"Diana" wurde wieder bewaffnet

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Restaurator und Steinmetz Alexander Kessler führte die Arbeiten aus. Foto: Ralf Ruppert
Restaurator und Steinmetz Alexander Kessler führte die Arbeiten aus. Foto: Ralf Ruppert
Dr. Kurt Rieder zeigt die zwei Teile des Pfeils, die anhand alter Fotos aus patiniertem Messing nachgebildet wurden. Ein in die Hand der Göttin Diana geklebter Gewindestab verbindet sie. Fotos: Ralf Ruppert
Dr. Kurt Rieder zeigt die zwei Teile des Pfeils, die anhand alter Fotos aus patiniertem Messing nachgebildet wurden. Ein in die Hand der Göttin Diana geklebter Gewindestab verbindet sie. Fotos: Ralf Ruppert
 

In den 1950er Jahren sind im Schmuckhof der Göttin der Jagd ein Pfeil und ein Teil der Hand abgebrochen. Restaurator Alexander Kessler sorgte für Abhilfe.

Dr. Kurt Rieder hat acht Monate Detektivarbeit hinter sich: "Die Wiederbewaffnung der Diana hat am 2. März begonnen", blickt er mit einem Augenzwinkern zurück. Damals gab es einen Stammtisch des Fördervereins Kissinger Kurorchester, der sich auch für die Geschichte der Kurstadt interessiert. Hobby-Historiker Gerhard Wulz kam damlas zum Vortrag und wies auf eine Geschichte hin, die auch in seinem Buch erwähnt ist: Der Skulptur der Jagdgöttin Diana fehlen seit den
1950er Jahren ein Teil der Hand und ihr wichtigstes Attribut: ein Pfeil aus Metall.


Nachfragen bis nach Frankreich

"Da steht seit 60 Jahren eine nahezu hand-amputierte Diana", sagt Rieder. Das wollten er und einige Vereinsmitglieder ändern. Also begaben sie sich auf die Suche: Erstes Problem war die Gesteinsart. Die erste Vermutung lautete auf Savonnières-Kalkstein. Rieder ging auf die Suche und stieß auf einen Spezialisten für französischen Kalkstein. Der reiste eigens nach Bad Kissingen und stellte fest, dass es ein sogenannter Euville-Kalkstein, also ein etwas groberer Stein ist.

Durch Nachfragen bei Experten in Köln, Ulm, München, in Frankreich und Luxemburg kam Rieder schließlich tatsächlich an ein kleines Stück des begehrten Steins, aus dem Restaurator Alexander Kessler nun einzelne Finger modellierte. "Das hätte man natürlich auch mit Gesteinsmehl nachformen können, aber so ist es näher am Original", berichtet Kessler.


Aus patiniertem Messing

Die größte Herausforderung war aber das Loch für den Pfeil. "Da waren noch Metallteile drin", berichtet Kessler. Deshalb war beim Bohren höchste Vorsicht geboten. "Die Hand ist so filigran, ein bisschen Druck und der Stein bricht sofort." Langsam und mit einem kleinen Akku-Bohrer arbeitete sich Kessler durch die Hand der Jagd-Göttin. In das Loch wurde ein Gewindestab geklebt, damit beide Teile des Pfeils in einer Linie zueinander stehen.
Auch der Pfeil selbst machte viel Arbeit: Der alte Pfeil war weg, aber auf der Grundlage alter Postkarten wurde eine erste Version des Pfeils aus Metall hergestellt. Die genaue Form entstand in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. "Aber dann ging es um die Frage, in welchem Material wir das ausführen." Eisen könnte erneut rosten und den Steinsprengen, Edelstahl passe nicht in den Schmuckhof. Am Ende fiel die Wahl auf patiniertes Messing.


Kosten: Rund 2000 Euro

Rund einen Tag lang arbeitete Kessler nun an der Restaurierung. "Das ist schon ein schönes Fleckle", ist der Restaurator begeistert vom Schmuckhof.

"Das ist eine sehr sensible Geschichte", berichtet Erwin Full vom Staatlichen Bauamt. Das Landesamt für Denkmalpflege sei deshalb auch zunächst skeptisch gewesen: Die noch bestehende Substanz sollte auf keinen Fall beschädigt werden. Besonders freut sich Full, dass sich die Mitglieder des Fördervereins Kurorchester so intensiv in die Vorarbeiten eingebracht haben. Die Kosten für den Freistaat Bayern als Eigentümer schätzt er auf rund 2000 Euro.