Rahmenplan: Am Bahnhof geht's künftig zur Brückenauer Kernstadt

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Das noch größtenteils brachliegende Gelände soll zum zentralen Anhalte- und Überleitungspunkt in die Kernstadt für Radfahrer und andere Besucher Bad Brückenaus werden. Aber auch seine bisherigen Funktionen sollen erhalten bleiben. Foto: Steffen Standke
Das noch größtenteils brachliegende Gelände soll zum zentralen Anhalte- und Überleitungspunkt in die Kernstadt für Radfahrer und andere Besucher Bad Brückenaus werden. Aber auch seine bisherigen Funktionen sollen erhalten bleiben. Foto: Steffen Standke

Mitarbeiter des Büros Schlicht/Lamprecht stellten im Stadtrat den Rahmenplan für die Neugestaltung des Bahnhofsareals und den Georgi-Kurpark vor. Auch wenn Einzelheiten noch fehlen, lässt er eine Richtung erkennen.

Es ist ein großes, ehrgeiziges Projekt: die Umgestaltung des Bahnhofsgeländes inklusive Brückenschlag in den Kurpark mit Georgi-Halle und Musikschule. Evi Mohr und Stefan Schlicht vom Büro Schlicht/Lamprecht aus Schweinfurt legten dem Stadtrat erstmals die städtebauliche Rahmenplanung vor. Und obwohl Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) betonte, dass es noch nicht um Details geht, birgt der Plan schon einige Erkenntnisse.

Die Grundidee

Die Planer wollen das Bahnhofsgelände nicht freiräumen und komplett neu gestalten. Sie wollen seine bisherigen Funktionen nutzen und ausbauen. "Das Bahnhofsareal ist der erste Punkt, wo man in die Stadt kommen kann. Und der letzte", sagte Evi Mohr in der Stadtratssitzung. Das bedeute, es sei der Ort, an dem man Touristen und andere Gäste abfangen müsse, um sie über die Stadt zu informieren und sie einzuladen, diese zu erkunden. Gleichzeitig soll das Bahnhofsareal seine Funktion als Verkehrsknoten mit Busbahnhof und Parkplätzen behalten. Schließlich soll es Bindeglied sein zum Kurpark und zur südlich gelegenen Siedlung.

Die Teilbereiche

Mohr teilt das Gelände grundsätzlich in zwei Bereiche ein. Der näher zur Kernstadt liegende im Nordosten soll mit Busbahnhof und etwa 120 Parkplätzen an der bisherigen Stelle seine Funktion als Verkehrsknotenpunkt behalten. Erschlossen wird er über die Bahnhofstraße und zum Bahnradweg baulich abgegrenzt.

Der zweite, südwestliche Abschnitt soll als "Ankommens- und Anhaltepunkt" für alle, die den Radweg nutzen, dienen, aber auch für ankommende Autofahrer und Fußgänger. Abseits des Bus- und Parkverkehrs könnten auf Höhe der früheren Weichen "Abzweige" von der Radtrasse gebaut werden. Die würden zu den alten Bahnsteigen führen, die als "Relikt der Bahngeschichte erst mal erhalten" werden, so Mohr. Sie stellt sich dort Container vor, wo sich Touristen informieren, was sie in Bad Brückenau erwartet.

Links und rechts der Abzweige könnten "Aktions- und Aufenthaltsflächen" entstehen - Bänke zum Sitzen und Ausruhen, Tische zum Rasten, Spielgeräte zum Toben. Der Röthbach könnte freigelegt und unterm Schwerpunkt Wasser mit einbezogen werden.

