Brückensprengung: Das ging unter die Haut

4 Min
Ein Prost auf die alte Sinntalbrücke. Nachdem alles vorbei war, hatten sie das richtige Getränk dabei, eine kleine Flasche Sekt: (von links) Sieglinde Vieres, Maria Fröhlich, Walter Fröhlich, Alfred Fröhlich, Werner Vieres und Wallburga Fröhlich. Fotos: Paul Ziegler
Ein Prost auf die alte Sinntalbrücke. Nachdem alles vorbei war, hatten sie das richtige Getränk dabei, eine kleine Flasche Sekt: (von links) Sieglinde Vieres, Maria Fröhlich, Walter Fröhlich, Alfred Fröhlich, Werner Vieres und Wallburga Fröhlich. Fotos: Paul Ziegler
Alle an die Kameras: Jeder der Zuschauer bei den Brückensprengung hatte einen Fotoapperat oder ein Foto-Handy dabei.
Alle an die Kameras: Jeder der Zuschauer bei den Brückensprengung hatte einen Fotoapperat oder ein Foto-Handy dabei.
 
Lukas Olfe aus Berlin studiert visuelle Kommunikation.
Lukas Olfe aus Berlin studiert visuelle Kommunikation.
 
Sie waren begeistert von der Stimmung und Spannung bei der Brückensprengung: Ralf Müller, Christoph Köcher und Lisa Reinmann.
Sie waren begeistert von der Stimmung und Spannung bei der Brückensprengung: Ralf Müller, Christoph Köcher und Lisa Reinmann.
 
Nach der Sprenung begannen sofort die Aufräumarbeiten.
Nach der Sprenung begannen sofort die Aufräumarbeiten.
 
Nach der Sprenung begannen sofort die Aufräumarbeiten.
Nach der Sprenung begannen sofort die Aufräumarbeiten.
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Alles hat geklappt: Die neue Sinntalbrücke ist unversehrt, die alte liegt am Boden.
Alles hat geklappt: Die neue Sinntalbrücke ist unversehrt, die alte liegt am Boden.
 
Die Schweißer-Kolonne bereitet sich darauf vor, die Brückenreste in Einzelteile zu zerlegen.
Die Schweißer-Kolonne bereitet sich darauf vor, die Brückenreste in Einzelteile zu zerlegen.
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Neue Sinntalbrücke, alte Sinntalbrücke am Boden
Neue Sinntalbrücke, alte Sinntalbrücke am Boden
 
Premium-Platz. Dieses kleine Mädchen stand genau richtig.
Premium-Platz. Dieses kleine Mädchen stand genau richtig.
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Zuschauer
Zuschauer
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Nach der Sprengung auf der Staatsstraße 2289
Nach der Sprengung auf der Staatsstraße 2289
 
Nach der Sprengung auf der Staatsstraße 2289
Nach der Sprengung auf der Staatsstraße 2289
 
Ein großer Gastank für die Schweißer-Kolonne
Ein großer Gastank für die Schweißer-Kolonne
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Ein junger Mann aus Tschechien hat mit einer Drohne mit Kamera das Ergebnis der Brückensprengun festgehalten.
Ein junger Mann aus Tschechien hat mit einer Drohne mit Kamera das Ergebnis der Brückensprengun festgehalten.
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Zuschauer am Gerstenberg
Zuschauer am Gerstenberg
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Zuschauer am Gerstenberg
Zuschauer am Gerstenberg
 
Nach der Sprengung
Nach der Sprengung
 
Die Sprengung
Die Sprengung
 
Die Sprengung
Die Sprengung
 
Die Sprengung
Die Sprengung
 
Die Sprengung
Die Sprengung
 
Die Sprengung
Die Sprengung
 
Die Sprengung
Die Sprengung
 
Die Sprengung
Die Sprengung
 
Die Sprengung
Die Sprengung
 
Die Sprengung
Die Sprengung
 
Zuschauer auf dem Gerstenberg
Zuschauer auf dem Gerstenberg
 

Es war das Ereignis schlechthin: Die Sprengung der alten Sinntalbrücke bei Riedenberg hat am Samstag die Menschen elektrisiert und mobilisiert. Tausende wollten live dabei sein, viele Riedenberger gingen auf den Gerstenberg und hatten hier einen tollen Blick auf die Brücke.

