Die weltweite Rohstoff- und Chipkrise beutelt auch die Verkäufer von Neuwagen in der Region. Kunden müssen sich auf doppelt so lange Wartezeiten wie bisher einstellen. Und es könnte noch schlimmer kommen.
Bis zu einem halben Jahr: Solange müssen Kunden derzeit beim Autohaus Gelder & Sorg in Bad Kissingen warten, um ihren bestellten nagelneuen VW ausgeliefert zu bekommen. Eine Umfrage bei einigen Autoverkäufern im Landkreis ergab: Das ist kein Einzelfall. Schuld ist nach landläufiger Meinung ein schwer verfügbarer Mikrochip. Oder doch nicht?
"Die Lieferzeiten sind gestiegen; man muss mit zwei bis drei Monaten zusätzlich rechnen", sagt Louis Hahner, Verkäufer bei dem Bad Kissinger Volkswagen-Händler. Im Schnitt warte man in normalen Zeiten schon neun bis zwölf Wochen auf einen Neuwagen; jetzt kommt die selbe Zeit noch obendrauf. Es könne künftig noch länger dauern, so Hahner.
Verantwortlich für die Verzögerungen ist wohl die sogenannte "Halbleiterkrise". Halbleiter gehören zu den Hauptkomponenten von elektronischen Steuerelementen. Die spielen nicht nur in Computern und Handys eine entscheidende Rolle, sondern regeln Antrieb, Fahr- oder Bremsverhalten, Airbags und Assistenzsysteme moderner Autos.
Doch die Produktion hinkt der Nachfrage hinterher, auch weil Mikroelektronik in immer mehr Bereichen des Lebens gefragt ist. Die Chiphersteller können ihre Kapazitäten nicht so schnell ausweiten, wie sie gebraucht werden. Zusätzlich wirbelte die Corona-Pandemie mit ihrer Unterbrechung von Lieferketten den Markt durcheinander.
Für viele Autohersteller bedeutete der Chipmangel: Die Produktion stand zeitweise still; Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. BMW-Chef Oliver Zipse sagte laut dem Nachrichtenportal tagesschau.de auf der IAA in München: "Ich denke, dass die grundsätzliche Anspannung in den Lieferketten die nächsten sechs bis zwölf Monate andauern wird."
Der Unternehmensberatung PwC zufolge wurden im ersten Halbjahr 2021 bereits rund vier Millionen Autos weniger gebaut als geplant. Volkswagen liege 21 Prozent unter Plan, Ford 18 Prozent, Stellantis (unter anderem Fiat, Opel, Citroën) 15 Prozent, General Motors zwölf Prozent und Daimler zwei Prozent.
Michael Schäfer, Inhaber und Geschäftsführer der Mercedes-Autohäuser in Bad Brückenau, Bad Kissingen und Oberthulba (Reith) bestätigt den "branchenübergreifenden Halbleitermangel". Dadurch komme es auch bei Daimler zur verzögerten Auslieferung bestimmter Baureihen. Auch seien bestimmte Ausstattungen aufgrund eingeschränkter Verfügbarkeit der Bauteile (zum Beispiel Ambientebeleuchtung, Soundsysteme, kabellose Ladesysteme) nicht lieferbar oder müssten geändert werden.