Bei der sonntäglichen Demonstration zündeten die Teilnehmer symbolisch einen eigens dafür gefertigten Holzmasten als Zeichen ihres Widerstandes gegen die Stromtrasse an.
Rund 250 Menschen haben am Sonntagabend im Brückenauer Ortsteil Römershag gegen die geplante Stromtrasse Südlink demonstriert. Aufgerufen zu dieser Kundgebung hatte die Bürgerinitiative (BI) "Sinntal gegen die Stromtrasse". Nach einer Fackelwanderung durch Römershag wurde symbolisch ein hölzerner Hochspannungsmast in Flammen gesetzt. "Die Rhön ist ein Tabu für solche Trassen. Die Rhön ist nur ohne Trasse schön. Trasse und A 7 - nicht alles auf uns schieben. In Berlin da spitzt das Ohr, wir brauchen keinen Korridor", skandierten die Demonstranten.
Schulzentrum in direkter Nähe Erwin Miller aus Römershag hatte die musikalische Leitung der Demo übernommen, bei der unter anderem das Frankenlied und eine umgedichtete Bayern-Hymne angestimmt wurden. Jakob Euba gab sich kämpferisch: "Wir wollen verhindern, dass diese Trasse durch die schöne Rhön läuft." Er machte auf das Schulzentrum und den Kindergarten in Römershag aufmerksam, die in direkter Nähe zum geplanten Korridor liegen.
"Wir bezahlen am Ende die Zeche. Die Großbetriebe sind befreit von der Netzabgabe. Der kleine Bürger muss alles selbst zahlen", betonte Euba weiter. "Wir haben keinen zusätzlichen Bedarf an Strom. Es geht hier nur um Profite von Investoren. Das ist der ganze Hintergrund dieser Trasse", rief Euba den Demonstranten zu.
Franz Zang vom Bund Naturschutz forderte die Bürger dazu auf, am Protest festzuhalten. "Es ist toll, was hier inzwischen passiert ist. Wir brauchen auch in Zukunft das Engagement von ganz vielen Menschen", konstatierte er. "Wir müssen nach Brüssel, wir müssen nach Berlin, wir müssen nach München - immer wieder. Alle unsere Forderungen müssen natürlich auch vertretbar sein. Wir müssen konkrete Vorschläge machen", forderte Zang. "Das Gute am Energiedialog war ja, dass endlich Fakten auf den Tisch gekommen sind. So wurde deutlich, dass es eben auch anders geht. Mit einer dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung könnte auch Bayern unabhängig sein." Zang machte kein Geheimnis daraus, dass die Aktivisten noch kreativer werden müssen, um dauerhaft auf sich aufmerksam zu machen. Denn eine neue Trassenplanung erfordere viel Zeit. "Wir hätten anfangs niemals gedacht, dass wir diesen Prozess so beeinflussen können."
Bäume wegen Korridor gefällt Gerhard Schumm von der BI machte darauf aufmerksam, dass im Verlauf einer neuen Stromtrasse alle Bäume in dem betroffenen Korridor gefällt werden müssen. Das vertrage sich überhaupt nicht mit Biosphärenreservat und Naturschutzgedanken. Man müsse von über 2000 Masten auf dem Weg von Norddeutschland nach Grafenrheinfeld ausgehen, mit einer Höhe von bis zu 77 Metern bis zur Spitze der Freileitung. Einig waren sich die Redner, dass nicht unter dem Deckmantel der erneuerbaren Energien auch Strom aus Kohlekraftwerken über die geplante Trasse fließen dürfe. Zudem verwiesen die Aktivisten darauf, dass sich der Süden Deutschlands durchaus auch selbst mit Energie versorgen könne, beziehungsweise Überschüsse der Stromproduktion aus Österreich abgenommen werden könnten.
Landtagsabgeordneter Günther Felbinger (Freie Wähler) betonte, dass Freien Wähler eine unabhängige strategische Prüfung fordern, bei der alle Alternativen neu abgewogen werden. Momentan sei der Netzentwicklungsplan zu sehr auf die Auslastung der Braun- und Steinkohlekraftwerke ausgerichtet. Aus seiner Sicht seien die Grundlagendaten für die Planung der Stromtrasse Südlink weder aktuell noch durchsichtig.
Auf die sogenannte Südost-Strom-Passage zu verzichten und den durch Unterfranken führenden Südlink zu realisieren, bezeichnet Felbinger (Gemünden) als klare politische Entscheidung der Staatsregierung gegen Unterfranken. "Damit schlägt die Staatsregierung den Weg des geringsten Widerstandes ein." Felbinger forderte die Bürger dazu auf, weiterhin die politischen Entscheidungen kritisch zu begleiten und am Protest festzuhalten. Aus den ursprünglich geplanten zwei Trassen dürfe letztlich keine mehr übrig bleiben: "2 - x bedeutet Null."