Claussen nutzt E-Books für neuartige Grapho-Poetik

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Der Bad Kissinger Wissenschaftler und Künstler Claus-Frenz Claussen (76) zeigt beispielhaft die Druckversion seines neuen E-Books "Kraniche ziehen zu neuen Blumen in Berlin". Foto: Sigismund von Dobschütz
Der Bad Kissinger Wissenschaftler und Künstler Claus-Frenz Claussen (76) zeigt beispielhaft die Druckversion seines neuen E-Books "Kraniche ziehen zu neuen Blumen in Berlin". Foto: Sigismund von Dobschütz

Der Bad Kissinger Wissenschaftler und Künstler Claus-Frenz Claussen wendet sich neuen Feldern zu.

Grapho-Poetik nennt der Bad Kissinger Wissenschaftler und Künstler Claus-Frenz Claussen (76) seine neue Kunstform aus der Kombination holzschnittartiger Grafiken und passender Verse, die er speziell für die Veröffentlichung in E-Books entwickelt hat.
Jetzt stellte er sein neues Werk "Kraniche ziehn zu neuen Blumen in Berlin" der Öffentlichkeit vor. Seine darin enthaltenen schwarz-weißen Grafiken werden ab 22.
April in der Galerie der Moderne im Kunsthaus Hassloch (Lindesmühlpromenade) ausgestellt.
Gleich zwei E-Books unterschiedlicher Bauart hält der 76-Jährige, weltweit noch immer einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Neurootologie und Veranstalter internationaler Fachkongresse, in seinen Händen und schwärmt von der neuen Art des Publizierens und Lesens.


Nachfolger Albrecht Dürers

"Nicht nur Schüler, auch ein Teil der akademischen Jugend informiert sich nur noch punktuell," weiß der Autor von 500 Publikationen medizinisch-wissenschaftlichen, technischen und auch künstlerischen Inhalts. Die Zeit der verschachtelten Sätze eines Thomas Mann und weitschweifiger Werke wie dessen vierbändigen Romans "Josef und seine Brüder" sei vorbei.
Künstlerisch sieht Claussen sich als Nachfolger von Albrecht Dürer, der vor 500 Jahren aus Holzschnitt und Kupferstich eine eigenständige Kunstform jenseits der reinen Buchillustration entwickelt hat. Als neue Kunstform will auch Claussen seine Grapho-Poetik anerkannt wissen: Statt ausschweifender Texte besteht seine Geschichte aus einer Reihung von Versen und seinen am Computer geschaffenen Grafiken, die zusätzlich mit wenigen Zeilen erläutert werden. "Bei Claussen fügen sich zum Verständnis modernen Lebens verbale und grafische Gestaltung in Form seiner Grapho-Poetik im E-Book zusammen", formulierte es Kunsthistorikerin Tanja Söder.
Schon während seiner Forschungsaufenthalte bei der NASA in den Siebziger Jahren hatte Claussen oft zu hören bekommen: "Bevor du schreibst, zeichne Skizzen deiner Gedanken." Erst jetzt nutzt der 76-Jährige, der sich als Künstler bisher als "Eisenbildner von Eisenbühl" mit Stahlskulpturen einen Namen gemacht hatte, die Möglichkeit des E-Books für die Veröffentlichung seiner neuen Kunstform.
Eine erste Publikation war 2015 sein Werk "Meins und Deins von Wessi Hans und Ossi Heinz", eine belletristische, poetisch-grafische Bearbeitung deutscher Nachkriegsgeschichte. Dafür wurde Claussen noch im selben Jahr bei einem von Kindle Amazon und dem Burda-Verlag ausgelobten Schriftsteller-Wettbewerb prämiert.
Sein neues Werk "Kraniche ziehn zu den neuen Blumen von Berlin" nennt der Verfasser "eine Bio-Science-Fiction-Story" über einen Stamm heiliger Kranichvögel in Karelien, die einer großen Veränderung ihrer Welt gewahr werden und nun in einem Berliner Institut bei der modernen Biowissenschaft Rat suchen.


Von E-Books begeistert

Die Möglichkeiten des E-Books begeistern Claussen nicht nur als modernes elektronisches Medium in der Literatur. Auch viele Verlage seien selbst Schuld an der rasanten Ausbreitung der elektronischen Buchversion. "Bei einem Buch bekommt der Autor ein Prozent, beim E-Book, das ich selbst hochladen kann, verdiene ich 70 Prozent." Zudem seien die Interessen von Verlag und Autor oft gegensätzlich, verwies der Bad Kissinger Neurootologe auf eigene Erfahrungen mit einem Wissenschaftsverlag.