Der große Freund der Rhön

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Die Kissinger Hütte wurde 1914 vom Bad Kissinger Rhönklub-Zweigverein gebaut. Foto: Melanie Hofmann
Die Kissinger Hütte wurde 1914 vom Bad Kissinger Rhönklub-Zweigverein gebaut. Foto: Melanie Hofmann
Die Landschaft der Rhön will der Rhönklub den Besuchern nahebringen. Foto: Melanie Hofmann
Die Landschaft der Rhön will der Rhönklub den Besuchern nahebringen. Foto: Melanie Hofmann
 

Der Rhönklub wird 140 Jahre alt. Der Verein wurde 1876 in Fulda gegründet und zählt heute über 23 000 Mitglieder in 86 Zweigvereinen.

Das Wandern ist des Rhöners Lust. Wer im "Land der offenen Fernen" wohnt, hat ganz selbstverständlich das vor der eigenen Haustüre, wofür Gäste und Urlauber die Menschen hier beneiden: Eine einmalige natürliche Urlaubslandschaft, die erlebt werden will. Zu jeder Jahreszeit, ob im Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter, Wanderzeit in der Rhön ist immer.
Ein Verein, der sich der Erwanderung der Heimat, dem Umwelt- und Naturschutz, der Wahrung und Förderung der heimatlichen Kultur verschrieben hat, ist der Rhönklub. Doch wer jetzt an wandernde Rentnergruppen denkt, der irrt: Der geschichtsträchtige Verein verbindet Generationen.


Vorbild Schwarzwald und Taunus

Der Rhönklub verdankt seine Gründung der Tatsache, dass sich in einer Zeit wachsenden Wohlstandes führende Männer aus allen Teilen der Rhön auf Anregung des Fuldaer Arztes Dr. Justus Schneider am 6. August 1876 in Gersfeld zusammenfanden. Sie wollten einen Gebirgsverein gründen. Vorbilder waren der wenige Jahre zuvor ins Leben gerufene Schwarzwaldverein und der Taunusklub. Man schloss sich zusammen, weil erkannt wurde, wie schädlich sich die Aufteilung der Rhön auf vier deutsche Staaten im Zeitalter der beginnenden Industrialisierung auswirkte.


"Land der armen Leute"

Durch den Zusammenschluss über Landesgrenzen hinweg sollte versucht werden, die Rhön verkehrsmäßig zu erschließen, und zugleich die Vorurteile zu beseitigen, die in weiten Teilen Deutschlands gegen das "Land der armen Leute" verbreitet waren. Solche Vorurteile hielten Menschen, die Erholung suchten, von einem Besuch der schönen Rhönlandschaft ab.
Seitdem hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, die Einzigartigkeit des Gebirges, seine kulturelle Prägung mit dem Erlebnis des Wanderns zu verbinden. Der Rhönklub breitete sich innerhalb kürzester Zeit in der fränkischen, hessischen und thüringischen Rhön aus. Der Verein wurde zu einem nützlichen Bindeglied zwischen den Menschen, die die Rhön lieben.


6000 Kilometer Wanderwege

Seit Jahrzehnten leistet der Verein als Mitglied im deutschen Gebirgs- und Wanderverein einen wichtigen Beitrag zur Fremdenverkehrsarbeit in der Rhön. Wanderwege auf über 6000 Kilometern sind angelegt, Sitzgruppen und Bänke werden auf den Wegen gepflegt, Hütten gebaut und verpachtet, Wanderungen angeboten, sachkundige Rhönwanderführer ausgebildet, örtliche Kulturwarte bestellt und engagierte Jugendarbeit betrieben.


Erster Touristenwerber

Der Verein war quasi der erste Touristen-Werber, der die Rhön als Wanderparadies erschlossen und bekannt gemacht hat. Mittlerweile zählt der Rhönklub über 23 000 Mitglieder, die in 86 Zweigvereinen aktiv sind. Dabei ist jeder Zweigverein so vielfältig wie seine Mitglieder.


Erhalt der Landschaft

"Nur was man kennt, das wird man lieben, und was man liebt, das wird man schützen", heißt es in den Leitlinien des Vereins. Als anerkannter Naturschutzverband setzt der Rhönklub auf einen Naturschutz, der den Menschen bewusst miteinbezieht. Den Verantwortlichen geht es dabei nicht allein um Biotopschutz, sondern um die Pflege und den Erhalt der ganzen Landschaft sowie der Umweltbildung. Sitten, Bräuche, Dialekte und regionale Produkte, die aus der Rhön stammen, werden aktiv vom Rhönklub unterstützt. In der Praxis heißt das vor allem, die heimische Kultur, beispielsweise durch Mundartabende oder Trachtentanzgruppen, in Erinnerung zu rufen und bewusst regionale Speisen und Getränke einzukaufen.


