Die höchste Flut seit Januar 2003

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Die Schutzmaßnahmen haben gehalten, was die Planer sich versprochen hatten. Diesmal musste die Saale draußen bleiben ...
Am Hallenbad hat die Barriere ein Eindringen der Flut in die Bad Kissinger Innenstadt verhindert.
 
Die sonst so träge Saale wurde wieder zum reißenden Strom.
 
Blick auf den Hausener "Unterwassersportplatz".
 
Zwischen Bad Kissingen und Hausen war kein Weg mehr benutzbar.
 
Die Verbindungsstraße zwischen Hausen und Kleinbrach war nicht mehr passierbar.
 
Nur für Schwäne und Enten war der Flugplatz in der Bad Kissinger Au noch anfliegbar.
 
Land unter im Gasthaus "Zum Adler" in Hausen. Die örtliche Feuerwehr musste zu Hilfe eilen.
 
Mit Pumpe, Schlauch und Metallwand kämpfte Ernst Götz gegen die Saale in seinem Keller
 

Die Flut ist zurückgekommen. Zum zweiten Mal innerhalb von nur einer Woche wurde in Bad Kissingen die Meldestufe 4 überschritten. Am Freitagmittag erreichte die Saale am Regentenbau 4,42 Meter. Das ist der höchste Wert seit dem Jahrhunderthochwasser im Januar 2003.

Damals waren dort 4,69 Meter gemessen worden. Am Golfplatz wurden sogar 5,08 Meter registriert. Das waren 48 Zentimeter weniger als vor acht Jahren, aber 40 Zentimeter mehr als am vergangenen Sonntag.
Diesmal aber halten sich die Schäden in relativ engen Grenzen. Der Fluss hat die Bad Kissinger Innenstadt nicht geflutet.Die Dämme und Schutzwände aus Beton und Aluminium- teilen haben sich wieder bestens bewährt.

Allerdings standen in Kleinbrach und Hausen einige Häuser unter Wasser. Die Betroffenen nahmen es mit beachtlicher Gelassenheit hin.

Kein Anlass für Besorgnis

Das gilt auch für Baudirektor Stefan Thums. Der Chef des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen sagte, er erwarte keine größeren Schäden in der Stadt und an den Gewässern, auch wenn wohl einige Keller in Privathäusern überflutet wurden.
"Wir sind sehr zufrieden, dass der Damm hält", sagte Stadtbrandinspektor Harald Albert. Zusammen mit Fachleuten vom Roten Kreuz, Ordnungsamt und Service-Betrieb hatte er am Morgen die neuralgischen Punkte abgefahren. Anlass zu Besorgnis bestand jedoch nicht.
Keinen Grund für Panik sahen auch die Kleinbracher. "Es ist wenigstens kein Schlamm dabei", sagte Ernst Götz. In seinem Haus und bei Nachbarin Martina Käß liefen jeweils drei Pumpen, um die Keller wieder trocken zu legen. Dort stand das Wasser einige Zentimeter hoch.

Mit Pumpen und Sandsäcken

Im Gasthaus "Zum Adler" in Hausen musste die örtliche Feuerwehr eingreifen. Sie war um 6.30 Uhr als erste im Landkreis alarmiert worden. Kommandant Bernd Czelustek gab am Freitag keinen Unterricht in der Schule, sondern Einsatzbefehle. Die Retter waren mit rund 15 Mitgliedern, darunter zwei junge Frauen, und allen ihren Fahrzeugen vor Ort. Mitgebracht hatten sie vom Bad Kissinger Bauhof drei Paletten mit knapp 200 Sandsäcken. Die brauchten sie nicht nur am "Adler", sondern auch bei einer Schreinerei und, vor allem, am Sportheim.

Straßen unpassierbar

Beim nicht unterkellerten Gasthaus drückte es das Wasser durch die Wände, sagte Gastwirt Dieter Göbel. Für ihn war es das erste Hochwasser, seit er den "Adler" übernommen hat. Er konnte am Freitag noch nicht sagen, wie hoch der Schaden sein würde. Die Feuerwehr tat, was sie konnte: "Wir pumpen im Kreise: Was wir vorne abpumpen, kommt hinten wieder rein", so Marco Kleinhenz.
Bad Bocklet war nur noch über Großenbrach auf dem Landweg erreichbar. Überflutet waren auch die Straße von Kleinbrach nach Hausen sowie der Bereich in der Bad Kissinger Au. Am Flugplatz konnten nur noch Schwäne landen. Ob noch weitere Verbindungen unterbrochen waren, konnte die Bad Kissinger Polizei nicht sagen.
Die Bad Kissinger wurden von der Entwicklung nicht überrascht. Angesichts des drohenden Tauwetters und der großen Schneemassen in der Rhön war die mobile Hochwasserschutzwand bereits in der ersten Januarwoche aufgebaut worden.
Dann trat das Wetter ein, das vorhergesagt worden war. In den vergangenen Tagen kam es nicht nur zur großen Schneeschmelze, es regnete auch kräftig. Nach Angaben von Peter Krammer von der Wetterstation Bad Kissingen fielen hier binnen 48 Stunden zwar nur 18 Liter pro Quadratmeter, in der Rhön aber gab es ergiebige Niederschläge.

Das Wetter bleibt frühlingshaft

Wie Krammer am Freitag sagte, war gestern der mildeste Tag dieses Jahres mit 11,8 Grad Celsius. "Frühlingshaft" wird es weitergehen. Für die Nacht auf Samstag wurde noch etwas Regen prognostiziert. Am Wochende soll es dann sieben bis zwölf Grad (plus) geben.
14 Millionen Euro: Der Hochwasserschutz für Bad Kissingen hatte seinen - hohen - Preis. Bei der Jahrhundertflut vor fast genau acht Jahren wurden Teile der Altstadt und der Kuranlagen schwer getroffen. Menschen wurden zwar nicht in Mitleidenschaft gezogen, doch war der Sachschaden ganz enorm. Man machte daher Nägel mit Köpfen.
1,3 Kilometer lang ist die Teilstrecke der Saale durch Bad Kissingen. In diesem Bereich wurde ein Hochwasserschutzkonzept umgesetzt, das Vorbildcharakter hat. Es wurden Brücken errichtet und ein Damm in der Au aufgeschüttet. Straßen wurden angehoben und eine neue, attraktive Promenade ist entstanden.
ln wenigen Stunden lässt sich ferner eine mobile Schutzmauer aufbauen, die dicht hält: Auf vorbereiteten Betonsockeln werden - wie Legosteine - Teile aus Aluminium montiert. Die Konstruktion ist optisch unaufdringlich und im Bedarfsfall effektiv: Sie engt die Saale nicht ein, lenkt das Wasser in die gewünschte Richtung. ed