Bienenfreundliche Alternative zur Geröllwüste

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Eng bepflanzte Kiesbeete wie hier in Reichenbach sollen eine pflegeleichte und noch dazu ökologische Alternative zu Schottergärten sein. Foto: Heike Beudert
Eng bepflanzte Kiesbeete wie hier in Reichenbach sollen eine pflegeleichte und noch dazu ökologische Alternative zu Schottergärten sein. Foto: Heike Beudert
Am Bad Kissinger Landratsamt ist der Silbersommer voll entfaltet. Foto: Heike Beudert
Am Bad Kissinger Landratsamt ist der Silbersommer voll entfaltet. Foto: Heike Beudert
 
In Reichenbach muss sich die noch neue Pflanzendecke erst noch schließen. Foto: Heike Beudert
In Reichenbach muss sich die noch neue Pflanzendecke erst noch schließen. Foto: Heike Beudert
 

Steine und Pflanzen gemeinsam im Blumenbeet. Wie das funktioniert, verrät Kreisgartenfachberater Dieter Büttner. Öffentliches Grün wird so bienenfreundlich gestaltet.

Nanu? Beim genauen Betrachten der neuen Pflanzbeete im Münnerstädter Ortsteil Reichenbach mag sich so mancher die Augen reiben. Zwischen Blumen und Gräsern schimmert deutlich eine Kiesschicht durch. Ist das jetzt ökologisch? fragt sich der Laie. Denn eigentlich gelten ja Schottergärten als ökologisches Desaster und sollen wieder verschwinden. Kreisgartenfachberater Dieter Büttner klärt auf: Die neuen Grünanlagen in Reichenbach sind keine Schottergärten und schon gar keine Geröllwüsten. Es handle sich um üppig bepflanzte und pflegeleichte Beete mit einer Kiesschicht, die während der ganzen Saison blühen und somit Bienen und Insekten erfreuen.

Reichenbach ist da nicht das erste Dorf, in dem diese Form der Grünanlagen-Bepflanzung gewählt wurde. Erfahrung damit hat Dieter Büttner seit sieben Jahren. Beete mit dieser Struktur finden sich schon in Oberthulba, am Bad Kissinger Landratsam, in Fuchsstadt, Ramsthal oder Aura. Die Mischung sei so gewählt, dass alle vier Wochen etwas anderes im Beet blüht.

Keine Folie im Beet

Doch wo ist der Unterschied zwischen dem unerwünschten Schottergarten und dem für gut befundenen Kiesbeet? Ein Punkt ist die Wasserdurchlässigkeit. Anders als bei den Schottergärten wird das Erdreich dort nicht durch eine Folie abgedeckt. Die mineralische Oberschicht aus Muschelkalk und Buntsandstein ersetze eigentlich nur das sonst übliche Rindenmulch, erläutert Dieter Büttner. Und es gibt nach Auskunft des Gartenfachmannes noch einen auffälligen Unterschied: In den ökologischen Kiesgärten grünt und blüht es. Die Pflanzdichte ist bewusst hoch. In Schottergärten dagegen wächst in der Regel kaum etwas.

Silbersommer heißt die Stauden- und Gräsermischung, die jetzt in Reichenbach erblüht und in Aura schon im vierten Jahr in den Beeten wächst. Erprobt wurde sie in der Landesanstalt für Gartenbau in Veitshöchheim. Robust sind die Pflanzen und sie brauchen wenig Wasser, erläutert Dieter Büttner. "Wir sind zufrieden", sagt Bürgermeister Thomas Hack. "Es wächst und gedeiht. Alles sieht grün aus". Die mineralische Kiesschicht ist zwischenzeitlich versteckt unter Pflanzen. Trotzdem hat sich die Gemeinde im Zuge ihrer Dorferneuerung kürzlich dazu entschlossen, neu anzulegenden Beete im Rahmen des Verfahrens anders zu gestalten, erklärt Thomas Hack. Man hat sich einer Empfehlung der Fachplaner der Dorferneuerung angeschlossen. Nun werden rosenartige Gewächse in die neuen Beete kommen. Es gibt scheinbar Bedenken, dass sich über die Jahre hinweg in den bekiesten Beeten dominante Stauden zu stark entfalten und andere verdrängen. Momentan kann dies aber auch Thomas Hack noch nicht bestätigen.

Hohe Langlebigkeit

Dass sich manche Staudenmehr durchsetzen als andere, könne passieren, weiß Dieter Büttner. Dies hänge unter anderem auch vom Standort des jeweiligen Beetes und den Vorlieben der einzelnen Stauden und Gräser ab. Insgesamt aber, so die Überzeugung des Kreisgartenfachberater, könne man bei der von ihm favorisierten Staudenmischung von einer sehr hohen Langlebigkeit sprechen. "Diese Flächen haben eine sehr, sehr lange Standzeit. Man kann sie über Jahrzehnte haben".

Düngung nicht nötig

Für die Beetgestaltung spricht nach Meinung von Dieter Büttner, dass sie Insekten- und Bienen freundlich sowie pflegeleicht ist. Damit das Unkraut nicht durch die Steine sprießt, sollte der Boden möglichst nährstoffarm sein. Dünger sei deshalb in den ökologischen Kiesbeeten nicht nötig, erläutert Dieter Büttner. In Reichenbach hat man relativ sandige Böden verwendet. Gerade im ersten Jahr der Anlage bleibt aber Jäten nicht ganz erspart, sagt der Gartenexperte. Das kann man auch in Reichenbach schon erkennen. Dort wächst vereinzelt das, was man eigentlich nicht sehen will. Das gelte aber auch für die Geröllwüsten, sagt Dieter Büttner. Dort setze sich im Laufe der Zeit sogar mehr Unkraut als im Silbersommer-Beet durch.

Mähen einmal im Jahr

Gemäht wird nur einmal im Jahr. Denn die Pflanzen sollen auch im Winter stehen bleiben und allerlei Insekten Unterschlupf bieten. Der Anblick abgeblühter Stauden und Gräser im Beet sei allerdings etwas, woran sich viele Bürger allerdings erst gewöhnen müssen, weiß Dieter Büttner aus Erfahrung. Doch in den Kommunen wachse die Bereitschaft, bei der Gestaltung öffentlichen Grüns, diese ökologischen Belange zu berücksichtigen und diesen Weg bei der Gestaltung des öffentlichen Grüns mitzugehen.