Das orientalische Zackenschötchen entwickelt sich zum Problem. Weshalb sich Landwirtschaft und Naturschutz in diesem Punkt einig sind.
Das orientalische Zackenschötchen erobert sich im Landkreis Bad Kissingen immer mehr Lebensraum. Gerade auf den kalkhaltigen Böden rund um Münnerstadt findet es beste Bedingungen. So niedlich sein Name klingt, das gelb blühende Gewächs ist so etwas wie eine Monsterpflanze; sie ist zwar nicht giftig, aber sie nimmt anderen Pflanzen den Platz zum Leben.
In der Landwirtschaft und im Naturschutz sieht man das Ausbreiten des Zackenschötchens mit großer Sorge. Denn die Pflanze gibt sich längst nicht mehr mit einem Dasein am Straßenrand oder am Bahndamm zufrieden. Mittlerweile macht sie sich auf Äckern, Wiesen und im Halbtrockenrasen breit. In der Landwirtschaft führe das zu Ertragseinbußen und Erschwernissen, sagt Georg Scheuring, der Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Landkreis Bad Kissingen. In der Natur hat es eine Wirkung wie eine Monokultur. Die Blütenvielfalt geht zurück, was sich negativ auf die Fauna auswirkt, erklärt die Untere Naturschutzbehörde.
Weidetieren schmeckt es nicht
Problem ist die Robustheit der Pflanze und ihre Fähigkeit, sich nicht nur über massenhaft Samen, sondern sogar über die Wurzel fortzupflanzen. Selbst Pflügen helfe nur bedingt, denn schon kleine im Boden verbleibende Wurzelreste könnten neue Pflanzen bilden, erklärt der BBV-Geschäftsführer. Durch Wind würden die Samen nicht verbreitet, so die Auskunft aus der Unteren Naturschutzbehörde. Es sei vor allem der Mensch, der dafür sorge. Über die Bodenbearbeitung können Samen und Wurzelreste auf noch unbelastete Flächen gelangen.
Auf Wiesen mindert das Unkraut die Futterqualität, denn die meisten Weidetiere meiden es. "Der scharfe Geschmack des Wildgemüses gefällt höchstens dem Menschen, zum Beispiel als Beimischung im Salat", heißt es bei der Unteren Naturschutzbehörde. Außerdem lässt sich Heu, das mit der Pflanze durchsetzt ist, schlechter trocknen, erklärt Georg Scheuring.
"Es ist ein Drama", sagt der Münnerstädter Bio-Landwirt Dieter Petsch zur Ausbreitung der Pflanze. Sie sei wie eine Seuche. Jetzt müssten Straßenränder dringend gemäht werden, damit das Ausbreiten nicht weitergeht, ist sein Appell an die Kommune. Eine Mahd Ende Mai und Anfang Juli hilft nach Auskunft der Unteren Naturschutzbehörde die Verbreitung einzudämmen. Das Schnittgut sollte verbrannt werden, so der Rat aus dem Landratsamt. Mulchen hält man dagegen für nicht geeignet; diese Methode helfe im Gegenteil bei der Verbreitung.
Besonders betroffen von der Verbreitung des Gewächses ist nach Auskunft von Georg Scheuring die ökologische Landwirtschaft, die im Landkreis einen sehr hohen Anteil hat. Denn Biobauern bleibt nur die sehr aufwendige mechanische Bekämpfung. Das kann Dieter Petsch nur bestätigen. Doch selbst in der konventionellen Landwirtschaft sei dem Kraut schwer beizukommen, sagt Scheuring. Die Wurzeln sind so tief, dass diese sogar bei einem Herbizideinsatz nicht unbedingt absterben.
Heimische Wildpflanzen könnten vor allem im Halbtrockenrasen verdrängt werden, ist die Befürchtung der Unteren Naturschutzbehörde. Auch die Bund-Naturschutz-Kreisgruppe kämpft nach Aussagen von Ingo Queck stellenweise gegen das Unkraut an. Es ist teilweise auf BN-eigenen Grundstücken zu finden und muss dort aufwendig ausgegraben werden.