Jahreszeitlich fiel der Rückgang der Arbeitslosenzahlen im März nicht wie erwartet aus. Viele Gastronomie-Fachkräfte im Landkreis Bad Kissingen orientieren sich anders. Freie Stellen bei den Pflegekräften sind schwer zu besetzen.
Der in diesem Jahr hartnäckige Winter hat nicht nur Wirkungen auf das perönliche Empfinden der Menschen. Er wirkte sich beispielsweise auch auf dem regionalen und lokalen Arbeitsmarkt aus. "Während in den letzten Jahren die Arbeitslosenquote von Februar auf März meist um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte zurückgegangen war", so Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit im Bezirk Schweinfurt, "sank in diesem Jahr die Quote nur um 0,2 Punkte von 4,3 auf 4,1 Prozent."
Damit waren in der Region Main-Rhön im Berichtsmonat 9793 Menschen arbeitslos gemeldet, 473 weniger als im Februar. "Der relativ moderate Frühjahrsaufschwung zeigt sich vor allem im Vergleich zum Vorjahr", stellt Thomas Stelzer in seiner Bilanz für den ersten meteorologischen Frühjahrsmonat fest. Vor einem Jahr gab es 633 arbeitslose Menschen weniger, die Arbeitslosenquote lag bei 3,8 Prozent. "Aufgrund der fehlenden Nachfrage nach zusätzlichen Arbeitskräften aus den Produktionsbetrieben konnte der witterungsbedingt schwache Start in die neue Saison im März nicht anderweitig ausgeglichen werden", so Stelzer weiter.
Fachkräfte weiter gesucht Im Gegensatz zum überwiegenden Teil der Industrie werden in vielen Bereichen des Handwerks zwar dringend Fachkräfte gesucht, dieser Bedarf führe aber deshalb nicht zu einem deutlicheren Rückgang der Arbeitslosigkeit, weil sich unter den Kunden der Arbeitsagentur und der Jobcenter immer weniger passgenaue Bewerberinnen und Bewerber finden.
Zwar ging die Anzahl von Arbeitnehmern, die sich im Anschluss an eine Erwerbstätigkeit arbeitslos melden mussten, seit Februar um 152 Personen zurück, aber die Zahl der Arbeitslosen, die wieder eine Beschäftigung aufnehmen konnten, stieg im Vergleich zum Vormonat nur um 375 Betroffene auf 1180 Abmeldungen. Dies ist eine für den März relativ geringe Dynamik.
Verzögerter Einstieg Die Wiedereinstellung vieler Arbeitnehmer verzögerte sich bisher aufgrund der ungünstigen Witterung. Dass der Frühjahrsaufschwung aber dennoch vor der Türe steht, zeige der Blick auf die gemeldeten Arbeitsstellen, so Stelzer. Zwar erfolgte auch in diesem Jahr der stärkste Anstieg beim Zugang neuer Stellen nach dem Winter wie üblich im Februar, entgegen der langjährigen Erfahrung konnte aber im März noch eine weitere Steigerung verzeichnet werden. Mit 810 neuen Stellenangeboten nahm der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter der Landkreise 71 neue Arbeitsangebote mehr entgegen als im Februar. Der Bestand an offenen Stellen stieg von 1954 im Februar weiter an auf 2120 im März.
Neben vielen Sparten des Handwerks kristallisieren sich insbesondere in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld zunehmend der Hotel- und Gaststättenbereich sowie die Pflegeberufe als bei der Besetzung sehr problematisch heraus. "In der Hotellerie und Gastronomie erscheint offenbar einigen sehr guten Fachkräften der Einsatz in den heimischen Betrieben nicht mehr interessant genug. Sie zieht es in touristische Hochburgen wie das Alpengebiet oder sie bewerben sich um einen Arbeitsplatz auf einem der immer zahlreicheren Kreuzfahrtschiffe", gibt der Leiter der Agentur für Arbeit die Beobachtungen seiner Vermittlungsfachkräfte weiter.
Freie Stellen vorhanden Bei den Pflegeberufen dagegen gibt es gerade in den beiden genannten Landkreisen ein großes Angebot an interessanten Arbeitsstellen vor Ort, die entsprechend schwierig zu besetzen sind. "In der Pflege haben wir in der Region einen sehr großen Bedarf", erklärte Stelzer, "dem leider ein viel zu geringes Angebot an Interessenten gegenüber steht. Wer sich vorstellen kann, in der Alten- oder Gesundheitspflege zu arbeiten, sollte sich ernsthaft mit diesem Berufsfeld auseinandersetzen."
Deutlicher Anstieg der Kurzarbeit Bis zum Februar hatte die Zahl der Betriebe, die vorsorglich Kurzarbeit angemeldet haben und damit die Anzahl der möglicherweise betroffenen Arbeitnehmer nur langsam zugenommen. Im Januar waren es 48 Betriebe, im Februar 57 und im März 72. Die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer stieg im gleichen Zeitraum von 3073 über 3518 auf nunmehr 4944.
Der Ausbildungsstellenmarkt Traditionell wirft die Agentur für Arbeit im März erstmals einen Blick auf den Ausbildungsstellenmarkt. Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage verändert sich immer mehr zu
Gunsten der Bewerber, wurde diesbezüglich festgestellt. Seit Oktober 2012 wandten sich 3068 Jugendliche bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle an die Berufsberatung. Dies war gegenüber 2012 ein Rückgang um 274 junge Menschen, ein Minus von 8,2 Prozent.
pz