Das Dialogforum war der erste Schritt des Landkreises auf dem Weg zu einer Auszeichnung.
Der Landkreis Bad Kissingen will das Gütesiegel "Bildungsregion" bekommen und beteiligt sich deshalb aktiv an einer Initiative der Staatsregierung. Der Startschuss fiel am Donnerstag mit einem "Dialogforum" in der Aula des Gymnasiums Münnerstadt. Rund 150 Vertreter von Schulen aller Art, Bildungseinrichtungen, Kindergärten, Jugendarbeit, Musikschulen, Unternehmen und Behörden aus dem ganzen Landkreis, dazu Bürgermeister, Gemeinde-, Stadt- und Kreisräte waren erschienen.
"Kein Platz wäre für diese Veranstaltung besser geeignet als die Aula des Gymnasiums Münnerstadt", betonte Landrat Thomas Bold und erinnerte daran, dass das traditionsreiche frühere Augustiner-Gymnasium als "Rhön-Universität" galt, "hier in Münnerstadt hat Bildung eine hohe Priorität." So fasste er in aller Kürze das Ziel der Aktion zusammen: "Wir wollen passgenaue Bildungsangebote für die jungen Menschen im Landkreis." Er hob hervor, das der Landkreis sich auch finanziell stark engagiere und nannte hier das Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen und den geplanten Neubau des BBZ in Münnerstadt. Auch in Hammelburg stehe der Landkreis wohl vor großen Investitionen.
Der Regierungsvizepräsident Andreas Metschke meinte: "Die Verbesserung des Bildungsangebotes geht nur im Dialog aller Beteiligten vor Ort." Die jungen Menschen sollten nach ihren individuellen Fähigkeiten intensiv gefördert werden. Regionale, eigenständige Lösungsmöglichkeiten mit engen Vernetzungen der einzelnen Schulen und Bildungseinrichtungen müssten gefunden werden. Oft fehle es an der Kommunikation zwischen den einzelnen Einrichtungen. So müssten die Übergänge vom Kindergarten in die Grundschule und von dieser ins Gymnasium noch besser gestaltet werden. Landrat Bold hörte es sicher gerne, als Metschke hier betonte, dass der Landkreis Bad Kissingen hier schon mit gutem Beispiel voran gehe.
Metschke machte auch deutlich, dass es mit der Aktion "Bildungsregion" nicht nur um die jungen Menschen geht, sondern um alle Menschen in der Region. Der demografische Wandel führe im Landkreis Bad Kissingen zu einem Bevölkerungsrückgang von elf Prozent bis zum Jahre 2030, wenn nicht gegengesteuert werde, außerdem werde die verbleibende Bevölkerung immer älter. "Bildung ist ein sehr wichtiger Standortfaktor für die Ansiedlung von Unternehmen" hob Metschke hervor, "Bildung und Arbeit bedingen sich gegenseitig, damit lässt sich der Auszehrung und dem demografischen Wandel entgegenwirken."
Ähnlich sagte es auch Ministerialrat Bernhard Butz aus dem Kultusministerium: "Bildung ist ein wichtiger Standortfaktor, um Betriebe in der Region zu halten". Es gelte weniger, die Zahl der Bildungsangebote zu erhöhen. In erster Linie gehe es um eine weitere qualitative Verbesserung, um engere Vernetzung, um die Entwicklung regionaler Konzepte.
Oberstudiendirektor Gert Weiß, der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken, ging auf die Frage ein, ob die Ausweitung der Ganztagsangebote an den Schulen die Lösung vieler Probleme im Bildungsbereich sei. "Zu glauben, damit kann man in der Schule alles beheben, was draußen in der Welt an unguten Entwicklungen läuft, ist falsch", betonte er. Wenn in offenen Ganztagsschulen der Unterricht und das Nachmittagsangebot nicht eng abgestimmt seien, dann bringe das wenig. Er forderte deshalb: "Mehr Schulen sollten eine gebundene Ganztagsschule anbieten, denn ein geschlossenes Konzept bringt oft mehr." Weiß riet auch zu "weniger Berührungsängsten bei der Kooperation mit außerschulischen Partnern." Außerdem war ihm wichtig, dass die ehrenamtliche Jugendarbeit in Vereinen und in Kirchen gesichert und gefördert wird. "Noch steigerungsfähig" auch im Landkreis Bad Kissingen seien die Übertrittszahlen speziell der Mädchen von der Grundschule ins Gymnasium. Hier sei noch immer die Meinung "Mädchen brauchen kein Abitur" in den Köpfen vieler Eltern.
Wie geht's weiter In fünf Arbeitskreisen, für die sich die Teilnehmer an der Veranstaltung im Gymnasium Münnerstadt einschreiben konnten, soll in den nächsten Monaten intensiv diskutiert werden, was im Landkreis getan werden kann, um die Situation im Bildungsbereich weiter zu verbessern. Nachfolgend die fünf Arbeitskreise und ihre Leiter:
1. "Übergänge organisieren und begleiten" (Oberstudiendirektor Harry Koch BBZ Münnerstadt und Harald Bötsch, Leiter der Anton-Kliegl-Mittelschule in Bad Kissingen)
2. "Schulische und außerschulische Bildungsangebote und Bildungsträger vernetzen - Schulen in die Region öffnen" (Schulamtsleiter Josef Hammerl)
3. "Kein Talent darf verloren gehen - jungen Menschen in besonderen Lebenslagen helfen" (Jugendamtsleiter Siegbert Goll)
4. "Bürgergesellschaft stärken und entwickeln - Beitrag von Jugendhilfe einschließlich Jugendarbeit, Ganztagsangeboten und generationenübergreifendem Dialog" (Thomas Reuß, Leiter der städtischen Jugendmusikschule Münnerstadt).
5. "Herausforderungen des demographischen Wandels annehmen" (Cordula Kuhlmann, Regionalmanagerin für die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld).
Die Ergebnisse dieser Arbeitskreise sollen laut Landrat Thomas Bold in neun Monaten die Grundlage für die endgültige Bewerbung des Landkreises Bad Kissingen bilden, um das Gütesiegel "Bildungsregion" zu bekommen. mdb