Die 8,8 Kilometer lange Strecke "Michelsberg" lädt zum Wandern und zum Verweilen an einem der vielen Aussichtspunkte ein. Sie ist für Familien geeignet.
Eine Einladung zum Tee ist eine feine Sache, besonders bei einer Wanderung. Gastgeber sind fünf junge Männer aus Afghanistan, die es sich auf dem Michelsberg hoch über dem Hindenburgpark gemütlich gemacht haben. Der Tee ist grün und ohne Zucker. Wir kauern im Halbkreis auf dem flachen Boden um zwei große Teekannen herum. Im Schatten, obwohl es gar nicht so warm ist. Zum dampfenden Getränk werden Kekse gereicht.
"Ja, ich weiß, dass wir hier auf einem Wanderweg sind, aber wir werden heute nicht viel gehen", sagt Mohammad Jawad Mohammadi in gutem Deutsch. "Wir sind alte Freunde und stammen nicht alle aus Münnerstadt. Wir gehen arbeiten oder lernen Deutsch und treffen uns nur alle paar Wochen einmal. Dann suchen wir uns immer einen schönen Platz, trinken Tee und unterhalten uns."
Sitzgruppen und Holzliegen
An schönen Plätzchen hat die Münnerstädter Michelsberg-Tour (Symbol "M") einiges zu bieten. Immer wieder gibt es Sitzgruppen oder Holzliegen - aber es kann auch auf dem Boden gepicknickt werden. Diese leichte bis mittelschwere Extratour gibt es seit 2014, da wurde sie vom Deutschen Wanderinstitut zertifiziert. Wer per Auto anfährt, parkt am Bienenlehrstand auf dem Berg, während Freunde des ÖPNV die Eisenbahn nutzen können und am Münnerstädter Bahnhof in die die 8,8-Kilometer-Rundtour einsteigen.
Die Wege sind gut in Schuss. Mehrere Kartentafeln geben Orientierung. Wer vom Bahnhof aus zum Michelsberg hinaufsteigt, sollte gleich nach der Gleis-Unterquerung - noch auf der Asphalt-Strecke - darauf achten, dass er den Abzweig nach rechts hinauf nicht verpasst. Auch etwa zwei bis drei Kilometer weiter, an der Kleinen Windsburg, ist verstärkte Aufmerksamkeit angesagt: hier ist eine Extra-Schleife eingebaut.
Spielplatz und Rastgelegenheit
Kondition ist immer gut, aber nach dem ersten Anstieg nach dem Bahnhof geht es eher behaglich weiter. Auf der Zwei-bis-drei-Stunden-Tour sind lediglich 261 Höhenmeter zu bewältigen. Es gibt sogar einen Spielplatz und mehrere Gelegenheiten zur Rast. Für Rollatoren oder Rollstühle ist diese Extratour wegen Treppen und kurzer steiler Anstiege nicht geeignet. Auf zwei Dritteln geht der Wanderer auf leichten und federnden Naturböden, auf zehn Prozent über Asphalt; und 23 Prozent des Weges sind leicht befestigt.
Nach den ersten und geraden Abschnitten am Klinikgelände vorbei durch Laubwald kann eine Verschnaufpause an der Kleinen Windsburg bei schönem Talblick einlegen. Von einer "Burg" ist zwar nichts zu sehen, aber der Münnerstädter "Rhön-Klub" hat hier 1924 einen Stein gesetzt. Am "Reichenbacher Blick", gilt es einen hölzernen Aussichtsturm zu erklimmen. Zur Belohnung gibt es ein herrliches weitausladendes Panorama, das bis zur Hohen Geba in Thüringen , zu Kreuzberg und Dammersfeldkuppe sowie dem Sodenberg reicht. Weiter geht es zur Kirchenruine Michelsberg, wo es sich erneut gut rasten lässt. Auf mehreren Info-Tafeln wird die Historie des Ortes erzählt.
Von der beeindruckenden und gut erhaltenen Ruine aus könnte nun die Extratour abgekürzt werden, und bereits jetzt in Richtung Teufelsboden beziehungsweise Lehrbienenstand weitergewandert werden. Dann würde aber der "Burghäuser Blick" versäumt, einen wunderbaren Aussichtspunkt mit Holzliegen. Der "Schlenker" über die Hänge empfiehlt sich, am Wegesrand sind Reste von früherer Weinkultur und Obstanbau zu sehen. Nun führt die Runde Richtung Münnerstadt. Bienenfreunde können am Lehrbienenstand Pause machen, bevor es auf stark abfallender Strecke weiter hinabgeht in Richtung Hindenburgpark.
Mohammad Jawad Mohammadi und seine Freunde sind nicht mehr da, aber der Wanderer erinnert sich wieder an das, was der Mann zum Abschied gesagt hat: "Ja, in Afghanistan kann man auch gut wandern, aber man muss aufpassen, dass man nicht erschossen wird..."
Rhönschnuppes Fazit: Sonntagsspaziergang
Beeindruckend sind an der "Extratour Michelsberg" die faszinierenden Panorama-Ausblicke, die man in der Vorrhön-Region eigentlich gar nicht erwartet: so zum Beispiel am "Burghäuser Blick", am Reichenbacher Blick" oder am Aussichtspunkt unterhalb des Lehrbienenstandes, wo es nach Münnerstadt und zum Hindenburgpark hinab geht. Die Wandertour kann man auch als halbwegs anspruchsvollen Sonntagsspaziergang gehen. Die Route ist mehr als gut ausgeschildert, beinahe alle 50 Meter ist - fast immer - gut sichtbar ein Schildchen mit dem M-Symbol angebracht. Einige angeritzte oder zerbrochene, zum Beispiel am Parkplatz vor der Stadtmauer, müssten aber ersetzt werden. Hungrige und Durstige können die Gastronomie in Münnerstadt oder am Lehrbienenstand (wochenends) nutzen.