Blasmusik hat Tradition

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Das älteste Foto von einer Musikkapelle in Rottershausen stammt aus dem Jahr 1890. Es wurde inzwischen im Musikerheim aufgehängt. Fotos: Archiv Stefan Geiger
Das älteste Foto von einer Musikkapelle in Rottershausen stammt aus dem Jahr 1890. Es wurde inzwischen im Musikerheim aufgehängt. Fotos: Archiv Stefan Geiger
Das Foto aus dem Jahr 1920 zeigt (von links) die Musikanten Franz-Josef Greubel, Felix Reuscher, Gustav Stürmer, Richard Seufert, Max Greubel, August Weber und Anton Seufert aus Rottershausen.
Das Foto aus dem Jahr 1920 zeigt (von links) die Musikanten Franz-Josef Greubel, Felix Reuscher, Gustav Stürmer, Richard Seufert, Max Greubel, August Weber und Anton Seufert aus Rottershausen.
 

Zum zehnjährigen Bestehen gibt der Musikverein Rottershausen ein Konzert. Dabei ist es für die Verantwortlichen längst nicht mehr so leicht, Aktive zu finden wie in den Anfangsjahren.

Am Samstag, 16. März, feiert der Musikverein Rottershausen mit einem Konzertabend ab 19.30 Uhr in der Mehrzweckhalle sein zehnjähriges Bestehen. Die Kapelle wird unter der Leitung von Alexander Walter viele neu einstudierte Stücke bringen. Eingeflochten sind Ehrungen durch den Nordbayerischen Musikbund für langjähriges Musizieren und ein Rückblick auf die Blasmusik in Rottershausen. Denn: Längst vor der offiziellen Gründung gab es im Dorf Musikanten.

Erste Hinweise enthält die Dorfchronik, 1973 verfasst von Michael Herbst. Er berichtet im Kapitel Volksbräuche vom Plantanz, der im 19. Jahrhundert im Dorf üblich war: "Zur Kirchweih stellte man einen Planbaum auf, und um diesen herum wurden Reigentänze aufgeführt, so 1863, 1885, 1889 und 1892. Am Kirchweihdienstag wurde zum Hofreigen aufgespielt, wobei jede Tänzerin drei Tänze im Haus beanspruchen konnte." Aus dieser Zeit stammt das älteste Foto einer Rottershäuser Kapelle, das im Original im jetzigen Musikerheim hängt.

In der Gemeindewirtschaft

Als zweites Zeugnis führt der Chronist die Gemeindewirtschaft an. Diese war kein eigenes Gebäude, sondern wurde im Haus des jeweiligen Pächters organisiert wie 1840 in Hausnummer 44, 1850 in Nummer 26, 1860 in Nummer 3, 1867 in Nummer 60 und zuletzt 1868 in Nummer 5. "Tanzmusik wurde früher abgehalten in Nummer 26 und 60, im Nebenbau von Nummer 18 und auf dem Rathaus, wo auch der damalige Kaplan dem Tanze huldigte", berichtet Herbst. Ohne dass er direkt eine Kapelle nennt, darf davon ausgegangen werden, dass die Musiker Rottershäuser waren und zum Tanz aufspielten.

Das zweitälteste Foto einer Kapelle stammt aus dem Jahr 1920. Die Namen der Musikanten kannten ältere Bewohner noch. Diese sind auf dem beigefügten Bild angegeben. Als Leiter sind Namen wie Bernhard Wetterich, Georg Geltner, Max Greubel, Albert Brand und Wendelin Herbst vielfach noch ein Begriff. Von 1970 bis 2003 führte Siegbert Kiesel den Taktstock, ehe er ihn an Alexander Walter weiterreichte.

Bei etlichen Anlässen präsent

Fotos belegen, dass die Blaskapelle viele Anlässe im Dorf gestaltete. Dazu gehören etwa die Glockenweihe 1948, die Einweihung des Hauses der Bäuerin 1963 und die Kirchenerweiterung 1966. Zeitweise war es schwierig, genügend Musikanten im Ort zu finden. Von 1965 bis 1981 bildete man mit Eltingshausen eine gemeinsame Kapelle und trat in beiden Dörfern auf. 1984 beschaffte die Kapelle rote Westen, drei Jahre später blaue Jacken und 1992 Dirndl für die Musikerinnen. Ihr Können unterstrich die Kapelle bei Studioaufnahmen 1991 für die Kassette "Vom Wagental zum Küfferbrunnen" und 1998 für eine CD unter "Ein musikalisches Portrait der Gemeinde Oerlenbach".

In Erinnerung blieb auch ein Sänger- und Musikantentreffen im Jahr 1994, verbunden mit der Feier zum zehnjährigen Bestehen der Stubenmusik Rottershausen, die Erfolge mit Rundfunkaufnahmen verzeichnen konnte. Allein im Jahr 2000 begannen 17 Kinder und Jugendliche, ein Instrument zu erlernen. Dieser Trend setzte sich fort. Um die Aufgaben zu meistern, gründeten 58 Musiker und Freunde der Musik am 29. März 2003 den Verein "Spirkenländer Blasmusik". Die Führung übernahmen Heribert Seufert als Vorsitzender und Eugen Schmitt als sein Stellvertreter. Günter Seufert war damals Kassierer, Marlene Brand Schriftführerin und Alexander Walter Dirigent.

Nicht einfach war es in der Vergangenheit, einen Proberaum zu finden. Zeitweise nutzte die Kapelle Sportheim und Kindergarten. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde liefen Überlegungen, die ehemalige Schule an der Domstraße zum Musikerheim herzurichten. Von 2004 bis 2006 folgte die Umsetzung: Die Gemeinde als Gebäudeeigentümer übernahm die Materialkosten, um die Arbeiten kümmerte sich weitgehend der Verein. 76 Helfer brachten 4800 freiwillige Arbeitsstunden ein. Zwischenzeitlich übten die Musiker im Haus von Siegbert Keßler. Groß war die Freude, als das Heim mit großem Proberaum im Obergeschoss am 1. April 2006 mit Gebäudesegnung und Festkonzert eingeweiht wurde. 2005 trat der Verein dem Nordbayerischen Musikbund bei.

Mit der Musikschule Münnerstadt

Viele Proben und Auftritte füllten das Jahr. Während sich zunächst eigene Kräfte der Ausbildung annahmen, schloss der Verein sich 2009 der Musikschule Münnerstadt an. Die Lehrer kommen nach Rottershausen, um die Schulung zu erleichtern. Derzeit durchlebt die Kapelle eine Durststrecke. Zählte die Gruppe 2006 noch 32 Musiker, so sind es jetzt nicht mal mehr die Hälfte.

Viele der Nachwuchsmusiker hängten ihr Instrument an den Nagel. "Wir sind kaum mehr spielfähig", sagt Dirigent Alexander Walter, der für das anstehende Konzert ein paar auswärtige Musiker gewinnen musste. Vielleicht sei der Auftritt Motivation, doch wieder zum Instrument zu greifen. Im Augenblick erlernen zwei Kinder Klarinette, und eine Gruppe nimmt an der musikalischen Früherziehung teil.

Der Dirigent sowie Vorsitzender Eugen Schmitt sehen das Konzert unter dem Motto "Polkas - Märsche - Walzer" als Chance, der Bevölkerung zu zeigen, dass das Musizieren schön und für das Dorf unverzichtbar ist. "Ein volles Haus würde uns überaus freuen", ist Dirigent Alexander Walter überzeugt.