"Aktuell hat die Nachfrage nach gemeindlichen Bauplätzen bei uns in Nüdlingen mit seinem Ortsteil Haard merklich nachgelassen", berichtet Arno Tatzel von der dortigen Bauverwaltung. Für die zehn neuen Bauplätze, die derzeit erschlossen werden, gebe es allerdings nach aktuellem Stand noch mehr als zehn Kaufinteressenten.
"Auch die Sparkasse Bad Kissingen verspürt eine geringere Nachfrage nach Baufinanzierungen", berichtet Vorstandsvorsitzender Roland Friedrich. Als Ursache sieht er die höheren Baukosten, die um rund drei Prozentpunkte gestiegenen Zinsen sowie Material- und Arbeitskräftemangel. "Der dadurch geplatzte Traum vom Eigenheim führt wiederum zu Stornierungen", sagt der Sparkassen-Chef.
Auch für "renditeorientierte Investoren, die die Immobilie nicht als Eigennutzer zu Wohnzwecken verwenden", sei das Bauen weniger attraktiv. "Der Immobilienboom geht zu Ende, da es mit festverzinslichen Anlagen Alternativen bei der Kapitalanlage gibt."
Ähnlich sieht es Rainer Geis, Vorstandssprecher der VR-Bank Bad Kissingen. Bei der Baufinanzierung seien die Kreditzinsen von zum Teil unter einem auf um die vier Prozent gestiegen. Die Sparer würden davon auf der anderen Seite noch nicht so stark profitieren: "Es gibt wieder Zinsen auf Guthaben, aber das zieht immer verzögert nach", berichtet Geis.
"Nachfrage nach wie vor hoch"
"Die Nachfrage nach Wohnraum ist in der Stadt nach wie vor hoch", berichtet Rathaussprecher Thomas Hack für die Stadt Bad Kissingen. Einzelne Bauplätze seien zwar zurück an die Stadt gegangen, aber: "Veränderungen in der Bauleitplanung der Stadt ergeben sich dadurch nicht."
Die Stadt selbst habe bei ihren Projekten Baupreissteigerungen bisher "durch gute Planung und ausreichend Vorlauf" kompensiert. Schwierig seien akute Maßnahmen etwa im Bauunterhalt vor allem wegen des Mangels an Fachkräften. Derzeit beobachte die Stadt bei Ausschreibungen wieder mehr Angebote und "tendenziell stabile" Preise - "vermutlich aufgrund allgemein sinkender Auftragslage", vermutet Hack.
Der Landkreis Bad Kissingen hat bisher nach eigenen Angaben keine Projekte wegen gestiegener Baupreise verschoben. Laufenden Arbeiten seien zum Großteil schon vor der Krise vergeben worden. "Die Maßnahmen im Tiefbau bewegen sich derzeit im jeweiligen Kostenrahmen."
In der Gemeinde Sulzthal war die Vergabe der Bauplätze "größtenteils weit vor der Zinswende abgeschlossen", berichtet Michael Unsleber von der VG Euerdorf, und: "Bisher gab es keine Rückgabe von Bauplätzen." Die Nachbargemeinde Euerdorf dagegen plant gerade erst das neue Baugebiet "Neuländer Weg". "Für die 43 Bauplätze gibt es bis heute 27 konkrete Reservierungswünsche", berichtet Unsleber. Seit der Abfrage im Frühjahr habe es bisher keine Stornierungen gegeben. Im Gemeindeteil Wirmsthal wurde ein Bauplatz im Gebiet "Borngraben" zurückgegeben.
Der Markt Oberthulba weist nach Angaben der Verwaltung seit Jahren nur wenig Bauland aus, aktuell entstehen in Hetzlos vier neue Bauplätze, in Wittershausen und Frankenbrunn seien "moderate" Erweiterungen geplant, in Oberthulba soll eine Brachfläche reaktiviert werden. "Diese Vorgehensweise scheint uns auch im Hinblick auf die momentanen Preissteigerungen als sinnvoll", sagt Simone Kreile
aus der Bauverwaltung. Trotz Verschiebungen gebe es in der Gemeinde grundsätzlich Nachfrage nach Baugrund. Reservierungsgebühren erhebt die Kommune nicht, auch mit der Beurkundung werde bis zur Finanzierung des Vorhabens gewartet.
Keine Firma gab Angebot ab
Laut Matthias Klement, Bürgermeister des Marktes Maßbach, wurden dort heuer zwei reservierte Bauplätze zurück gegeben. Den Notar müssten die Käufer zahlen. Generell sei die Nachfrage nach Bauland noch nicht zurückgegangen. Gemeindliche Projekte würden aktuell "sehr schleppend" laufen. Den ersten Bauabschnitt eines Straßenbaus habe die Kommune wegen fehlender Angebote gestoppt, nun würden beide Bauabschnitte zusammen für das Jahr 2023 ausgeschrieben.
"Die Nachfrage nach Bauland, besonders für Einfamilienhäuser, ist im Laufe des Jahres 2022 spürbar zurückgegangen", teilt die Stadt Hammelburg mit. Allerdings seien keine Bauplätze zurückgegangen. "In Grenzen" hält sich die Nachfrage für die wenigen gemeindeeigenen Baugrundstücke in der Gemeinde Elfershausen, in Fuchsstadt sei die Nachfragen dagegen konstant. "Derzeit ist ein weiteres Baugebiet in Planung."
In Wartmannsroth liegt laut Bürgermeister Florian Atzmüller der Schwerpunkt auf der Innenentwicklung. Bei einem bereits ausgewiesenen Baugebiet in Waizenbach müsse der Gemeinderat entscheiden, ob es nun wirklich erschlossen wird. Keine Auswirkungen bei der Nachfrage nach Bauland melden die Gemeinden Thundorf, Burkardroth und Oberleichtersbach.