Das Schöne und der Tod: Malteser Hospizdienst künftig besser aufgestellt

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Petra Reith, Koordinatorin der Hospizarbeit der Malteser im Landkreis Bad Kissingen und Georg Bischof, Referent für die Hospizarbeit der Malteser im Bistum Würzburg, im Burkardus-Wohnpark - dort hat Reith seit Januar ein eigenes Büro. Foto: Anja Greiner
Petra Reith, Koordinatorin der Hospizarbeit der Malteser im Landkreis Bad Kissingen und Georg Bischof, Referent für die Hospizarbeit der Malteser im Bistum Würzburg, im Burkardus-Wohnpark - dort hat Reith seit Januar ein eigenes Büro. Foto: Anja Greiner

Der Malteser Hospizdienst ist seit Januar hauptamtlich im Landkreis vertreten. Petra Reith ist fortan für die Frage zuständig: Wie koordiniert man sterben?

Georg Bischof vom Hospizdienst der Malteser sitzt in dem noch spärlich eingerichteten Büro seiner neuen Mitarbeiterin Petra Reith - eine Wohnung im dritten Stock im Haus Buche des Burkardus-Wohnparks und sagt: "Das wird keine Dauerlösung sein." "Ein paar Vorhänge", sagt Petra Reith, "werde ich noch aufhängen." Dann unterhalten sie sich über den Tod.


Wenn sich Petra Reith und Georg Bischof über das Sterben unterhalten, fallen Sätze wie: "Es ist ein schöner Moment" und: "Ich habe Zufriedenheit gespürt". Ein Mensch stirbt und ist dabei nicht allein - da kann Zufriedenheit sein. Das Gefühl, einem Menschen den Übergang erleichtert zu haben - da kann das Schöne sein.


Hospizarbeit ist sehr viel Haltung

Petra Reith ist 48 Jahr alt, gelernte Gerontopsychiatrische Fachkraft, also auf Demenzerkrankungen spezialisiert, sie hat die ambulante Station der Caritas in Bad Kissingen und Hammelburg geleitet, vor drei Jahren wechselte sie an das Pflegeheim Haus St. Elisabeth, im September bewarb sie sich dann auf die Stelle als Koordinatorin der Malteser Hospizarbeit in Bad Kissingen.

Im Pflegeheim, sagt sie, blieb nur sehr wenig Zeit für Sterbebegleitung. Zu wenig. Die Menschen, sagt Reith, gehen ganz anders, wenn jemand dabei ist.

Diesen jemand zu finden wird künftig ihre Hauptaufgabe sein.

Den Anfang macht das Pflegepersonal. Sie spüren, wenn ein Patient sich auf den letzten Weg macht, sprechen mit den Betroffenen oder deren Angehörigen, ob sie eine Sterbebegleitung wünschen und bei Petra Reith klingelt das Telefon. "Ich muss raushören, ist es was ganz dringendes, also geht es um ein, zwei Tage oder noch um Wochen, Monate." Dementsprechend schnell muss sie einen ehrenamtlichen Helfer organisieren - zum Teil noch am selben Tag. Das ist die eine Seite. Die andere, das sind die Ehrenamtlichen selbst. Auch hier wird Reith künftig eine zentrale Ansprechpartnerin sein. Theresia Merz, die derzeit ehrenamtliche Leiterin der drei Hospizgruppen, wollte die Verantwortung zum Ende des laufenden Jahres abgeben möchte.Reith tritt nun die Nachfolge an, mit dem Unterschied: sie macht es hauptamtlich. "Eine menschenwürdige und individuelle Begleitung der Betroffenen", das bedeutet Hospizarbeit für Reith.

Wenn das Pflegepersonal nicht die Zeit hat, die alte Frau noch ein letztes Mal mit dem Rollstuhl an die Saale zu fahren, wenn die Angehörigen ein schlechtes Gewissen haben, weil sie nicht selbst jeden Tag da sein können - Sterbebegleitung ist mehr als nur das Warten auf den Tod. "Hospizarbeit", sagt Bischof, "ist sehr viel Haltung, Würde und Empathie".

Insgesamt 35 Ehrenamtliche kümmern sich um die Sterbenden im Landkreis. Zehn Männer sind dabei - ein ungewöhnlich hoher Anteil, sagt Bischof. Wenn einmal ausdrücklich das Geschlecht des Helfers bei den Betroffenen eine Rolle spielt, so sind es Männer, die fragen, ob ein Mann sie begleiten kann.

Es gibt kurze Einsätze, es gibt längere Einsätze - dementsprechend häufig sind die Helfer vor Ort: bei akuten Fällen schon mal alle ein bis zwei Stunden, die Regel sind ein bis zwei Mal die Woche, selten über Nacht - das können Ehrenamtliche kaum leisten. Manche gehen danach auf die Beerdigungen.

140 Stunden dauert die Ausbildung zum Hospizhelfer - die wichtigste Eigenschaft der Anwärter: die Bereitschaft über den Tod und das Sterben zu sprechen und sie müssen bereit sein, sich selbst, ihre eigenen Vorstellungen auszublenden. Es bringt nichts, zu denken: "Es wäre schon schön, wenn der Sohn jetzt da wäre." "Was weiß man denn schon?", sagt Bischof, "vielleicht haben sie seit Jahren ein schlechtes Verhältnis".

Das Leben das geht, es ist nicht das eigene, es ist ein fremdes. Und darin besteht vielleicht die Gratwanderung, auf der sich jeder Sterbebegleiter befindet: Die Intimität im Sterben herstellen und die Fremdheit im Leben akzeptieren.

Worum es am Ende geht? Da sein, die Hand halten, mitaushalten. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.


Die Hospizarbeit der Malteser

300 Ehrenamtliche engagieren sich im Malteser Hospizdienst in ganz Unterfranken.

Koordinierungsstellen für die Hospizarbeit in Unterfranken gibt es in Schweinfurt, Würzburg, Haßfurt, Aschaffenburg und seit Januar auch in Bad Kissingen.

Kontakt Wer sich für die Hospizarbeit im Landkreis Bad Kissingen interessiert - ob als Angehöriger, Betroffener oder Ehrenamtlicher - kann sich mit Fragen und Anregungen an Petra Reith wenden, unter Tel.: 0971/7237249 (der Anrufbeantworter wird regelmäßig abgehört).