Staatsbad Bad Brückenau: Vorletzter Kur-Musiker geht in Ruhestand - wie geht es weiter?

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Multitalent Csaba Béke verlässt die Kurkapelle Ende März. Der Musikschule bleibt er weiterhin erhalten. Foto: Julia Raab
Multitalent Csaba Béke verlässt die Kurkapelle Ende März. Der Musikschule bleibt er weiterhin erhalten. Foto: Julia Raab

Fast 30 Jahre war Csaba Béke als Kurmusiker im Staatsbad tätig. Diese Woche geht er in Ruhestand. Die Musik aber bleibt seine große Leidenschaft.

Der Abschied fällt ihm sichtlich schwer. "Ich habe wirklich jeden Tag genossen", sagt Csabe Béke. Bis Ende März war der 66-Jährige als musikalischer Leiter im Staatsbad angestellt. Zu seinen Aufgaben gehörten nicht nur die Auftritte als Schlagzeuger selbst, sondern auch die Organisation von Musikern für Veranstaltungen. "Das war sehr vielseitig und hat mich immer ausgefüllt", schwärmt er.

Gebürtig stammt er aus Ungarn, kam als ausgebildeter Musiker 1981 nach Bad Nauheim in Hessen und spielte dort acht Jahre lang in einer großen Kapelle. Die Anstellung sei immer auf ein Jahr befristet gewesen. Damals schon verheiratet und mit kleinem Kind, bedeutete das für ihn eine zu große Unsicherheit. Über seinen langjährigen Freund und Kollegen Geza Burai erhielt er nach einer Probezeit schließlich die feste - und vor allem unbefristete - Anstellung im Staatsbad.

Goldene Kurzeiten

"Hier konnte ich mich verwirklichen", sagt der Musiker über seine Tätigkeit. Dass die Kurkapelle hier "störungsfrei und unbekümmert" arbeiten konnten, das habe der damalige Kurdirektor Dr. Edmund Wilhelm möglich gemacht. Dafür ist Béke heute noch dankbar.

Zu Beginn, in den 1990er Jahren, spielte er mit seinen fünf Kollegen an ganz normalen Sonntagen vor 400 oder 500 Gästen. So beschreibt Béke die "goldenen Zeiten" der Kur. Die Gäste saßen in der großen Wandelhalle in Stuhlreihen und lauschten vor allem der klassischen Musik der Kapelle. "Wir waren sehr erfolgreich und das Aushängeschild des Staatsbades", erinnert er sich.

Mehr Tanzmusik

Doch mit Änderungen im Gesundheitssystem endeten diese Zeiten und "Jahr für Jahr reduzierte sich auch das Publikum". Heute kommen viel weniger Gäste, und diese überwiegend aus den umliegenden Reha-Kliniken. Mit dem Publikum wandelten sich auch die Musikwünsche, weg von der klassischen hin zur Unterhaltungs- und Tanzmusik.

"Das sind oft schwerkranke Menschen, die sich sehr über schöne Melodien freuen", beschreibt Béke die Gäste. Die Dankbarkeit dieser Menschen "ist viel Wert für mich", fügt er hinzu. Der Sinn des Lebens, das hat sich ihm vor allem in den vergangenen Jahren gezeigt, findet hier eine Vollendung. "Die Musik, und das was ich damit bewirke, ist für mich eine Lebensaufgabe."

Kapelle schrumpft

Mit den Jahren nahm auch die Zahl der Musiker in der Kapelle ab. Die letzte Zeit waren Béke am Schlagzeug und Geza Burai an der Violine noch zu zweit. "Wir haben in den vergangenen Jahren mit vielen Gastmusikern gearbeitet und viele tolle Konzerte gegeben", erzählt er. Die Qualität habe darunter nicht gelitten, es sei vielmehr vielseitiger geworden.

Seine Beschäftigung im Staatsbad nimmt der Vollblutmusiker bis zum Schluss nicht als selbstverständlich. Vor allem im vergangenen Jahr, während der Pandemie, hatten viele freiberuflichen Kollegen kein Einkommen. Er durfte - ohne Einschränkungen - weiter arbeiten. "Ich habe überall geholfen, wo ich gebraucht wurde", sagt er.

Zuhause in Rhön

In der Bad Brückenauer Musikschule unterrichtet der Musiker seit 20 Jahren. Die Arbeit mit den Kindern "macht unheimlich Spaß". Wenn es nach ihm ginge, dann würde er das auch noch ein paar Jahre weitermachen. "Die Musik ist mein Leben und wird mich auch weiterhin begleiten", sagt er bestimmt.

In der Rhön fühlt sich Béke zuhause. Mit seiner Frau Monika lebt er in Wildflecken, und der Lebensmittelpunkt wird auch weiterhin hier bleiben. Zusammen hat die Patchwork-Familie vier Kinder, die in der Region leben. Und bald erblickt das fünfte Enkelkind das Licht der Welt. "Wir haben hier unsere Wurzeln." Dankbar ist er für die Unterstützung, die er von seiner Familie erfuhr. "Meine Frau stammt auch aus einer Musikerfamilie und hat mich immer bestärkt und verstanden", sagt der 66-Jährige.

Ausnahmeerscheinung

Aus dem Staatsbad kommen zum Ende der Berufstätigkeit des vorletzten Kurmusikers nur lobende Worte. "Mit Csaba geht ein Wegbegleiter, den wir besonders geschätzt haben", sagt Kurdirektorin Andrea Schallenkammer. Seine ruhige und ehrliche Art werde fehlen. Der Musiker sei eine Ausnahmeerscheinung und er habe immer da angepackt, wo er gebraucht wurde - auch im Büro oder der Gärtnerei. Doch: "Sein Gesang bleibt unvergessen."

"Csaba hatte die künstlerische Verantwortung und hat diese mit einer überaus großen Verlässlichkeit ausgeführt", sagt Schallenkammer weiter. Seine Stelle werde nicht nachbesetzt. Gesa Burai an der Violine bleibe als Kurmusiker noch einige Zeit erhalten.