Die Mutter im Parkwohnstift besuchen? Ein schwieriges Unterfangen. Denn: Die Testmöglichkeiten sind mittlerweile stark ausgedünnt. Gibt es eine Lösung?
Mit Aufhebung fast aller Hygiene-Maßnahmen zum Schutz vor Corona ging die Nachfrage nach kostenlosen Schnelltest im Landkreis Bad Kissingen stark zurück. Allerdings ist noch immer gemäß 16. Bayerischer Infektionsschutzmaßnahmenverordnung ein tagesaktueller Test bei Besuchen auf Pflegestationen in Senioren- und in Pflegeheimen vorgeschrieben. Doch die zeitliche und örtliche Ausdünnung der Testmöglichkeiten steht dieser Verordnung entgegen. Seinen Ärger über diesen Missstand formulierte Thomas Kirchner aus Großenbrach kürzlich in einer Rundmail.
"In den letzten Tagen wird es immer komplizierter, an geöffnete Teststellen zu kommen. Teils sind diese geschlossen, obwohl die Öffnungszeiten in der Zeitung oder im Internet veröffentlicht sind." Kirchner besucht mit seinem 85-jährigen Vater seit zwei Jahren die Mutter im Bad Kissinger Parkwohnstift. Dort gibt es zwar eine Testmöglichkeit als kostenlosen Service für Besucher direkt im Haus, doch nur einmal wöchentlich, jeweils montags zwischen 12.30 Uhr und 13.30 Uhr. "Dieses Angebot wird sehr gut angenommen", versichert dessen Leiter Wolfgang Hilleprandt.
Doch Kirchner denkt in seiner Kritik weniger an Gelegenheitsbesucher, sondern an hochbetagte Senioren wie seinen Vater, die ihre Ehe- und Lebenspartner mehrmals wöchentlich im Heim besuchen wollen. Sie müssen dann Stationen in der Stadt aufsuchen, die für Senioren oft schwer erreichbar und zu unterschiedlichen Zeiten geöffnet sind. "Teststationen müssen für alte Menschen unkompliziert zu erreichen sein", fordert Kirchner deshalb. "Viele Stationen sind nicht altersgerecht, die Wege dorthin sehr lang", ergänzt er auf Nachfrage dieser Zeitung. "Ich will nicht die Kondition meines Vaters schon vor dem Pflegeheimbesuch verplempern."
Verständnis findet Kirchner bei Michael Wehner, Betreiber der Seniorenheime am Saaleufer (Bad Bocklet) und Rhönblick (Burkardroth): "Auch uns erreichen diesbezüglich immer wieder Rückfragen." Inzwischen bietet Wehner in seinen Heimen keine Tests mehr an. "Diese Testungen banden sehr viel Zeit und stellten eine zusätzliche und nicht zu unterschätzende Belastung unserer Mitarbeiter dar", deren eigentliche Aufgabe doch die Pflege, Behandlung und Betreuung ihrer Patienten ist.
Ohne Maßgabe der Regierung fehlt dem Landratsamt "die juristische Grundlage, Pflegeheime dazu zu verpflichten, eigene Test für Besuchende anzubieten. Hier können wir nur auf das flächendeckende Angebot im Landkreis verweisen", antwortet dessen Pressestelle auf Nachfrage. Bad Bocklets Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU), der von Kirchner direkt angeschrieben wurde, betont, dass die Teststation in der Ortsmitte des Staatsbades unverändert in Betrieb sei. Allerdings hat das private Testmobil am Bockleter Kurpark seinen Dienst "aus verständlichen Gründen" kürzlich eingestellt. Bei sinkender Test-Nachfrage ist es auch für Rathaussprecher Thomas Hack in Bad Kissingen verständlich, dass Öffnungszeiten reduziert sind "Aber die Stationen gibt es nach wie vor. Die Stadt Bad Kissingen hat auf die Einrichtung und den Betrieb der Teststationen keine direkten Einflussmöglichkeiten."
In Folge der aus seiner Sicht völlig unzureichenden Situation fordert Thomas Kirchner, dass, solange die Testpflicht für Pflegeheimbesucher weiterhin besteht, in allen Heimen direkt vor Ort, an allen Tagen und ganztägig ein Test möglich sein sollte. Doch um diesen verständlichen Wunsch erfüllen zu können, sieht Pflegeheimbetreiber Wehner die Regierung in der Verantwortung. Er schlägt vor, die noch bis Ende Juni gültige Regelung für die nachfolgende Zeit umzugestalten: Entweder wird die Testpflicht durch eine Testempfehlung ersetzt. Anderenfalls müssten "den Heimen Ressourcen an die Hand gegeben werden, die Testpflicht personell stemmen zu können".