Für größere Gebäude gibt es für die Feuerwehr normalerweise Einsatzpläne. Doch bei einem Brand in Bad Bocklet kürzlich gab es keine. Das kann Folgen haben.
Feuer im Reha-Zentrum Bad Bocklet: Am 10. Mai brach in einer Sauna der Klinik ein Brand aus. Wegen der starken Rauchentwicklung musste das Gebäude mit rund 250 Patienten evakuiert werden. Die Bad Kissinger Feuerwehr rückte an, um den Brand zu löschen. Damit das reibungslos funktioniert, müssen sich die Feuerwehrleute schnell im Gebäude zurechtfinden können; dazu gibt es eigentlich für alle größeren Gebäude einen Einsatzplan. Doch für das Reha-Zentrum lag keiner vor.
Auf das Personal angewiesen
"Der Brand hat sich zum Glück auf den Sauna-Bereich beschränkt und die Mitarbeiter haben uns die Zugangswege sehr gut geschildert", sagt Stefan Kiesel, Kreisbrandinspektor und Leiter des Einsatzes im Reha-Zentrum. "Im Einsatzplan gibt es aber alle wichtigen Informationen auf einen Blick, etwa auch wo Steigleitungen und Rauchtüren sind. Das wäre schon einfacher gewesen. So haben wir uns beim Personal erkundigen müssen."
Wegen der gut geschulten Mitarbeiter hat der Einsatz trotzdem reibungslos funktioniert, doch kann es bei größeren Bränden schnell gefährlich werden, wenn der Feuerwehr die nötigen Informationen fehlen. "Normalerweise ist ein solcher Plan Standard bei größeren Gebäuden", sagt Kiesel. In der Regel prüft die Baubehörde bereits im Baugenehmigungsverfahren, ob ein Einsatzplan für die Feuerwehr vorliegt. Kreisbrandinspektor Harald Albert von der Bad Kissinger Feuerwehr gibt Empfehlungen an die Bauherren und hilft auch bei der Erstellung der Pläne mit. Eine Kopie wird dann in der Feuerwehrzentrale aufbewahrt.
Klinik bessert nach
"Hotels, Kliniken und öffentliche Gebäude haben eigentlich alle einen Einsatzplan", sagt Albert. "Die Klinik in Bocklet steht aber schon deutlich länger, als ich im Dienst bin. Was genau schief lief, kann ich nicht sagen." Auch der Geschäftsführer der Klinik, Harald Barlage, argumentiert mit dem Alter des Gebäudes: "Das Haus steht schon sehr lange und hat Bestandsschutz. Damals galten nicht die selben Auflagen, das hat es in der heutigen Ausführlichkeit einfach nicht gegeben."
Nun habe er Konsequenzen gezogen und einen regen Austausch mit der Wehr in Bad Bocklet eingeleitet. "Die kommen regelmäßig, um sich mit dem Gebäude vertraut zu machen", sagt Barlage. Ein umfassender Einsatzplan befinde sich in der Entstehung. Kreisbrandinspektor Albert bestätigt das: "Direkt nach dem Einsatz hat es konstruktive Gespräche gegeben. Nach einem beschleunigten Verfahren wird es bald auch einen Plan geben."
Die Einsatzpläne geben einen schnellen und gleichzeitig detaillierten Überblick, wo sich Gefahrenbereiche befinden (etwa die Hauptleitungen für Gas und Strom, technische Geräte oder gelagerte Chemikalien), wo die Notausgänge sind, wie das Gebäude aufgebaut ist und welche Anfahrtswege es gibt. So weiß die Feuerwehr zum Beispiel, welche Fahrzeuge eingesetzt werden können.
Vorgehen nach Plan
Kürzlich führte die Bad Kissinger Feuerwehr eine Übung an der Anton-Kliegl-Schule durch, bei der es auch um die Nutzung der Einsatzpläne ging (siehe Foto). Auf dem Plan für das Schulgebäude ist etwa die Durchfahrtshöhe zum Pausenhof mit 3,40 Metern angegeben. Die Drehleiter der Feuerwehr hat eine Höhe von 3,35 Metern. So ist auch bei größter Eile eine langsame Durchfahrt mit zwei Einweisern und ohne aufschaukelndes Bremsen notwendig. Mit diesem Wissen kann die Feuerwehr planen - also Einweiser aufstellen, während andere sich positionieren und Vorbereitungen treffen, bis die Drehleiter im Pausenhof ist. "Jede Information ist hilfreich", bemerkt Albert.
Der fehlende Plan im Reha-Zentrum Bad Bocklet wirft dabei die Frage auf: Kommt das häufiger vor? Albert kann beruhigen: "Das war eine absolute Ausnahme. Mir ist sonst kein größeres Gebäude im Landkreis bekannt, für das es keinen Einsatzplan gibt." Privatpersonen wiederum kann Kreisbrandrat Benno Metz beruhigen: Wichtig seien die Pläne nur bei großen Bauten, die den Einsatz erschweren. "Bei einem Einfamilienhaus brauche ich keinen Einsatzplan."