Wildflecken soll sich auf Kurzurlauber, Tagesgäste und Wochenendurlauber fokussieren. Unverzichtbar sind die Pflege der Freizeitwege, der Ausbau der Gastronomie und die Optimierung der Personenbeförderung.
Auf 53 Seiten hat Oliver Melchert von der Tourismus- und Regionalberatung BTE aus Hannover zusammengefasst, was die Experten über den Markt Wildflecken in Sachen Fremdenverkehr herausgefunden haben. Vieles hat die Kommunalpolitiker bei der letzten Marktgemeinderats-Sitzung keineswegs überrascht. Am Ende bleibt eine Frage offen, die beispielsweise Holger Trump (CSU/PWG) stellt: "Was können wir jetzt ganz konkret tun?"
Zunächst hatten die Tourismusberater die Ausgangssituation untersucht. "Der Tourismus ist bisher nur ansatzweise im Markt Wildflecken entwickelt", sagt Melchert. "Das Image wird geprägt durch den Wirtschafts- und Bundeswehrstandort." Das Ziel ist klar, die Gemeinde möchte stärker auf Tourismus setzen und dafür Infrastruktur und Service verbessern.
In den zurückliegenden Jahren sei Wildflecken einer der Verlierer in der Rhön gewesen, was die Übernachtungszahlen angeht.
Während die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste 3,3 Tage betrage, liege die Bettenauslastung nur bei 23,1 Prozent. "Und damit unter der wirtschaftlichen Tragfähigkeit", sagte Melchert. Die touristische Nachfrage lasse also auch im Vergleich mit dem Landkreis zu wünschen übrig.
Steigerungsbedarf Drei Kernthemen spricht Melchert an: Naturerlebnis, Aktivtourismus und Militärgeschichte. Im Umland haben sich längst Top-Attraktionen entwickelt, wie der Kreuzberg mit 500 000 Besuchern pro Jahr, das Staatsbad mit rund 60 000 Gästen, die Wasserkuppe mit geschätzt eine Million Besuchern im Jahr. Zwar gebe es auch in Wildflecken Beherbungsbetriebe wie Pensionen, Ferienwohnungen, Campingplatz und das CVJM-Feriendorf. Aber der Tourismusberater sieht Steigerungsbedarf, was Belegung und Qualität der Unterkünfte angeht.
"Es wurde in den vergangenen Jahren natürlich auch nicht mehr ausreichend investiert. Was aber auch mit der Nachfrage zusammenhängt." Sein Fazit: "Im Beherbergungs- und Gastronomiebereich fehlt es an hochwertigen Angeboten." Viel besser sehe es bei der Verkehrsanbindung aus. Die gute Erreichbarkeit der nahe gelegenen Autobahn, der ICE-Bahnhof Fulda, der Flughafen Frankfurt - all das seien dicke Pluspunkte, die man nutzen müsse. Doch der Tourismus sei eben "nur in Ansätzen entwickelt". Wildflecken müsse versuchen, Ausgangspunkt für Kreuzbergwanderungen zu sein, Mountainbike-Zentrum zu werden und Outdoor-Erlebnisse gezielt zu gestalten, fordert Melchert. Immer auch vor dem Hintergrund der einzigartigen Militärgeschichte. Wanderer, Mountainbiker, Radfahrer, Erholungssuchende, Naturinteressierte, Besucher mit Bezug zum Truppenübungsplatz - die Liste der Zielgruppen sei durchaus umfangreich.
Ortsbilder aufwerten Letztlich müsse man sich aber auf Kurzurlauber, Tagesgäste und Wochenendurlauber fokussieren. Um überhaupt auf dem touristischen Markt bestehen zu können, müssten die Ortsbilder aufgewertet werden, ist er überzeugt. Unverzichtbar seien überdies die Pflege der Freizeitwege, der Ausbau der Gastronomie und die Optimierung der Personenbeförderung.
Auch das Haus der Schwarzen Berge in Oberbach müsse weiterentwickelt werden, zum Beispiel in den Themenfeldern Wandern, Mountainbike, Militärgeschichte und Outdoor-Erlebnisse. Ideen für thematische Erlebniswege, Abenteuer-Trails und Familientouren gebe es bereits, eine Umsetzung ist bislang nicht mit Nachdruck angegangen worden. Oliver Melchert macht klar, dass das Haus der Schwarzen Berge noch stärker als echtes touristisches Zentrum wahrgenommen und entwickelt werden müsse.
Ein Wohnmobilstellplatz in direkter Nachbarschaft könnte hierbei eine echte Hilfe sein. Auch eine dauerhafte Ausstellung zur Militärgeschichte schlagen die Tourismusberater vor.
Verstärkte Serviceleistungen Grundsätzlich sollte über verstärkte Serviceleistungen nachgedacht werden, die von Mountainbikern und Wanderern angenommen werden. Sämtliche Ideen für Outdoor-Erlebnisse und Veranstaltungen aus den Workshops greift das Tourismuskonzept auf: Wildnispädagogik, Baumhaushotel, Wildniscamping, Führungen zum Thema Sternenpark, Survival-Kurse, Fitness-Drills, Geocaching, Paintball. Entscheidend ist für den Tourismusberater, dass die Angebote koordiniert werden und dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Dies könne am einfachsten mit einem Tourismusverantwortlichen in der Gemeinde realisiert werden.
Noch sei hierfür nie ein Budget bereitgestellt worden.
Sozial und touristisch Dass sich ein hochpreisiges Hotel ansiedeln könnte, schließen die Berater kategorisch aus. Alle Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit würden dies ausschließen. So muss sich die Kommune auch für den leerstehenden alten Ratskeller am Rathausplatz Alternativen überlegen. Die Tourismus-Experten schlagen eine Kombination aus sozialem und touristischem Angebot vor. Zum Beispiel ein Generationenhaus mit Bürgercafé oder eine Tagespflegestätte mit Pflegehotel als Angebot für Einheimische und Gäste.