Pioniere der Bundeswehr absolvieren derzeit einen Sprengmeister-Lehrgang auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken. Die Redaktion durfte eine Übung der Truppe begleiten, hautnah und dann aus sicherer Entfernung im Bunker.
Durch den schmalen Guckspalt in der Bunkerwand fällt der Blick auf eine regennasse Schotterstraße und dann einen kleinen Hang hinab. Ringsum stehen Bäume, der Himmel ist nebelverhangen. Einer der Soldaten in der linken Bunker-Ecke ruft: "Achtung, ich zünde! Drei, zwo, eins ..."
Einen Wimpernschlag später ist durch den Guckspalt in der Ferne, dort, wo es den kleinen Hang hinunter geht, ein Lichtblitz zu erkennen. Darauf folgt ein lauter Knall, der anschließend in der hügeligen Umgebung leicht widerhallt. Einige Augenblicke später heißt es erneut: "Achtung, ich zünde!" Wieder folgen Countdown, Lichtblitz und Knall.
Sprengmeister-Lehrgang auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken
Die Sprengungen sind das Ergebnis stundenlanger Vorbereitungen auf dem Sprengplatz, der sich im südlichen Teil des Truppenübungsplatzes Wildflecken befindet. Im kalten Nieselregen hatten Pioniere der Bundeswehr dort am Vormittag Betonwände und Stahlbauteile mit Sprengladungen und Zündschnüren präpariert. Die Soldaten absolvieren auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken aktuell einen zweiwöchigen Sprengmeister-Lehrgang, um ihre Kenntnisse aufzufrischen - erst in der Theorie, dann in der Praxis.
Es gehe bei der heutigen Übung darum, emissionsarm zu sprengen, erklärt Hauptmann Christian Tischner von der Pionierschule in Ingolstadt bei dem Termin vor Ort. Also, so wenig wie möglich Splitter und Lärm zu produzieren. Auch die eingesetzte Sprengstoffmenge solle möglichst fein dosiert werden.
Zum Einsatz kommt dabei sowohl handelsüblicher als auch militärischer Sprengstoff, wie er erklärt. Unter der Leitung Tischners sind am Sprengplatz reihum mehrere kleine Stationen entstanden, die verschiedene Objekte - etwa Hauswände, Strommasten, Brückenpfeiler oder Ähnliches - simulieren sollen.
Sabotage an Masten oder Fahrzeugen
Im konkreten Einsatzfall könne es bei der dargestellten Übung zum Beispiel darum gehen, ein Loch in eine Hauswand zu sprengen, ohne die Menschen dahinter zu verletzen, und um diese zu retten. Oder darum, den Feind zu sabotieren, indem man Masten oder Antriebswellen von Fahrzeugen beschädigt, wie Tischner erläutert.
"Oder, wenn Krieg wäre, dem Feind das Vorankommen zu erschweren, etwa indem man Brücken unpassierbar macht", ergänzt Hauptmann Harald Spitzhirn, der seit elf Jahren am Truppenübungsplatz in Wildflecken stationiert ist.