Wandern über Generationen

Doch vor allem für eine Aktivität ist der Rhönklub bekannt und geschätzt: Das Wandern. Hierbei wollen die Mitglieder nicht nur die herrliche Natur erleben und etwas für ihre Gesundheit tun. Auch zwischenmenschlich ist es ein Ziel, gemeinsame Erlebnisse zu schaffen, die Generationen verbinden. Und die Erfahrung zeigt: Die Zeit zusammen prägt zum Teil ein Leben lang. Wer mit den Eltern oder Großeltern in Kindertagen öfter an Veranstaltungen des Rhönklubs teilgenommen hat, wird häufig zum "Wiederholungsmitglied", das im Erwachsenenalter den Weg zurück zum Kulturverein findet. So gibt es Familien im Rhönklub, die seit Generationen Teil des großen Ganzen sind.


Der Zweigverein Bad Kissingen

Der Zweigverein Bad Kissingen zählt zu den 15 Gründungsvereinen des Rhönklubs, die damals noch als "Sektionen" bezeichnet wurden. Am 5./6. August 1876 ist eine Kissinger Delegation unter der Leitung des damaligen Bürgermeisters Dr. Gottlieb Full zur Gründungsversammlung nach Gersfeld gereist. Am 30. September 1876 fand schließlich die konstituierende Sitzung in Bad Kissingen statt. Heute zählt der Verein rund 350 Mitglieder.


Bau der Kissinger Hütte

Eine der ersten Aktivitäten des Bad Kissinger Zweigvereins war die Planung und schließlich 1914 der Bau der "Kissinger Hütte". Ursprünglich wurde sie "König-Ludwig-Hütte" genannt. Sie liegt nördlich der Schwarzen Berge auf dem Feuerberg. Die Hütte zählt noch heute zu den Ausflugszielen in der Rhön schlechthin und wurde über die Jahre hinweg immer wieder modernisiert und erweitert. 60 Sitzplätze und 50 Übernachtungsmöglichkeiten laden heute zum Verweilen und Ausruhen ein. Die Rhönklub-Mitglieder der Bäderstadt investieren in "ihr" Haus viel Zeit und Geld um den Ausflüglern eine entspannte Rast zu ermöglichen.


Jugendarbeit

Aber nicht nur durch die "Kissinger Hütte" zeichnet sich der Zweigverein Bad Kissingen aus. Eines haben die Mitglieder früh verstanden: Wer einen Verein über Generationen erhalten will, muss auf Jugendarbeit setzen. Volkstanz und "Linedance" begeistern seit Jahren, die Volkstanzgruppe besteht seit mehr als 100 Jahren und begeistert mit Tracht und traditionellen Choreographien junge und alte Tänzer und Zuschauer zugleich. Auftritte haben die Gruppen nicht nur regelmäßig auf dem Rakoczy-Fest Ende Juli, sondern auch in Kissingens Partnerstädten Eisenstadt, Vernon und Massa. "Linedance" ist inzwischen auch bei den Kurgästen beliebt, die immer wieder zu Übungsabenden hinzukommen.


Wege wollen gepflegt werden

Neben Brauchtum zählt in Bad Kissingen vor allem die Bewegung an der frischen Luft zu den wichtigsten Aktivitäten. Vielseitige Wanderungen sprechen ein breites Spektrum an.
Daneben gibt es immer wieder Themenabende, Kanufahrten gibt es genauso wie Kinder-Olympiaden oder Märchenwanderungen. In der Abwechslung liegt die Würze der Rhönklub-Mitgliedschaft. Das 108 Kilometer lange Wegenetz, welches der Rhönklub Bad Kissingen betreut, wird regelmäßig alle zwei Jahre von den Wegewarten kontrolliert, ausgebessert, umgelegt und nachmarkiert. Neben regelmäßigen Wanderungen werden jedes Jahr Langstreckenwanderungen und Radtouren angeboten.
Besonders stolz sind die Kissinger Mitglieder auf ihr Vereinsheim. Das historische "Feuertürmle" - ein ehemaliger Stadtturm - hat die Stadt Bad Kissingen dem Rhönklub zur Verfügung gestellt.


Veranstaltungen des Rhönklubs

Volkstanz jeden ersten Montag im Monat um 19.30 Uhr im Vermessungsamt, weitere Informationen bei Anna Krug unter Tel: 0971 / 72 340

Linedance Mittwoch alle 14 Tage in ungeraden Wochen um 20 Uhr in der Turnhalle der Realschule Bad Kissingen, Informationen bei Gisela Hein, Tel.: 09736 / 7165, Gudrun Hammelmann Tel.: 0971 /3586

Familien in Aktion Informationen bei Karin Matuschka, Tel.: 09725 / 4837

Offene Jugendgruppe Markus Hammelmann, Tel.: 0971 / 728 329 78

Singkreis Jeden Donnerstag 16.30 bis 19 Uhr, Informationen bei Hans Lickel, Tel.: 0971 / 699 2226

Stammtische jeweils letzter Freitag im Monat: Stammtisch im Teehaus um 15 Uhr; Stammtisch im Feuerturm, November bis März, 19 Uhr; Stammtisch Kissinger Hütte, April bis Oktober 18 Uhr, Abfahrt Wendelinusparkplatz. Melanie Hofmann