Bad Kissinger Klick-Top-Ten 2016: Kurioses, Ernstes und Verschreiber

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Ein zusätzliches "e" auf einem Hammelburger Verkehrsschild erregte im Internet mehr Aufmerksamkeit als mancher Unfall. Foto: Arkadius Guzy
Ein zusätzliches "e" auf einem Hammelburger Verkehrsschild erregte im Internet mehr Aufmerksamkeit als mancher Unfall. Foto: Arkadius Guzy
Dieses Fahrzeug im "Rat-Design" wurde im November am häufigsten geklickt. Foto: Ralf Ruppert
Dieses Fahrzeug im "Rat-Design" wurde im November am häufigsten geklickt. Foto: Ralf Ruppert
 
Öfter als der eigentliche Unfall wurde ein Vorfall danach geklickt: Bei Langendorf beschimpfte ein uneinsichtiger Motorradfahrer einen Feuerwehrmann, der den Verkehr umleitete. Foto: Arkadius Guzy
Öfter als der eigentliche Unfall wurde ein Vorfall danach geklickt: Bei Langendorf beschimpfte ein uneinsichtiger Motorradfahrer einen Feuerwehrmann, der den Verkehr umleitete. Foto: Arkadius Guzy
 
Tote Rinder bei Wollbach sorgten um Juni für viele Klicks. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Tote Rinder bei Wollbach sorgten um Juni für viele Klicks. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 

In den meist geklickten Online-Artikeln ging es um beschimpfte Feuerwehrmänner, ein gestrandetes Auto, Unfälle und eine Falsch-Meldung. Mit Kommentar.

Nicht etwa Unfalltote oder Verbrecher, sondern zwei kleinere Polizei-Meldungen haben es im Jahr 2016 ganz nach oben in der Bad Kissinger Klick-Statistik unseres Internet-Portals www.infranken.de geschafft. Mit 36 378 Klicks liegt ein Vorfall am Rande des Rakoczy-Festes Ende Juli ganz weit vorne, bei dem mehrere Feuerwehrleute genötigt wurden.
An dem Sonntagnachmittag sperrten mehrere Feuerwehrmänner im Auftrag der Stadt Bad Kissingen die Erhardstraße vor der Einmündung Bibrastraße ab. Das Feuerwehrauto stand auf der Fahrbahn vor dem Finanzamt. Ein 61-jähriger Autofahrer wollte dies nicht akzeptieren und versuchte, auf dem Gehweg an dem Hindernis vorbeizufahren. Dabei fuhr der uneinsichtige Mann zwei Feuerwehrleute gegen das Schienbein. Da er vorwärts nicht weiter kam, fuhr der Mann rückwärts, blieb mit seinem Außenspiegel am Feuerwehrfahrzeug hängen und fuhr sogar über den Fuß eines weiteren Feuerwehrmannes. Danach verließ er die Unfallstelle und fuhr zur Polizei. Mittlerweile wurde der Mann wegen Nötigung, Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr rechtskräftig zu einer Geldstrafe verurteilt.
Durch diese Meldung und die Berichte zum Rakoczy-Fest war der 1. August 2016 auch mit weitem Abstand der Tag mit den meisten Klicks auf die Bad Kissinger Seiten: 45 249 an einem Tag. Die wenigsten Klicks, nämlich nur 5173, gab es am 1. Weihnachtsfeiertag. Insgesamt wurde die Region Bad Kissingen auf www.infranken.de 5,38 Millionen Mal angeklickt, macht einen Durchschnittswert von 14 700 Klicks am Tag.
Ein ähnlicher Vorfall wie der Spitzenreiter landete auf Platz 2: Nach einem Motorradunfall im März bei Langendorf beleidigte ein uneinsichtiger Wohnmobilfahrer einen Feuerwehrmann, der den Verkehr regelte. Kurios ist der 3. Platz: Nach einem Gewitter im Juni starben fünf Rinder auf der Weide des Wollbacher Landwirts Karl Schneider. Ein heftiges Unwetter war am frühen Sonntagabend durch den Markt Burkardroth gezogen. Besonders heftig wütete es zwischen Wollbach und Premich, mit traurigem Ausgang für den Landwirt.


