Das Abwasser soll von Katzenbach über Stralsbach in die Anlage nach Großenbrach geleitet werden. Da haben die Stralsbacher etwas dagegen.
                           
          
           
   
          Immer wenn Starkregen kommt, hat Hubert Radtke ein Problem. Ein ganz gewaltiges. Denn dann treiben die Wassermassen die Kanaldeckel vor seiner Haustür in der Straße zum Wiesengrund heraus. So stark ist der Druck, der dabei entsteht. Zuletzt ist das am 7. Juli 2015 geschehen. 
Das austretende Wasser staut sich jedes Mal und droht unter anderem in sein Haus zu laufen. Zwar hat er mehrere Schutzmaßnahmen ergriffen, beispielsweise Ventile eingebaut. 
Doch die lösen das Problem nicht. "Hier, unter der Straße, laufen zwei Kanäle zusammen", erklärt Radtke. Einer käme aus dem Stralsbacher Oberdorf, der andere aus der Von-Henneberg-Straße, die Ortsdurchfahrt. Die Rohre seien zu klein, weshalb sich das Wasser staue. 
  
  Fäkalien liegen auf der Straße
 
Zwar gibt es ein Überlaufbecken, das überschüssiges Regenwasser aufnehmen soll, doch das 
befindet sich rund 600 bis 800 Meter weiter. "Das ist viel zu weit weg. Es müsste hier an dem Knotenpunkt sein", sagt er. Das hätten ihm bereits mehrere Fachleute bestätigt.
Aber nicht nur die Wassermassen sind ein Problem, sondern auch die Fäkalien. "Die schwemmt es bei jedem Hochwasser aus dem Kanal heraus", erklärt der Anwohner. Entsprechend stinkt es in der Straße. 
Zudem bleiben Damenbinden, Kondome und andere angeschwemmte Dinge später auf der Straße liegen. Radtke sammelt sie dann immer wieder auf. "Die Gemeinde kümmert sich doch nicht darum." Ebenso um die Kanaldeckel. "Sogar die setzen wir Anwohner wieder ein." 
Um auf die angespannte Situation hinzuweisen, haben Radtke und seine Frau Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) im August 2015 ein Schreiben überreicht. 
"Er hat uns versprochen, sich zu kümmern", sagt der Stralsbacher. Doch bis heute sei nichts passiert. Umso weniger kann er nun verstehen, dass das Rathaus weiteres Abwasser durch den Stralsbacher Kanal leiten will. 
Geplant ist, in Katzenbach ein neues Pumpwerk zu errichten. Es soll das Brauchwasser der 1800 Einwohner von Waldfenster, Lauter und Katzenbach nach 
Stralsbach pumpen. 
Von hier soll es über das örtliche Kanalnetz in den Sammler Richtung Großenbrach geleitet werden. "Unsere Leitungen sind doch viel zu klein dafür", entrüstet sich Radtke. Parallel plant die Gemeinde ein neues Industriegebiet oberhalb von Stralsbach, Richtung Poppenroth, dessen Abwasser über den gleichen Weg entsorgt werden soll. 
  
  Kritik am Bürgermeister
 
Deshalb nutzten Radtke und rund 60 Stralsbacher die Bürgerversammlung dazu, das Ortsoberhaupt zur Rede zu stellen. Eine gute Stunde diskutierten sie mit Bug. Dabei ging es ganz schön hitzig zur Sache. "Ihr könnt doch nicht einfach etwas planen und beschließen, ohne vorher zu wissen, ob das überhaupt funktioniert", warfen die Bewohner dem Rathauschef und seiner Verwaltung vor. 
Wolfgang Kretschmer ergänzte: "Die Probleme mit unserem Kanalnetz sind seit Jahren bekannt, da muss man sich die auch mal angucken." Norbert Straub, der ebenfalls in der Straße Zum Wiesengrund wohnt, ging sogar noch weiter. "Früher wurde miteinander geredet, aber anscheindend ist das in Burkardroth nicht mehr üblich. Ihr hättet uns vorher alle mal zusammenrufen können." 
Bug versuchte zu beschwichtigen. 
Das Kanalnetz in Stralsbach sei inzwischen von einer Fachfirma digital erfasst und dessen Leistungsfähigkeit neu berechnet worden. Dabei haben sich mehrere kritische Stellen ergeben, wie etwa direkt vor dem Gasthaus "Zum weißen Rössel", in der Straße Zum Wiesenweg und der Bereich oberhalb vom alten Rathaus. Wie diese neuralgischen Punkte entschärft werden sollen, ließ Bug jedoch offen. Die Fachleute seien dabei zu prüfen, was zu tun ist. 
"Es bringt doch nichts, den Kanal zu vergrößern. Man muss auch berücksichtigen, welche Auswirkungen das anderswo hat", fügte er hinzu. 
Dennoch gab er den Stralsbachern Recht und sagte: "Es muss was gemacht werden." Allerdings räumte Bug auch ein, dass er einen bereits gefassten Beschluss des Gemeinderates nicht einfach so aufheben könne. 
Egon Schlereth fragte nach, ob das Rathaus nicht eine Alternativtrasse am Sportplatz Richtung Zahlbach bis zur Schafmühle planen könne. "Da müssen aber auch die Grundstückseigentümer mitmachen", sagte Bug. Doch Berthold Kröckel gab Entwarnung: "Wir könnten die bestehenden Flurbereinigungswege nutzen und das Wasser zwischen Schafs- und Kesselmühle einleiten." 
Das Ortsoberhaupt sicherte schließlich den Bürgern zu, den Vorschlag in der 
Verwaltung und mit dem Gemeinderat zu besprechen. Außerdem versprach er, dass es zu den weiteren Kanalnetz-Planungen eine Info-Veranstaltung geben wird.
Weitere Themen waren der intensive Holzeinschlag im Stralsbacher Forst, der Ausbau des Breitbandnetzes in der Großgemeinde und die Mängel am Stralsbacher Rathaus. Dort müssen laut Werner Schoch der Blitzableiter neu befestigt, der Putz ausgebessert und Kloschüsseln in den Toiletten montiert werden.