Die Einrichtung sieht sich mit weniger Nutzern und drastisch gestiegenen Kosten konfrontiert. Warum die Stadträte sich dennoch schwertun, eine Vereinbarung zur Bad Brückenauer Außenstelle zu kündigen.
Es waren schlechte Nachrichten, die Kulturbüroleiter Jan Marberg von der Volkshochschule mit in den Stadtrat brachte: Zum einen verlief das Sommersemester in Bad Brückenau desaströs; zum anderen muss die Stadt mit gestiegenen Kosten rechnen. Im Gremium wurde heiß diskutiert, wie es weitergehen soll.
Im Juli 2019 hatte der Stadtrat beschlossen, dass Bad Brückenau dem neu gegründeten Volkshochschulverbund Bad Kissingen-Hammelburg als Außenstelle beitritt. Das Kursangebot der ersten beiden Semester - Winter 2019 und Sommer 2020 - blieb überschaubar; Rückschlüsse über den Erfolg ließen sich kaum ziehen. Zumal im Frühjahr 2020 die Corona-Pandemie voll einsetzte. Der Stadtrat verlängerte die Kooperation danach jeweils um ein Jahr bis zum 31. Dezember dieses Jahres.
Nur neun von 26 Kursen fanden statt
Leider konnte Marberg auch im dritten Corona-Jahr keine Erfolge vermelden, im Gegenteil: Die Monate Februar bis Juli liefen "sehr verhalten", teilte der Kulturbüro- und Bibliotheksleiter in der öffentlichen Sitzung am Donnerstagabend mit. "Von den 26 Kursangeboten haben nur neun stattgefunden. Der Rest wurde wegen mangelnder Beteiligung und einer wegen Krankheit abgesagt."
Über die Gründe kann Marberg nur spekulieren. Viele würden wohl nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen ihre neu gewonnene Freiheit nutzen. Biergarten statt Vhs-Kurs sozusagen. Die vielen Kursausfälle würden auch andere Ortschaften betreffen.
Damit nicht genug: Der Volkshochschulverbund Bad Kissingen-Hammelburg sieht sich nach eigenen Angaben stark gestiegenen Personalkosten gegenüber. Die Folge: Er erhöht die Jahrespauschale pro Einwohner der teilnehmenden Kommunen ab dem kommenden Jahr um stattliche 70 Cent auf 1,20 Euro. Das ist eine Steigerung auf 240 Prozent.
Welche Auswirkungen auf die Kursgebühren für die Nutzer das hat, ist nicht absehbar. Doch für die chronisch klamme Stadt Bad Brückenau bedeutet das: Sie müsste ab 2023 statt bisher 3300 Euro rund 8000 Euro an den Vhs-Verbund zahlen. Es sei denn, sie steigt zum Jahresende 2022 aus. Letzter Tag für die Kündigung: 30. September.
Empfehlung: weiterlaufen lassen
Jan Marberg und der Stadtrat sitzen nun zwischen den Stühlen. Einerseits sieht der Leiter des Kulturbüros die gestiegenen Kosten. Für ihn wäre eine Erhöhung von einem Euro pro Einwohner logischer gewesen. Er zeigte sich zudem alles andere als sicher, wie sich der kommende Corona-Winter entwickeln wird. Andererseits wäre eine Entscheidung pro Ausstieg nicht mehr eine, deren Konsequenzen er tragen müsste.