefragt, dass ihm dies den Kampf an der Front ersparte", so Granich. War doch auch die Ernährung der Bevölkerung damals von großer Bedeutung.

Freude über großen Zuspruch


Drei Mal blieb der historische Granich-Schlepper beim Festzug am vergangenen Sonntag wegen Motorüberhitzung stehen und musste eine Pause einlegen. "Das ist überhaupt nicht schlimm", meinte Enkelin Maria, die ebenfalls auf dem Granich-Traktor Platz genommen hatte. "Der Zuspruch der vielen Festbesucher am Straßenrand war enorm", freut sich der Rektor. Nie hätte er ohne seinen besonderen Schlepper an diesem Festzug teilgenommen.

Einsatz auch im Alltag


"Im Alltag benutze ich meinen Granich-Traktor zum Transport des Grüngutabfalls von meinem Garten", erklärt der Schulleiter. Natürlich wird das gute Stück liebevoll gepflegt und gewartet - ist es doch ein Stück Familientradition auf vier Rädern zum Anfassen.