Die katholische Kirche bemüht sich, zeitgemäße Elemente in ihre Liturgie einzuflechten. Während einer ökumenischen Andacht zum Osterfest in Wildflecken kamen Tanz, Musik und Gegenstände zum Einsatz.
Von alltäglichen Leben, über Tod und Verzweiflung hin zu neuem Leben - das ist die Kurzformel für das Osterfest - zumindest aus christlicher Sicht. Diese Schritte werden nach der traditionellen Liturgie von Gründonnerstag über Karfreitag und die Osternacht gefeiert, aber immer weniger Christen besuchen diese Gottesdienste. Wenn überhaupt, dann wird einer der drei Gottesdienst besucht. Ganz unterschiedliche Gründe spielen hierfür eine Rolle, sei dass die freien Ostertage viel lieber für einen Kurzurlaub genutzt werden oder schlichtweg der Bezug zu den liturgischen Abläufen verloren gegangen ist.
Modellprojekt seit zwei Jahren
Seit zwei Jahren versucht Pastoralreferent Bernhard Hopf, Mitarbeiter am Liturgiereferat der Diözese Würzburg gemeinsam mit interessierten Christen der Region zeitgemäße Liturgie zu entwickeln, die neben den normalen Liturgiefeiern Menschen in ihren persönlichen Alltag abholt und neue Blickwinkel auf die Geheimnisse des Glaubens wirft.
Nachdem in den vergangenen zwei Jahren das Geschehen um Ostern im Staatsbad in Bad Brückenau unter dem Titel "All in - Alles oder Nix" stattfand, war in diesem Jahr das Kirchenzentrum in Wildflecken Mittelpunkt der ungewöhnlichen ökumenischen Liturgie. Im Garten begann der Abend mit einem Gläschen Sekt und lockerem Geplauder. Zur Einstimmung gab es jiddische Musik. Auf der Wiese eine weiße Decke, wie zum Picknick ausgebreitet mit einigen Tellern, einer Schriftrolle und einem siebenarmigen Leuchter.
Tanz verdeutlich Leidensweg
Doch dann veränderte sich die Atmosphäre. Die ökumenische Singgruppe "Jubilate" und die Gäste hatten gerade noch voller Fröhlichkeit "Eingeladen zum Fest des Glaubens" gesungen, da sang der Chor "Dann ging er hin zu sterben." Aus dem Lukasevangelium wurde von Jesus Todesangst vorgelesen und den Jüngern, die statt zu beten und mit ihm zu wachen eingeschlafen waren.
Ruth Weisel (Referentin für Neues Geistliches Lied in der Diözese Würzburg) verdeutlichte in einem Tanz diese Ringen Jesu, diese Verzweiflung und letztlich seine Hingabe in den Willen Gottes.
"Bleibt hier und wachet mit mir" sangen die Teilnehmer während sie den Weg hinaus in Richtung Friedhof gingen. Die uralten Klagen des Volkes Israel, aus dem alttestamentlichen Buch der Klagelieder, mischten sich mit den Klagen der heutigen Zeit. Die Angst vor dem Fremden, Überforderung und Burnout im Beruf, Bürokratie, Missbrauch. "Hast du uns denn ganz verworfen?"
Der Tod am Kreuz. Der Sekt war aus. Essig gab es für die Teilnehmer. Der Chor sang das alte Kirchenlied "Oh Haupt voll Blut und Wunden". Die Stimmung war am Boden. Die Gespräche verstummt. War es Zeit heim zu gehen?