Das Projekt "troll-lige Riedelgrube" ist fertig. Im Biotop kommen nicht nur Naturfreunde, sondern auch Kunstinteressierte auf ihre Kosten.
Sehen, Hören, Fühlen, Staunen, Fantasieren, Verweilen - dazu lädt ab sofort die Riedelgrube in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Ebenhausen ein. Naturfreunde kommen ebenso auf ihre Kosten wie Kunstinteressierte, die Leben und Arbeiten des berühmten schwedischen Malers John Bauer, dessen Wurzeln in Ebenhausen liegen, kennen lernen wollen.
"Hier in der einmaligen Tier- und Pflanzenwelt treffen Fantasie und Wirklichkeit aufeinander. Aus der einstigen Ziegelei wurde die troll-lige Riedelgrube, eine Idee meines Amtsvorgängers Siegfried Erhard und in Zusammenarbeit mit Architekt, Behörden, Bürgern und Firmen erfolgreich umgesetzt", würdigte Bürgermeister Franz Kuhn bei der Eröffnung vor rund 100 Gästen. In das Projekt seien bislang 140 000 Euro geflossen. Davon seien 57 000 Euro als 50-prozentiger Anteil der Nettokosten über das EU-Programm Leader bewilligt. 40 000 Euro als Preisgeld für ökologisches Bauen habe die Gemeinde für diese Aufgabe reserviert. Der Rest verbleibe bei der Gemeinde und sei für Natur und Kultur gut angelegt.
Lehmgrube und Ziegelfertigung Altbürgermeister Siegfried Erhard schilderte den Werdegang der Anlage, die bis Anfang der 60er Jahre der Firma Riedel als Lehmgrube und Ziegelfertigung diente. "Das Gelände schlummerte vor sich hin, ehe die Eigentümer der Gemeinde den Kauf anboten. Rasch wurden wir uns handelseinig, ohne eine konkrete Nutzung im heutigen Sinn anzupeilen", erinnerte er. Bei der Erstellung eines neuen Flächennutzungs- und Landschaftsplans sei ein Teil der Zone als Biotop ausgewiesen worden. Aus einem anderen Stück war bereits ein Kinderspielplatz geworden. Im Biotop konnte sich die Natur uneingeschränkt entfalten.
"Im Zuge der Städtebausanierung renovierten wir am Kirchplatz das Peterhanshaus. Damals erkundigte sich ein Anrufer, dessen Name nicht festgehalten wurde, nach John Bauer, einem Namen, mit dem wir zunächst nichts anfangen konnten. Parallel kam eine Anfrage an Kreisheimatpfleger Werner Eberth, der bald die Bedeutung John Bauers eruierte. Dies war Anstoß, das Peterhanshaus diesem berühmten Künstler zu widmen", erklärte Erhard. John Bauer, dessen Vater Ebenhäuser war, illustrierte nicht nur schwedische Kinderbücher, sondern befasste sich in vielen Zeichnungen mit der Natur. In Schweden kenne nahezu jeder John Bauer. Die Idee, das Biotop mit John Bauer zu verbinden, sei auf fruchtbaren Boden gefallen. "Viele haben sich mir angeschlossen und sich bei der Umsetzung eingebracht. Ihnen gebührt unser aller Dank", lobte Erhard.
Die beeindruckende Lösung würdigte stellvertretender Landrat Alfred Schrenk: "Ein feines, abgestimmtes Konzept mündete in ein äußerst interessantes Projekt, das sich sehen lassen kann. Dazu kann der Landkreis nur gratulieren."
Der Funke ist übergesprungen Wolfgang Fuchs als Bezirksverantwortlicher für das LEADER-Programm verwies auf die Grundsätze mit "Bürger gestalten ihre Heimat". "Der Funke ist auf das Dorf übergesprungen. Zusammen mit Bürgern und Behörden schuf die Gemeinde eine Anlage, die Ihresgleichen sucht. Reden Sie von diesem Objekt, machen Sie viele neugierig, um die gelungene Symbiose von Natur und Kunst publik zu machen", ermutigte er.
Landschaftsarchitekt Valentin Dietz (Engenthal) erläuterte den Werdegang des Projekts, das ohne Zeitdruck reifte. Viel Natur biete der Raum innerhalb der Riedelgrubenwände einschließlich verwunschener Ecken für Trolle. Infotafeln erläuterten die Standorte für Pflanzen und Tiere, Leben und Wirken John Bauers und Umgang mit der Natur. Das Spiel der Fantasie werde beflügelt.
"Das Wegesystem der Firma Riedel haben wir beibehalten, Fundamente eines Abkühlbeckens für eine Wetterschutzhütte genutzt und Erlebnisstationen mit Aufenthaltsplätzen, Anregungen und Geschichten geschaffen", berichtete Dietz und war sich sicher, dass sich die Anlage weiterentwickeln werde.
Bei ersten Führungen konnten die Gäste die große Vielfalt der Riedelgrube erleben. Geonautin Nicole Wirl (Maßbach) stellte vor allem die Stationen zu John Bauer vor, Jochen Willecke (Hammelburg) ging auf das "Tierhotel" in der ehemaligen Trafostation ein, weitere Mitarbeiter der Kreisgruppe im Bund Naturschutz stellten Flora und Fauna vor.
ÖffnungszeitenTroll-lige Riedelgrube ganzjährig, Eintritt frei
John-Bauer-Museum am ersten Sonntag im Monat von 13 bis 16 Uhr, Eintritt frei
Kontakt zur RiedelgrubeGemeinde Oerlenbach,
Schulstraße 8, 97714 Oerlenbach, Tel. 09725/ 71 010,
Gruppenführungen nach Absprache
Gästeführer/innenPetra Eckert, Anja Erz-Holschuh, Tanja Brand, Ilona Galozy, Ursula Grimm, Traudl Schöller, Waltraud Schott, Carola Wells, Siegfried Erhard und Klaus Distler