Mit dem ersten Jahr des Projekts "Bad Bocklet greift zum Buch" sind die Initiatoren zufrieden. Doch eines fiel den Initiatoren auf: Jungen sind ab der Grundschule schwerer für das Schmökern zu begeistern als Mädchen.
Vor einem Jahr war die Aktion "Bad Bocklet greift zum Buch" gestartet - als Idee von Sabine Braun, Leiterin des Kindergartens "Stänicher Zwergentreff". Jetzt hielten die Akteure Rückschau auf ihre Arbeit. Das Ergebnis lautete: "Wir machen weiter."
Pädagogen und Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Senioren, Buchhändler und Bücherei-Leiterinnen hatten sich im Februar des vergangenen Jahres in großer Runde unter Leitung von Trainerin Michaela Stach von
der Kinder- und Jugendstiftung "Anschwung" im Bockleter Ratssaal zusammengefunden. Die Aufgabenstellung lautete damals, Kinder und Jugendliche in der Marktgemeinde Bad Bocklet, aber auch deren Eltern, mehr für das Lesen zu gewinnen und für Literatur zu begeistern. In enger Vernetzung und Zusammenarbeit der Akteure sollte dies gelingen.
24 Prozent mehr Ausleihen "Wir konnten 24 Prozent mehr ausleihen", zog Barbara Seufert
als Leiterin der Pfarrbücherei Aschach, die heuer 30-jähriges Bestehen feiert, nach zwölf Monaten Bilanz. Natürlich sei dies nicht allein ein Ergebnis dieser Aktion, aber "einige neue Gesichter aus Steinach und dem Staatsbad waren doch dabei". Vorausgegangen waren Besuche der Bockleter Kindergärten in der Pfarrbücherei. Auch Seufert war in die Kindergärten gegangen, um die Kleinen als neue Kunden zu gewinnen.
"Unsere Kinder waren begeistert", bestätigte Sabine Braun für den Stänicher Zwergentreff den Eindruck nach den Besuchen in der Bücherei oder im Bücher-Pavillon.
Schwierigkeiten, Kinder für Bücher und Geschichten zu begeistern, konnte Christine Eberth-Booms vom Bockleter Kneippkindergarten nicht erkennen. Jeden Tag wird nach dem Mittagessen vorgelesen.
Sogar die Jungs schaffen es dann, eine Stunde stillzusitzen, "auch wenn's manchen Buben schwerer fällt als den Mädels". Beliebt sind Lesungen mit wechselnden Autoren, weshalb Geschäftsleute aus der Marktgemeinde als Sponsoren gesucht werden. Das Interesse an Büchern, beobachtete die erfahrene Erzieherin, erlischt bei Jungs erst in der Grundschule, wenn die Technik an Anziehungskraft gewinnt und vom Lesen ablenkt.
"Nur
Liebesgeschichten" "90 Prozent meiner erwachsenen Buchkäufer sind Frauen", bemängelte auch Buchhändler Martin Eisenmann das fehlende Interesse beim männlichen Geschlecht. Er nannte auch einen Grund: "Für Jungen in der Pubertät gibt es keine interessanten Bücher mehr", klagte er die Verleger an, deren Programm sich nur an der Nachfrage orientiere.
"Was sollen Jungs denn lesen? Alles nur Liebesgeschichten für Mädchen, sogar in den Fantasy-Romanen." Allerdings hofft Eisenmann, dennoch eine Rückkehr zum Buch erkennen zu können: Computer, Tablet und Smartphone sind alltäglich geworden und haben den Reiz des Besonderen verloren. "Das Buch hat als Alternative wieder eine echte Chance."
Der Buchhändler plant mehr Aktivitäten für Grundschüler.
Im vergangenen Jahr waren seine Themen-Lesungen auf die Kleinen ausgerichtet - wie die Gute-Nacht-Geschichten mit gemeinsamem Abendessen unter Ausschluss der Eltern. "Alle Abende waren ausgebucht", machte er das Interesse von Eltern und Kindern deutlich.
Pläne für 2015 Mit dem Ergebnis ihrer Aktivitäten waren alle zufrieden. "Aber wie soll es jetzt weitergehen", fragte Trainerin Michaela Stach.
Für 2015 ist ein Elternabend geplant, um bei den Erwachsenen mehr Verständnis und Unterstützung für die Gemeinschaftsaktion zu finden. Auch sollen Grundschullehrerinnen in die Aktion eingebunden werden. Aber: "Wichtig ist gar nicht, noch mehr zu machen, sondern eingeführte Aktivitäten bestmöglich weiterzuführen", sah Kindergartenleiterin Eberth-Booms als vorrangige Aufgabe.
"Wir brauchen eine gesunde Dynamik." Das Programm am Laufen zu halten, "ist schon anstrengend genug".
Das sah Eisenmann genauso: "Lernen durch Praxis." Jeder Akteur könne sich doch in seinem eigenen Verantwortungsbereich zielgerichtet weiterentwickeln. Das Interesse sei nach einem Jahr spürbar geweckt: "Eltern von Kleinkindern warten doch schon darauf, dass ihre Sprösslinge endlich bei unseren Aktionen mitmachen können."