Wildflecken: Erste Bilanz von Gerd Kleinhenz

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Dieses historische Bild von Wildflecken hat Bürgermeister Gerd Kleinhenz in seinem Büro aufgehängt. Foto: Ulrike Müller
Dieses historische Bild von Wildflecken hat Bürgermeister Gerd Kleinhenz in seinem Büro aufgehängt. Foto: Ulrike Müller

Seit dem 1. Mai sitzt Gerd Kleinhenz (PWW) auf dem Chefsessel im Rathaus Wildflecken. Im Interview spricht über die Mittelschule, das Image von Wildflecken und seinen Gegenkandidaten...

Saale-Zeitung: Herr Kleinhenz, seit Mai sind Sie Bürgermeister von Wildflecken. Sind Sie im Amt angekommen?
Gerd Kleinhenz: Ja, definitiv. Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt und bin von den Kollegen wirklich gut eingeführt worden. Sich in die einzelnen Themen einzuarbeiten, braucht aber natürlich noch etwas Zeit.

Gleich zu Beginn Ihrer Amtszeit hat's Wildflecken eiskalt erwischt. Die Gemeinde hat Stabilisierungshilfe bei der Regierung von Unterfranken beantragt. Wie konnte es soweit kommen?
Dass die Haushaltslage angespannt ist, war schon vor der Wahl bekannt. Nun hat sich die Situation aber noch einmal verschärft. Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer haben sich nach einem Einbruch auf unter 300.000 Euro im Jahr 2013 zwar heuer wieder auf knapp 800.000 Euro eingependelt. Sie liegen aber immer noch weit unter den Vorjahren mit durchschnittlich über 1,4 Millionen Euro. Da mussten wir schnell handeln.

Was heißt das für Wildflecken?
Die Gemeinde muss in Zukunft noch sparsamer wirtschaften. Und wir müssen uns einer regelmäßigen Überprüfung durch die Regierung unterziehen. Unsere Pflichtaufgaben leisten wir aber. Das ist vor allem die Sanierung von Schule, Turnhalle und Schwimmbad für insgesamt 5,3 Millionen Euro. Auch an der Wasserversorgung und der Platzgestaltung in Oberwildflecken wird nicht gerüttelt. Diese drei Projekte werden nächstes Jahr in Angriff genommen.

Neben dem Antrag auf Stabilisierungshilfe, was waren sonst Ihre ersten Projekte als Bürgermeister?
Als erste Gemeinde der Brückenauer Rhönallianz habe wir ein Wegekonzept für die Kernzonen erarbeitet. Auch die Leichenhalle in Oberbach wurde saniert. Aber was noch viel wichtiger ist: Eigentlich war angedacht, die Mittelschule komplett zu schließen. Dagegen habe ich mich vehement gewehrt, so dass aktuell nur die siebte Klasse nach Bad Brückenau geht. Außerdem habe ich abwehren können, dass die Regierung uns Flüchtlinge zuteilt. Wir haben in Wildflecken schon Integration geleistet, viel mehr als andere Gemeinden. Diese Leistung erkennt die Regierung auch an. Ob das aber auch so bleibt, weiß ich nicht.

Im Marktgemeinderat sitzen viele neue Gesichter. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Sehr gut! Es war mir ein Anliegen, eine positive Ausgangslage zu schaffen, indem alle Fraktionen und Ortsteile gut vertreten sind. Deshalb habe ich angestoßen, dass Wolfgang Illek (CSU) und Herbert Nowak (OWII) meine Stellvertreter sind. Die Wahl fiel dann auch einstimmig aus, das hat mich gefreut.

Seit Wochen wird in Wildflecken gebaut. Wann ist die Straße denn nun endlich fertig?
Die Brückenauer und die Bischofsheimer Straße sind ja noch Staatsstraßen. Erst nach der Sanierung übernimmt der Markt die Zuständigkeit. Wir sind also aktuell nur für den Bau der Wasserleitungen verantwortlich, und der wird Ende Oktober abgeschlossen sein.

Um den Tourismus anzukurbeln, sollte in Oberwildflecken eigentlich ein Jugendzeltplatz entstehen. Die Bauarbeiten wurden abgebrochen, als Munition im Boden gefunden wurde. Ist das Projekt jetzt tot?
Nein, ganz im Gegenteil. Wir haben dem Landratsamt einen Alternativ-Standort mitgeteilt. Die Fläche liegt unterhalb des Kreuzberges zwischen Ziegelhütte und Guckaspass. Nun muss der Kreistag entscheiden.

Auch die Kläranlage drängt. Es geht um einen Neubau oder den Anschluss nach Bad Brückenau. Welche Lösung wollen Sie?
Bad Brückenau wäre interessiert daran, uns aufzunehmen. Da müssen aber noch Berechnungen gemacht werden. Für mich ist klar, dass wir die auf Dauer kostengünstigste Option wählen müssen. Die Entscheidung fällt in zwei bis drei Jahren.

Wie ist den das Verhältnis zu Ihrem Vorgänger Alfred Schrenk?
Die Übergabe war sehr gut und hilfreich für mich. Er mischt sich aber in meine Entscheidungen nicht ein.

Und zu Ihrem Gegenkandidaten?
Gut. Wir arbeiten kollegial zusammen. Das gilt auch für Herbert Nowak.

Macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß?
Ja, auf jeden Fall. Das schönste ist der Kontakt mit den Bürgern. Wenn Leute auf einen zukommen und die positive Stimmung bestätigen oder mir Mut machen. Es ist doch so: Die Leute, die ein negatives Image von Wildflecken verbreiten, sind meistens nicht von hier.

Wie würden Sie diesen Satz beenden: Wildlecken ist für mich...
Wildflecken ist eigentlich ganz cool. Wir haben ein Angebot, das keine Gemeinde in dieser Größenordnung zu bieten hat. Und wir haben Arbeitsplätze und eine tolle Landschaft.

Das Gespräch führte Ulrike Müller