Bei der Bürgerversammlung in Wildflecken berichtete Bürgermeister Gerd Kleinhenz über aktuelle Projekte und die monetäre Situation der Kommune.
"Wir sind tatsächlich in einer finanziell engen Situation", berichtete Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) in der Bürgerversammlung im Sportheim in Wildflecken. "Das ist unser großes Problem."
Im Moment überlegt die Marktgemeinde, ihr Standesamt nach Bad Brückenau auszulagern. "Wir könnten Synergie-Effekte nutzen und auf diese Weise Kosten sparen", sagte der Rathauschef. "Es ist noch nichts entschieden, wir warten auf ein Angebot aus Bad Brückenau, um im Gemeinderat eine Entscheidung treffen zu können."
Suche nach Arzt
Die ärztliche Versorgung in Oberbach sorgt nach der Schließung der Praxis von Herwart Bachmann für großes Kopfzerbrechen. Mit ganz unterschiedlichen Werbemaßnahmen sucht die Kommune bundesweit nach einem neuen Arzt. Sollte sich kein Bewerber finden, dann wird Herwart Bachmann nach einer neuen Nutzung für die ehemalige Praxis suchen. "Das ist nachvollziehbar. Aber wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben", sagte Kleinhenz. Zwei Bewerbungsfristen der kassenärztlichen Vereinigung sind bereits verstrichen. Eine Verlängerung der Bewerbungsfrist ist nach Auskunft des Bürgermeisters um ein halbes Jahr möglich. Ein geeigneter Kandidat hat sich noch nicht gefunden. "Wir müssen nach vorne schauen, es bleibt uns nichts übrig."
Moderne Sinntalschule
Als modern und zeitgemäß bewertete Kleinhenz die neue Sinntalschule samt Turnhalle und Bibliothek im Ortskern. Aktuell liegen die Baukosten bei 7,8 Millionen Euro, die Endabrechnung ist aber noch nicht erfolgt. Voraussichtlich 3,5 Millionen Euro wird die Gemeinde selbst bezahlen müssen. Fünf Klassen umfasst die Grundschule. Die erste Jahrgangsstufe ist aktuell zweizügig. Zwei Mittelschulklassen sind noch in Wildflecken verblieben. Ab der siebten Jahrgangsstufe wechseln die Mittelschüler ins Schulzentrum nach Römershag. "Mit dem Umzug der Schüler in die neue Sinntalschule im Ortskern haben wir nun eine leerstehende Schule in der Rhönkaserne", sagte Kleinhenz. "Ich kann mir nur eine militärische Nutzung vorstellen. Alles andere macht für mich keinen Sinn und scheidet aus."
Hinweis auf Elvis Presley
Als "gelungenes Gemeinschaftsprojekt der Brückenauer Rhönallianz" bezeichnete Kleinhenz den neuen Radweg durch das Sinntal entlang der ehemaligen Bahntrasse. Aufgrund der geringen Steigung sei der Radweg bestens für Familien mit kleinen Kindern geeignet. "Es ist nicht nur ein Radweg, sondern auch ein Gehweg. Er ist aber nicht für andere Kraftfahrzeuge ausgelegt." Rund 5,4 Millionen Euro hat das Gesamtprojekt letztlich gekostet. Über 400 000 Euro hat die Kommune nach Abzug der Fördergelder beigetragen. Das geplante Gestaltungskonzept entlang des Radweges stellte Bürgermeister Kleinhenz im Detail vor. So wird zum Beispiel auf den ehemaligen Bahnübergangshäuschen graphisch auf den historisch belegten Aufenthalt von Elvis Presley in Wildflecken hingewiesen.
Was wird aus dem Bahnhofsgelände
Noch unklar ist die Zukunft des früheren Wildfleckener Bahnhofsgeländes. "Das ist ein Kleinod. Das dürfen wir uns nicht wegschnappen lassen", sagte Kleinhenz. "Ideal wäre natürlich eine gastronomische Nutzung." Aktuell lasse die finanzielle Lage der Kommune keine großen Sprünge zu. Aber die Marktgemeinde wolle verhindern, dass der ehemalige Bahnhof verfällt oder einer unerwünschten Nutzung anheim fällt.
Ausgiebig berichtete Kleinhenz über das neue Bundeswehr-Datenzentrum, das in Wildflecken in den kommenden Jahren entstehen wird. Baubeginn soll im Jahr 2023 sein. Eine Inbetriebnahme ist schrittweise vorgesehen. Das neue "Cyber-Zentrum" sieht Kleinhenz als Standortsicherung der Bundeswehr in Wildflecken auf mindestens 40 Jahre.