Wagt Schondra beim Klärschlamm den Alleingang?

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Die Kläranlage des Marktes Schondra in Schönderling verfügt über keine Presse für Klärschlamm. Der Gemeinderat tut sich schwer mit einer Entscheidung, was künftig damit geschehen soll. Foto: Steffen Standke
Die Kläranlage des Marktes Schondra in Schönderling verfügt über keine Presse für Klärschlamm. Der Gemeinderat tut sich schwer mit einer Entscheidung, was künftig damit geschehen soll. Foto: Steffen Standke

Immer noch besteht keine Einigkeit zur zentralen Klärschlammverwertung in der Brückenauer Rhönallianz. Die Schondraer prüfen weiter Alternativen. Ein eventueller Ausstieg hätte weitreichende Folgen.

Klärschlamm einfach als Dünger auf Feldern ausbringen - das war einmal. Heute muss er aufwendig entwässert und später entsorgt werden. Für die meisten Mitgliedsgemeinden der Brückenauer Rhönallianz soll das auf dem Gelände der Kläranlage Trübenbrunn geschehen. Aber der Schondraer Gemeinderat ziert sich noch, sich am entsprechenden Konzept zu beteiligen. Der Grund dafür ist ein ganz offensichtlicher.

234.000 Euro - mit dieser Summe wäre der Markt Schondra bei einer Klärschlammverwertung in Trübenbrunn dabei. Dies ergab eine Machbarkeitsstudie des Ingenieurbüros Hoßfeld & Fischer aus Bad Kissingen. Dieses beziffert die Investitionen für die Trübenbrunner Anlage mit 1,16 Millionen Euro. Der Schondraer Anteil läge demnach verglichen mit den anderen Allianzgemeinden am zweithöchsten - nach dem der Stadt Bad Brückenau (beinahe 605.000 Euro).

Der Grund dafür thront oberhalb der Marktgemeinde, direkt an der Rhönautobahn. Tagtäglich fließen die besonders in der Urlaubszeit beträchtlichen Abwässer der Rastanlagen Rhön-Ost und -West in der Kläranlage in Schönderling zusammen. Damit entsteht auch viel aufzubereitender Klärschlamm. Die Schönderlinger Anlage verfügt über keine eigene Presse.

Eigene Presse für Schönderling?

Den Schlamm nach Trübenbrunn zu schaffen, würde Sinn machen. Wären da nicht die erwartet hohen Kosten. Sie sind laut Bürgermeister Bernold Martin (CSU) der Grund, warum der Schondraer Gemeinderat mit einer Entscheidung zögert. Alternativen sollen her.

Die könnten dem Bürgermeister zufolge in zwei Richtungen laufen. Erstens: Schönderling mit einer eigenen Presse nachzurüsten. Oder zweitens: unbehandelten Klärschlamm von einer externen Firma abholen und entsorgen zu lassen.

Keine Option stellt für Bernold Martin der Transfer des Schlamms zur nur wenige Kilometer entfernten Presse der Oberleichtersbacher Kläranlage (bei Untergeiersnest) dar. Das habe genehmigungsrechtliche Gründe. "Wir haben Oberleichtersbach auch gar nicht angefragt."

Die Stadtwerke Bad Brückenau betreiben die Kläranlage in Trübenbrunn. Deren Geschäftsführer Torsten Zwingmann hält eine eigene Klärschlammpresse in Schönderling für zu teuer und unwirtschaftlich. Die Anlage sei zu klein. "Außerdem steht die Frage: Was macht man mit dem relativ hoch belasteten Filtratwasser. Das lässt sich nur in begrenzter Menge in Gewässer einleiten."

Ein Schondraer Alleingang hätte laut dem Stadtwerke-Chef Folgen. "Wenn Schondra aussteigt, müssen wir das Konzept und den Kostenschlüssel neu ausarbeiten." Die anderen Allianzgemeinden hätten dem Konzept auf Grundlage der vorliegenden Zahlen zugestimmt. Diese Voten müsste man dann neu einholen. Was Zeit kostet. Ganz davon abgesehen, dass die Kosten für die Umsetzung der Klärschlammentsorgung steigen würden. "Günstiger wird es nicht."

Zwei Gemeinden tauchen in der Kostenberechnung des Ingenieurbüros Hoßfeld & Fischer zur Klärschlammverwertung gar nicht auf: der Markt Wildflecken und Riedenberg. Das hat Gründe.

Wie Wildfleckens Verwaltungsleiter Daniel Kleinheinz mitteilt, hat sich der Gemeinderat mit dem Bau einer neuen Kläranlage in Oberbach dafür entschieden, den Klärschlamm dann auch dort pressen zu lassen. Ein externer Anbieter werde das getrocknete dann wohl abholen und einer Verbrennung zuführen.

Für Riedenbergs Bürgermeister Roland Römmelt (CSU) steht die Klärschlammfrage derzeit gar nicht zur Debatte. Letztlich hänge alles davon ab, ob sein Gemeinderat sich für den Anschluss nach Bad Brückenau oder den Bau einer eigenen Kläranlage entscheide.

Bei Variante eins käme das Abwasser, und damit der Klärschlamm sowieso ins Bad Brückenauer Netz und damit nach Trübenbrunn. Aber auch bei Entscheidung zwei geht der Bürgermeister davon aus, dass die anfallenden, wahrscheinlich geringen Mengen Klärschlamms zum Entwässern und Lagern das Sinntal hinabgefahren werden.

Bernold Martin rechnet indes mit einer Entscheidung zum Klärschlammthema nach der Sommerpause. Sie wäre richtungsweisend. So oder so.