Ein Brücken-Spreng-Fest haben die Riedenberger am Samstag gefeiert. Mit einem lachenden, auch mit einem weinenden Auge. Aber immer in guter Stimmung. Die Sprengung der alten Sinntalbrücke war natürlich das Ereignis. Das größe in Deutschland jemals gesprengte Bauwerk, das war die Sinntalbrücke.



Sieglinde und Werner Vieres, Maria und Walter sowie Wallburga und Alfred Fröhlich kennen sie ganz genau.
Sie können sich noch an den Bau der alten Sinntalbrücke erinnern, für die am Samstag das letzte Stündchen geschlagen hatte.

Viele der Arbeiter, die vor 48 Jahren die Brücke unmittelbar im Westen der Gemeinde bauten, haben damals während der Bauphase in Riedenberg gewohnt, auf Zeit gelebt. Dabei wurde natürlich auch mit der Ortsbevölkerung viel über die damals neue Brücke gesprochen. Entsprechend eng war man mit ihr verbunden. Und jetzt sollte sie also gesprengt werden.

Zeitig unterwegs
Gegen 8.30 Uhr sind Wallburga und Alfred Fröhlich mit ihren Freunden und mit einem guten Hundert weiterer Zuschauer durch den Wald oberhalb der Straße "Am "Küppel" auf den Gerstenberg gelaufen. Oben hat man einen herrlichen Ausblick auf das Dorf, den Sportplatz, hinüber Richtung Berghaus Rhön und natürlich auch die Sinntalbrücke. Mancher packte ein zweites Frühstück aus, viele hatten Stühle mitgebracht und machten es sich am Rande einer Wiese bequem. Jeder nestelte schon bald an einer Kamera und einem Foto-Handy: Bilder machen wollte jeder.

Aus Berlin angereist
Wie auch Lukas Olfe (24). Der junge Mann war eigens aus Berlin zur Brücken-Sprengung nach Riedenberg gekommen. Aus gutem Grund: Lukas studiert in Berlin "Kommunikative Fotografie" und ist Teilnehmer an einem Projekt für Bauwerk-Fotografie. Dabei hat er sich auf die Sprengung von Bauwerken spezialisiert. Die Sinntalbrücke war sein erste Gebäude, das in dieses Seminar-Projekt jetzt auch mit Bildern einfließen soll . Mit einer Mamiya-Mittelbild-Kamera (anlog) hat er auf Zelluloid gebannt, was alle sehen wollten: Die Sinntalbrücke, wie sie fällt. Auch Lisa Reinmann und ihr Freund Ralf Müller waren dazu gekommen. Sie besuchten die Tante von Lisa in Riedenberg und das Ereignis wollten sie freilich nicht versäumen. Wird alles klappen?

Rund 8000 Zuschauer vor Ort
Das Vertrauen in Riedenberg in die ausführende Firma und Sprengfachingenieur Michael Schneider war groß. Und viele wollten das sehen. Wieviele? Am Sonntag sprach die Polizei von rund 8000 Menschen, die das Ereignis live miterleben wollten. Die Menschen haben sich überall da hingestellt, wo sie nach ihrer Meinung den besten Blick auf die Brücke hatten. "Seit Freitag ist Bewegung im Dorf", hat Wallburga Fröhlich festgestellt.

"Am Abend waren auf den Bergen rings um Riedenberg viele Lichter zu sehen", hat sie bemerkt. Rechtzeitig wollten sich viele gute Plätze sichern, weil schon am Samstag früh um 6 Uhr die Sperren rings um die alte Sinntal-Brücke aktiv wurden. "Einige haben auch am Sportplatz gezeltet", erzählt die Riedenbergerin. Aber das Camp ist übersichtlich geblieben.

