Auch im Landkreis Bad Kissingen kam es in den letzten Tagen vermehrt zu Hochwasser. Etliche Ortschaften waren von den Überflutungen betroffen, in einer Region sei die Lage jedoch besonders dramatisch gewesen.
Auch der Raum Bad Kissingen ist von den andauernden Regenfällen der letzten Tage nicht verschont geblieben. "Von Bad Kissingen bis runter an die Grenze zum Landkreis Main-Spessart hatten eigentlich alle Ortschaften zu kämpfen, die von der Saale betroffen sind", erklärt Kreisbrandmeister Alexander Marx. "Man kann sagen, wenn in Bad Kissingen schon das Wasser im Rosengarten steht, dann werden die meisten Dörfer danach meist auch überschwemmt."
Doch nicht nur die Fränkische Saale machte den Einsatzkräften in den vergangenen Tagen zu schaffen. "Das mit Abstand größte und dramatischste Einsatzgebiet lag im Bereich Münnerstadt", sagt Marx. So hatten nicht nur die Feuerwehrkräfte in Bad Kissingen, Elfershausen, Hammelburg bis nach Morlesau sowie den Ortschaften dazwischen viel zu tun. "Am meisten gekämpft wurde in Münnerstadts Stadtteilen Großwenkheim und Kleinwenkheim", so der Kreisbrandmeister. Eine Übersicht über das Hochwasser in Franken gibt es hier.
"Wirklich dramatisch": Stadtteile um Münnerstadt drohen schwere Überflutungen
"Tagsüber waren noch alle der Meinung, dass es wahrscheinlich nicht ganz so schlimm wird", erzählt Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl (CSU). Auch die ersten Einsätze in Reichenbach und Burghausen am Dienstagabend (2. Januar 2024) ließen, so Kastl, noch nicht vermuten, was auf die Einsatzkräfte zukommen sollte. "Am späten Abend kam dann der erste Anruf, dass die Wannig bedrohlich hochstehe", sagt Kastl. Vor allem in der Mönchsgasse in Großwenkheim bestand dann schnell die Gefahr einer drastischen Überschwemmung.
"Die Wannig fließt dann weiter nach Kleinwenkheim, kurz davor vereinigt sie sich mit dem Dippach, der vom Kloster Maria Bildhausen herunterkommt", so Kastl. Schnelles Handeln war gefragt. "Verschiedene Feuerwehren wurden auf den örtlichen Bauhof alarmiert, um Sandsäcke zu befüllen. Einige Hundert, die anschließend nach Großwenkheim und Kleinwenkheim gefahren wurden", erzählt der Bürgermeister. In Kleinwenkheim sei die Situation vergleichsweise noch sachte gewesen - "in Großwenkheim war es aber wirklich dramatisch".
"Es war irre", ergänzt Kreisbrandmeister Alexander Frey. "Das war ein wirklich sehr großer Einsatz, niemand hätte gedacht, dass der Fluss so schnell anschwillt. Nur durch den wahnsinnig starken Einsatz der Feuerwehrleute konnten die Keller gerettet werden - das war wirklich kurz vor knapp." Auch Bürgermeister Kastl sagt: "Wären die Sandsäcke nicht gewesen, die Mönchsgasse wäre überflutet worden." Doch der Einsatz brachte noch eine andere Besonderheit mit sich.
Krisenzentrum im Bahnhof entpuppt sich als "riesiger Vorteil"
Eine große Hilfe sei eine andere Einrichtung gewesen, die im letzten Jahr im Rahmen der Energiekrise entstanden sei: "Wir haben im Bahnhof in Münnerstadt ein Krisenzentrum eingerichtet, mit Lagekarten, Funktischen, Druckern, Kopierern und Besprechungsräumen. Nachdem es vor Ort nicht möglich war, die Lage ordentlich zu erfassen, hat sich das Zentrum als ein riesiger Vorteil herausgestellt", freut sich der Bürgermeister. Zum ersten Mal sei das Krisenzentrum nun außerhalb der Übungen genutzt worden.
Um 4 Uhr morgens sei das Wasser der Wannig und Dippach dann langsam abgeschwollen, "und wir konnten die Leute nach Hause schicken". Rund 150 Ehrenamtliche seien in der Nacht von Dienstag (2. Januar 2024) auf Mittwoch (3. Januar 2024) im Einsatz gewesen. Auch für Bürgermeister Kastl sei der Einsatz eine Besonderheit gewesen. "Wenn man sieht, wie das Wasser immer weiter anschwillt, ist das schon besorgniserregend. Es war interessant und spannend zu beobachten - aber eben auch sehr ernst. Trotzdem bin ich glücklich, wie alles gelaufen ist: von der Organisation her, aber vor allem bei den Einsatzkräften. Es ist unglaublich beeindruckend, wie viele helfende Hände vor Ort waren."
Auch Kreisbrandmeister Marx ist zufrieden. "Die Einsätze an sich sind für alle Einsatzkräfte sehr anstrengend. Aber auch dadurch, dass man hier seinen eigenen Ort, seine eigenen Nachbarn schützt, waren auch alle entsprechend motiviert." Mittlerweile sei der Scheitelpunkt erreicht, "das Schlimmste ist an uns vorübergegangen", sagt Marx. Ein Bauingenieur warnt nun jedoch vor schweren Schäden, wenn die Temperaturen sinken.