Die Buche soll ihren Hut nehmen

2 Min
Im November 2008 hatten Wanderer noch die Möglichkeit, direkt unter der Hutbuche zu rasten. Aber das Gelände um den Baum war schon längere Zeit mit einer Einfassung gesichert. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Im November 2008 hatten Wanderer noch die Möglichkeit, direkt unter der Hutbuche zu rasten. Aber das Gelände um den Baum war schon längere Zeit mit einer Einfassung gesichert. Foto: Kathrin Kupka-Hahn

Der Zustand des Naturdenkmals verschlechtert sich stetig. Deshalb fordern die Anwohner, dass die Rotbuche gefällt wird. Die Untere Naturschutzbehörde sieht das jedoch als letzte Option. Sie will den Baum solange wie möglich erhalten.

Die Frauenrother sorgen sich. Vor wenigen Tagen sind erneut ein großer Ast sowie mehrere kleine an der Hutbuche abgebrochen. Auch der Zaun um das Naturdenkmal wurde dabei beschädigt. "Der Baum ist am Sterben, das müssen wir akzeptieren", sagt Klaus Kleinhenz. Deshalb fragt er sich: "Wer kommt für die Schäden auf, wenn weitere Äste abbrechen oder sogar Menschen verunglücken?" Schließlich feiern die Frauenrother jedes Jahr im August das Hutbuchenfest vor Ort und der Hochrhöner-Wanderweg führt an dem Baum vorbei. Der örtliche Feuerwehrkommandant Georg Grom geht sogar noch einen Schritt weiter: "Die Hutbuche muss weg. Sie hat ihr Lebensende erreicht und ist in diesem Zustand eine Gefahrenquelle." Deshalb sieht er jetzt die Ämter in der Pflicht, schnellstmöglich zu reagieren.


Bedenkliche Stammneigung

Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) weist jegliche Verantwortung von sich. "Die Hutbuche ist ein Naturdenkmal und wird somit von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt betreut", erklärt er. Dort ist man sich des Problems bewusst. "Der aktuelle Stand ist besorgniserregend", teilt die Sprecherin des Landratsamtes, Melanie Hofmann, auf Nachfrage mit. Der zuständige Fachmann für Naturschutz, Pit Ullmann, habe die Hutbuche in den letzten Tagen überprüft und dabei festgestellt, dass sich ein Stamm bedenklich zur Seite neigt. "Möglicherweise hat auch die Witterung in den letzten Wochen dazu beigetragen, dass der Baum immer instabiler wird", so Hofmann. Zusätzlich könnte nach Ansicht der Unteren Naturschutzbehörde der trockene Sommer 2015 dem Baum zu schaffen gemacht haben.

Wie alt die Hutbuche jetzt ist, lässt sich nach Auskunft der Fachleute nur schwer schätzen. Seit 1987 gilt sie als Naturdenkmal, damals hat man ihr Alter auf 350 Jahre geschätzt. Seither wird sie jährlich entsprechend den Vorschriften zwei Mal jährlich kontrolliert, teilt die Landratsamtssprecherin mit. "Zusätzlich besichtigen sie Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde gelegentlich bei Außendiensten im Markt Burkardroth." Der letzte offizielle Besuch fand im Spätsommer 2015 statt.


Bedenken seit sieben Jahren

Die Befürchtungen, dass sich die Lebenszeit der Rotbuche dem Ende zuneigt, sind nicht neu. Die Untere Naturschutzbehörde hatte ihren Verdacht bereits 2009 in einem Schreiben an den Markt Burkardroth geäußert und entsprechende Baumpflegemaßnahmen veranlasst. "Um ein Auseinanderbrechen der Krone zu vermeiden, wurden damals auch ergänzende Kronensicherungen eingebaut", schreibt Hofmann. Erledigt hat das Olaf de Vries, Baumpfleger und geprüfter Sachverständiger für Baumhabitat-Struktur aus Bad Brückenau. Er sei für viele Bäume im Landkreis zuständig, aber an die Hutbuche könne er sich noch sehr gut erinnern. "Ich bin damals hineingeklettert und habe auch Äste und Totholz entfernt."


Eigentlich normale Vorgänge

Zu der aktuellen Situation der Hutbuche kann de Vries nicht viel sagen, sieht die Situation aber entspannt. "Der Aufschrei ist immer groß. Es ist ein alter Baum, da fallen immer wieder mal Äste herunter", sagt er. Die Menschen sollten seines Erachtens einfach Abstand halten und verinnerlichen, dass sie die bestehenden Räume mit der Natur teilen. Dazu gehört für den Sachverständigen auch, dass ein Baum in Ruhe sterben darf. Deshalb hält de Vries es für sehr wichtig, dass der Baum solange wie mögliche erhalten bleibt und nicht gefällt wird. Zur Not sollte ein fünf Meter hoher Stumpf stehen bleiben. Schließlich sei die Hutbuche wichtiger Lebensraum für Tiere. "Je länger der Baum steht, um so mehr wohnen dort, wie etwa Insekten oder Fledermäuse, die sich gerne mit ihren Kolonien in alten Baumhöhlen niederlassen."

Welche Tiere momentan in der Hutbuche leben, wurde laut Landratsamt nicht untersucht. "Es ist davon auszugehen, dass der Baum von Singvögeln und Fledermäusen genutzt wird. Außerdem werden solche alten Bäume von zahlreichen Insektenarten bewohnt. Besonders interessant sind Käfer, die auf vermorschtes Holz angewiesen sind", heißt es dazu aus der Unteren Naturschutzbehörde.


Äste stark zurückschneiden

Auch hier hält man die Fällung des Baumes für den letzten Schritt. Stattdessen neigt man in der Behörde eher dazu, die weit ausladenden Äste stark zurückzuschneiden, was wiederum den Charakter der Hutbuche radikal verändern würde. "Deshalb tendieren wir dazu, vor weiteren Maßnahmen die Bürger von Frauenroth einzubinden", so das Landratsamt. Zudem soll nochmal ein Baumsachverständiger eingeschaltet werden.

Die Frauenrother sehen das eher kritisch. "Im Lauf der Jahre ist viel Geld in die Hutbuche hineingebuttert worden. Das hätte man schon längst für neue Bäume investieren können", so Klaus Kleinhenz. Zudem hofft er wie die anderen Frauenrother auf eine rasche Lösung der Probleme. Schließlich will man von 6. bis 8. August wieder das Hutbuchenfest feiern.