Moerlesau statt Morlesau

Rund 25 Jungrinder standen auf einer Weide in der Flur, ein direkter Blitzeinschlag war dort nicht zu erkennen, aber große Hagelkörner lagen noch Stunden nach dem Unwetter auf der Weide. Die genauen Umstände blieben unklar, aber ein Blitz als Todesursache blieb die wahrscheinlichste Vermutung.
Platz 4 belegte ein kurioser Fall in Euerdorf: Im November hielt die Polizei dort ein abenteuerlich umgestaltetes Auto an. Der Fahrer war wegen seines unsicheren Fahrens aufgefallen. Die Polizei stellte beim Fahrer Drogeneinfluss fest, beim Fahrzeug verrostete Motorhaube, selbst gebauter Dach-Gepäckträger, Getränkedosen an der Stoßstange und mit Jute ausgekleideter Innenraum. Weil einiges davon nicht verkehrstauglich war, wurde das Auto im "Rat-Design" aus dem Verkehr gezogen und stand einige Tage an der Bundesstraße bei Euerdorf.
Eine nette Geschichte am Rande schaffte es auf Platz 5: Ein Schild am Hammelburger Minikreisel enthielt einen Schreibfehler: Anstalle von Morlesau wurde dort auf Moerlesau hingewiesen, selbst beim Aufstellen war der Fehler nicht bemerkt worden. Den nächsten Platz nahm die Lösung eines langwierigen Kriminalfalls ein: Der Hauptartikel zur Erfreifung des Poolschlitzers kam auf 12 102 Klicks, der Nachbericht zu den genaueren Umständen wurde weitere 6570 Mal gelesen.
Letzter Bericht mit mehr als 10 000 Klicks in der Statistik 2016 war eine Meldung, die sich als falscher Verdacht entpuppte: Die Hammelburger Polizei hatte zunächst Anfang Dezember gemeldet, dass ein unbekannter Mann in Oberthulba Kinder angesprochen habe und in sein Auto locken wollte. Die Nachricht schlug auch auf Facebook hohe Wellen. Einen Tag später klärte sich das Missverständnis auf. Die Meldung samt der Korrektur im identischen Online-Bericht brachte es trotzdem auf insgesamt 10 905 Klicks.


Nur zwei Verkehrsunfälle

Die einzigen klassischen Verkehrsunfälle in den Top Ten finden sich auf den Plätzen 8 und 10: ein Unfall mit sechs Verletzten im Februar auf dem Bad Kissinger Westring und ein tödlicher Unfall am Schindberg bei Münnerstadt. Allerdings finden sich auf den Plätzen 11 bis 50 in der Klickstatistik überproportional viele Unfälle.
Immerhin auf Platz 9 taucht ein sehr ernstes Thema ganz weit oben in der Klick-Statistik auf: Im November berichteten wir über ein Angebot für die Eltern so genannter Sternenkinder. Wenn Kinder im Kreißsaal tot zur Welt kommen, zünden die Hebammen Kerzen an und geben den winzigen, leblosen Körper der Mutter. Zum Abschiednehmen, zum Trauern. Zudem gibt es die Möglichkeit, über das Internet einen ehrenamtlichen Fotografen in die Klinik zu bestellen, der Bilder von ihrem toten Baby zur Erinnerung macht. Das ist beispielsweise über das Portal "Dein-Sternenkind" möglich. Über dieses Angebot informierten sich 8305 User auf unserer Internet-Plattform.

Dazu ein Kommentar von Ralf Ruppert:

Mehr als Sex and Crime

Der Blick in die Bad Kissinger Klickstatistik zeigt, dass zwar Sensationen und Katastrophen viel Aufmerksamkeit im Internet binden, dass aber auch viele andere Themen wahr genommen werden: Dazu gehören das Beschimpfen und Nötigen von ehrenamtlichen Feuerwehrleuten genauso wie die Sorgen um das Schaeffler-Werk in Elfershausen oder die Streiks der Mitarbeiter des St.-Elisabeth-Krankenhauses. Unter den Top 50 findet sich auch viel Positives: Das kurzfristig angesetzte Konzert von David Garrett in Bad Kissingen etwa stieß auf großes Interesse. Das Rakoczy-Fest - darunter der Welt-Rekord, den die Saale-Zeitung auf der Medienwiese organisierte, - sowie der Springbrunnen im Rosengarten tauchen gleich mehrfach auf. Und das es auch politische Themen wie die Beschwerde gegen den Münnerstädter Bürgermeister weit nach oben gebracht haben, zeigt, wie wichtig seriöser Journalismus auch in Zeiten des Internets bleibt.