In einer Grundsatzentscheidung sprachen sich alle Brückenauer Räte für einen weiteren Einkaufsmarkt auf dem Ferkinghoff'schen Gelände aus. Allerdings müssen sämtliche zusätzlichen Kosten vom Bauherrn getragen werden.
Das Gerücht hat konkrete Formen angenommen: Auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Bekleidungsherstellers Ferkinghoff, mit einer Grundstücksgröße von rund 7600 Quadratmetern, soll ein neuer Rewe-Markt mit integriertem Backshop entstehen. Die Gesamtmietfläche des Marktes wird 2200 Quadratmeter umfassen. Für die Kunden werden 107 Parkplätze gebaut. Der Stadtrat stimmte in einer Grundsatzentscheidung zu.
"Wir sollten als Stadtrat eine Meinung zu diesem Vorhaben kundtun", sagte Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) während der Sitzung. Schließlich gehe es nun um den siebten großen Lebensmittelhandel in der Stadt. "Aldi, Lidl, Netto und Tegut sind bereits in unmittelbarer Umgebung. Aber die Konzerne müssen selbst wissen, welches Potenzial sie noch sehen." Meyerdierks machte kein Geheimnis daraus, dass in der Brückenauer Bevölkerung durchaus kontrovers darüber debattiert werde. "Betrachtet man alleine die Zahl der einheimischen Käufer, dann braucht es sicherlich nicht so viele Lebensmittelmärkte. Aber man muss an das Umland denken", betonte die Rathauschefin.
Sie kann dem Vorhaben einige positive Seiten abgewinnen: "Das macht die Kissinger Straße attraktiver. Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn noch mehr Kunden nach Bad Brückenau gelockt werden." Meyerdierks machte deutlich, dass den Räten ein Produktionsbetrieb mit vielen Arbeitsplätzen auf dem Gelände der früheren Kleiderfabrik "natürlich besser gefallen würde". Aber die Familie Ferkinghoff sei mit ihren monatelangen Bemühungen um ein nachfolgendes Produktionsunternehmen nicht mehr weitergekommen.
Im Jahr 1953 war die Kleiderfabrik Ferkinghoff nach Bad Brückenau gekommen. Auf bis zu 230 wuchs die Belegschaft an. Zuletzt waren es nur noch 70 Beschäftigte, die Ende 2011 ihre Kündigung erhielten. Das Aus für die Produktion kam im Jahr 2012. Ein Insolvenzverfahren war unausweichlich. Auch nach der Stilllegung des Produktionsbetriebs wurde der Fabrikverkauf weitergeführt. "Wir müssen uns also die Frage stellen, ob es überhaupt eine Alternative gibt", sagte Meyerdierks. Denn eine leer stehende Fabrik quasi am Eingangstor zu Brückenau sei auch keine Lösung.
Attraktiver Standort "Wenn dort wirklich ein neuer Produktionsbetrieb errichtet werden sollte, dann wären die Investitionskosten unverhältnismäßig hoch. Das ist also nicht zu erwarten." Insofern sei ein modern gestalteter Einzelhandel keine schlechte Lösung. "Wir müssen an die Stadt denken und nicht an die Ertragslage der Handelskonzerne", forderte Meyerdierks. "Der Bau von Rewe wird vermutlich Auswirkungen auf die anderen Lebensmittelhändler haben."
Die Lage für Rewe sei jedenfalls günstig: "Das ist ein attraktiver Standort." Der Stadt selbst dürften im Rahmen des Planungsverfahrens allerdings keine Kosten entstehen: "Das ist die Grundvoraussetzung." Hartmut Bös (CSU) hat keine Bedenken wegen Rewe: "Es ist ein freier Markt, es müssen die freien Kräfte spielen." Bös machte klar, dass das Einzugsgebiet weit über den Altlandkreis hinaus bis nach Hessen reiche.
"Wir haben nichts dagegen, wenn weitere Kunden auch aus Hessen nach Brückenau kommen." Birgit Poeck-Kleinhenz (PWG) fragte nach einer zusätzlichen Linksabbiegespur im Rahmen der Sanierung der Kissinger Straße. Meyerdierks erklärte, dass dieses Thema bereits besprochen worden sei. Im Idealfall werden Netto und Rewe eine gemeinsame Abbiegespur nutzen. Manfred Kaiser (CSU) forderte dazu auf, der Familie Ferkinghoff keine Steine in den Weg zu legen. Thomas Eigenbrod (CSU) möchte wegen der neuen Situation noch einmal über eine zusätzliche Busbucht in der Kissinger Straße reden. Möglicherweise fällt die Sanierung der Straße mit dem Bau des Rewe-Marktes zeitlich zusammen. Das alte Produktionsgebäude muss noch abgerissen werden. Im vorderen Bereich zur Straße hin soll der Parkplatz entstehen. Das Gebäude selbst wird im hinteren Bereich in Richtung Sinn entstehen.
Per Grundsatzentscheidung sprachen sich alle Räte für das Vorhaben aus. Alle Kosten für Planänderungen oder Aufstellen eines Bebauungsplanes müssen vom Bauherrn getragen werden.