Früher habe man davon ausgehen können, bei Ausschreibungen vom Herbst bis in den Dezember hinein Firmen und preisgünstige Angebote für das Frühjahr zu bekommen, so der Architekt. Die Bauunternehmen hätten ihre Auftragsbücher füllen wollen.
"Aber momentan gelten keinerlei Gesetzmäßigkeiten", sagt Albert. Die Firmen arbeiteten teilweise einen Überhang aus dem vergangenen Jahr ab. "Sie überlegen, ob sie sich überhaupt auf eine Ausschreibung bewerben sollen,weil sie einen Vorlauf von einem halben Jahr haben." In Not, über günstige Preise einen Auftrag unbedingt an Land zu ziehen, seien sie nicht.
Besonders betroffen: die Gewerke Rohbau und Haustechnik. Sie spielen auch bei der Sanierung im Thoraxzentrum eine tragende Rolle, so Albert. Doch auch bei diesen Gewerken gab es genug Bewerber. Das Ende der Bauarbeiten in Station 2 und 3 ist für 2020 geplant; die veranschlagten Kosten von 2,67 Millionen Euro sollen eingehalten werden.
Das Staatliche Bauamt Schweinfurt begleitet viele öffentliche Bauprojekte im Landkreis Bad Kissingen. Martin Rohrmüller, Abteilungsleiter für Landesmaßnahmen im Hochbau, weiß von Ausschreibungen für Bau-Gewerke in der Wildfleckener Rhön-Kaserne, wo keine Firma ein Angebot abgab. Bei anderen Projekten habe es zwar Anbieter gegeben. "Aber es war nicht mehr die Fülle wie früher." Wo zum Beispiel Metallbauarbeiten ausgelobt waren, hätten sich statt vormal fünf oder sechs Unternehmen nur zwei beworben. Die Folge: potenziell höhere Preise. Denn wo nur wenige Angebote eintreffen, ist die Auswahl nicht sehr groß.
Auch das Staatliche Bauamt versucht, sich auf die geänderte Lage am Markt einzustellen. "Manche Gewerke werden schon im Herbst ausgeschrieben, obwohl Baubeginn erst im darauffolgenden Jahr ist", sagt Rohrmüller, der für Hochbauprojekte in den Landkreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Haßberge sowie Schweinfurt Stadt und Land verantwortlich zeichnet.
Keine Probleme, Firmen für seine Bauprojekte zu finden, hat nach eigenen Angaben die Landkreis-Verwaltung. "Bisher hatten wir immer eine ausreichende Anzahl von Angeboten für die Baumaßnahmen des Landkreises erhalten", teilt Pressesprecherin Lena Pfister auf Anfrage mit. Trotz des Baubooms lägen die Angebote im Wesentlichen im Rahmen der Kostenberechnung. "Für die Firmen ist ein öffentlicher Auftraggeber vermutlich schon alleine aufgrund der Zuverlässigkeit interessant."
Von Bauboom und Firmenmangel kann auch die Handwerkskammer für Unterfranken ein Lied singen. "Das regionale Handwerk erlebt bereits seit einigen Jahren eine sehr gute konjunkturelle Phase", schreibt Pressesprecherin Nadine Hess auf Nachfrage. 95,7 Prozent der bei einer HWK-Konjunkturanalyse befragten Unternehmen der Region Main-Rhön (Stadt und Landkreis Schweinfurt, Haßberge, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld) hätten ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend bezeichnet. Die hohe Auslastung führt laut Hess dazu, dass Handwerkskunden in einigen Bereichen lange warten müssen. In den Bereichen Bau und Ausbau waren demnach die Betriebe im 4. Quartal 2018 durchschnittlich zu über 88 Prozent ausgelastet; die Auftragsreichweite betrug im Schnitt elf Wochen (Das sei nicht pauschal mit einer Wartezeit für den Kunden von elf Wochen gleichzusetzen, da bei der Abarbeitung von Aufträgen auch andere Faktoren wie Personaleinsatz und organisatorische Gründe eine Rolle spielen. Dass zusätzliche Fachkräfte für Handwerksbetriebe am Markt schwer zu finden seien, spiele aktuell ebenfalls eine Rolle. "Sicherlich gibt es Unternehmen, die mehr Aufträge annehmen würden, wenn sie mehr Fachkräfte hätten." Auch öffentliche Auftraggeber müssten, bedingt durch die gute konjunkturelle Lage sowie die schwierige Fachkräftesituation, längere Wartezeiten in Kauf nehmen.