Ballermann im Kissingen-Style

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In der Grabengasse gibt es ein paar Wirte und ab und an Party. Wie aber finden sie den Vergleich mit dem Ballermann?
In der Grabengasse gibt es ein paar Wirte und ab und an Party. Wie aber finden sie den Vergleich mit dem Ballermann?
E. Mützel

Mit einem Augenzwinkern wirbt die Kurstadt für sich: Die Elbphilharmonie heißt Regentenbau, der Zoo heißt Klaushof und der Ballermann ist die Grabengasse. Wie die Wirte darauf reagieren.

Im Rahmen der Kissinger Standortkampagne #beiunsinbk nimmt die Stadt sich selbst etwas aufs Korn und versucht mit Humor zu zeigen, wie schön die Kurstadt ist und was es hier alles zu entdecken gibt. Neben "Das Oktoberfest... heißt bei uns Rakoczy", "Der Englische Garten... heißt bei uns Luitpoldpark" oder "Die Croissants... heißen bei uns Bad Kissinger", stand da nun auch: "Der Ballermann... heißt bei uns Grabengasse."

Das könnte auf unterschiedliche Reaktionen treffen: Für die einen ist der Ballermann weniger Positivbeispiel, andere könnten sich wundern, wie der ruhige Gesundheitsort und der Ballermann zusammenpassen sollen, andere wiederum hätten gerne etwas mehr Partystimmung in der Stadt.

"Das passt schon"

Ein Wirt aus der Straße, Frank Sacilotto, betreibt "Pieros Pizzaexpress". Er sagt: "Ich finde die ganzen Vergleiche witzig. Bei Manolis (ehemalig. Emmanuels) wird gerne mal gefeiert, das passt schon." Er nimmt die Kampagne nicht zu ernst, auch wenn er findet, ein anderer Vergleich - "Pizza Hut... heißt bei uns Piero" - passe nicht ganz. Darüber kann er hinwegsehen.

Christian Hippler vom Bratwurstglöckle sagt: "Wir haben die Plakate zwar schon des öfteren gesehen, uns darüber aber keine großen Gedanken gemacht." Für ihn haben die Werbesprüche keine tiefgründigen Hintergedanken. "Wir stehen der Sache neutral gegenüber."

Wollte schon immer mal Ballermann

Emmanuel Papadopoulos, ehemaliger Besitzer von "Emmanuels Restaurant", das nun den Namen Manolis trägt, hatte sich im ersten Moment zwar gefreut, dann kam er jedoch ins Grübeln: "Ich bin jetzt schon über 30 Jahre hier, ich wollte schon immer so eine Art Ballermann machen. Aber die Stadt hat sich immer geweigert", berichtet er. "Und auf einmal lesen wir das." Er habe sich gefreut, aber war auch überrascht und habe sich gedacht: "Ich habe da schon so viel Arbeit reingesteckt und Strafe bezahlt, weil wir zu laut waren."

Mittlerweile hat Papadopoulos mit dem Thema so gut wie abgeschlossen. "Ich finde es gut, das ist eine schöne Promotion für das, was wir hier machen. Aber ich frage mich: Was wollt ihr denn jetzt?" Was er schon an Strafe bezahlt hat, davon hätte der Wirt wohl eine Weltreise machen können, scherzt er. "Die Grabengasse an Rakoczy - daran haben sie sich wahrscheinlich inspiriert. Aber das hat mir ein paar hundert Euro Strafe gekostet."

Ungleiches gleichsetzen, um anderen Blickwinkel einzunehmen

Thomas Hack von der Stadt Bad Kissingen stellt fest: "Es geht nicht darum, dass wir mit der Kampagne den Ballermann eins zu eins in die Stadt holen." Man nehme den Slogan "zu ernst", wenn man die verwendeten Begriffspaare als identisch verstehen würde. Das gelte auch für die übrigen Vergleiche.

"Der Reiz liegt eben darin, Ungleiches gleichzusetzen, um einen anderen Blickwinkel einzunehmen", klärt er auf. "Die Idee ist, unsere (...) Kostbarkeiten vor Ort oder in der Region mit weltbekannten Namen, Institutionen und Begriffen in Relation zu setzen und damit die Bedeutung und Qualität der Dinge bei uns herauszuheben und in ein anderes Licht zu setzen."

Grabengasse ist die Partyzone

Zum Ballermann speziell sei zudem wichtig zu sagen, dass sich der Begriff und die Wahrnehmung dessen in den vergangenen Jahren sehr gewandelt haben. Die Bad Kissinger "Partyzone" sei nun mal vor allem die Grabengasse. "Im ,Bad Kissingen-Style' natürlich, aber eben auch vergnüglich, lebhaft und unterhaltsam. Das ist gemeint."

Zur Strafe kann Hack nur sagen, dass hier die Interessen vieler aufeinandertreffen: zum Beispiel die der Wirte und der dort wohnenden Menschen.