Kleine Probleme mit der Kamera
Inzwischen hat Lukas Olfe seine Kamera auf sein Fotostativ montiert ... und hat Probleme. Die Mechanik der Kamera streikt. Mit einem Begleiter versucht er die Reparatur. "Es war ein langer Weg von Berlin hierher", erzählt er zwischendurch, weshalb er mit seinem Begleiter auch schon am Freitag angereist ist.

In Oberbach haben die beiden übernachtet. "Besonders die Recherche nach einer Sprengung ist sehr aufwändig", stellt er fest, und dankt dem Reporter der Saale-Zeitung, als der ihn auf ein Dossier zur Brücke auf der Internetseite "www.saalezeitung.de" aufmerksam macht.

Der Countdown läuft
Das erste Signal ertönt. Noch 15 Minuten. Der Autoverkehr auf der A 7 wird weiträumig vor der Brücke angehalten, jeweils vor (!) den Ausfahrten Wildflecken und Volkers. Die Minuten ticken runter. Werner Vieres auf dem Gerstenberg kommt ein wenig ins Grübeln: "Wenn eine solch teure Brücke nur 48 Jahre hält. Ich weiß nicht ...", lässt er seinen Satz unvollendet. Das ist schon alles sehr teuer und so ein Abriss kostet ja schließlich auch ein paar Millionen.

Aber dann wird es spannend. Zum zweiten Mal ertönt das Signalhorn. Jetzt geht es gleich los. Es wird leiser am Gerstenberg. Die Gespräche verstummen mehr und mehr. Gebannt schaut man übers Tal. 10 Uhr. Jetzt geht es los. 10 Uhr und wenige Sekunden später: Eine Detonation ist zu sehen. Zuerst nur zu sehen. Es dauert einige Sekundenbruchteile, bis auch das Geräusch der Explosion den Gerstenberg erreicht hat. Es ist ein ohrenbetäubender Knall.

Alles auf Reihenaufnahme
Die Fotoapperate klicken. Wer kann, schaltet eine Reihenaufnahme an seiner Kamera ein. Den Auslöser niedergedrückt nimmt die Kamera pro Sekunde fünf oder mehr Bilder auf. Nach vier Sekunden ist alles vorbei. Die alte Brücke ist weg. Unter gegangen in einem Meer aus Staub. Die Staubwolke hat alles geschluckt. Applaus brandet am Gerstenberg auf. Die Menschen sind begeistert von dem, was sie eben gesehen haben. "Die Spannung hat richtig auf der Haut gegribbelt", sagt Lisa Reinmann, "diese Anspannung, man konnte sie richtig fühlen". Vielen ging es genauso in diesen Minuten oberhalb von Riedenberg.

Werner Vieres sind begeistert, mit welcher Präszission das alles abgelaufen ist. Er seine Freunde haben das richtige Getränk dabei für diesen Augenblick: Einen Piccolo. Sie stoßen an auf die alte Sinntal-Brücke, noch einmal, das letzte Mal. "Ein tolles Erlebnis" war es auch für Lukas Olfe aus Berlin. "Das Wetter hat gepasst, die Sicht, der Standort", Lukas war rund herum zufrieden. Auch deshalb, weil es seine Analog-Kamera am Ende doch gemacht hat, was sie machen soll: Gute Bilder.

Stühle zusammengeklappt
Innerhalb von 30 Minuten leert sich der Aussichtspunkt am Gerstenberg dann wieder. Kameras und Stative werden abgebaut, die Stühle zusammengeklappt, die Decken wieder eingerollt. Für alle hier war es ein besonderer Tag gewesen, einen Tag, den man so schnell nicht vergisst, der Tag, an dem die 770 Meter lange alte Sinntalbrücke in vier Sekunden in sich zusammensackte. Ich war dabei ... !!