Der Bahnhof

Zumindest das frühere Empfangsgebäude soll - anders als Güterschuppen und Nebenbauten - stehen bleiben. Die Planer stellen sich eine Art große Halle mit öffentlichen WCs vor, die als Treffpunkt fungieren könnte. Auch das Bistro Lok-In, bisher am Busbahnhof beheimatet, könnte dort einziehen. Die Güterhalle müsste für einen überdachten Abstellort für Fahrräder weichen. Deren Benutzer sollen zu Fuß durch den Kurpark in die Kernstadt gelangen. Den Weg weisen sollen laut Mohr eine große Freitreppe zwischen Bahnhof und Bahnhofstraße und ein zweiter Fußgänger-Überweg (neben dem an der Franz-von-Prümmer-Klinik). Die Idee aus der Bürgerwerkstatt, Rathaus und Tourist-Info im alten Bahnhof unterzubringen, haben die Planer verworfen. Beide seien mit ihren Funktionen in der Kernstadt besser aufgehoben.

Der Wohnmobil-Stellplatz

Den verlegen die Planer von der OMV-Tankstelle in den äußersten Südwesten des Bahnhofsareals, nahe dem ehemaligen Stellwerk an der Hammelburger Straße. Die Zufahrt zu den etwa 13 Stellflächen erfolgt über die Düsseldorfer Straße. Evi Mohr nennt das Ambiente dort "reizvoller als vorne an der Tankstelle." Das Stellwerk könnte erhalten werden und eine gastronomische Nutzung erfahren. Die solle aber nicht in Konkurrenz zum bestehenden Café treten.

Georgihalle und Musikschule

Für Erstere soll eine Machbarkeitsstudie zur künftigen Nutzung erstellt werden. Der wenig einladende Innenhof könnte aufgewertet werden. Das Gelände rund um die Musikschule soll Spielflächen für verschiedene Altersgruppen vorbehalten sein. Ein Projekt, das Bürgermeister Vogel gern - losgelöst vom Rahmenplan - schon 2021 angehen würde. Die möglichen Nutzungen Grill- und Zeltplatz sehen die Planer eher im Bereich Backhaus und Hotel "Zur Mühle".

Die nächsten Schritte

Der Stadtrat nahm den Plan wohlwollend zur Kenntnis. Um ihn beschließen zu können, braucht es eine Übersicht über die einzelnen Projekte und welches als Erstes angegangen werden soll. Vogel würde gern im September darüber abstimmen lassen. "Es gibt den deutlichen Hinweis, Gas zu geben, um den Fördersatz von 80 Prozent zu halten." Ansonsten könnten die Zuschüsse empfindlich geringer ausfallen. Vogel könnte sich vorstellen, dass die Planung nächstes Jahr steht, damit 2022 das erste Projekt angegangen werden kann. "2025 wäre ein schönes Ziel, alles umgesetzt zu haben." Ob das zu schaffen sei, könne man erst in der Detailplanung sagen.

Das sagen die Stadträte zum Rahmenplan fürs Bahnhofsgelände

Der Rahmenplan für die Umgestaltung des Bahnhofsgeländes mitsamt des Umfeldes von Georgi-Kurhalle und Musikschule stieß bei den Stadträten allgemein auf Wohlwollen. Einige hatten aber Anmerkungen, die teils wiederum diskutiert wurden.

Jürgen Pfister (PWG) findet den Rahmenplan "gelungen und gut ausgearbeitet". Er enthalte viele Ideen. Vor allem die angedachte Öffnung des Röthbaches gefällt dem stellvertretenden Bürgermeister. Pfister regte an, schon jetzt ein Schild mit der Rahmenplanung in Bahnhofsnähe aufzustellen - für diejenigen Radfahrer und Touristen, die aktuell dort ankommen.

Adelheid Zimmermann (FDP) sagt vor allem die geplante großzügige Freitreppe zur Bahnhofstraße hin und die Überdachung am Bahnhofsgebäude zu. Allerdings komme ihr das Thema Wasser zu wenig vor. "Die Öffnung des Baches ist quasi Pflicht." Zimmermann sagte, das Gelände am Hotel Zur Mühle warte darauf, zusammen mit der Georgi-Halle in die Gestaltung mit einbezogen zu werden. Der FDP-Stadträtin fehlen Ideen, wie die ankommenden Radfahrer, Fußgänger und auch Autofahrer in die Kernstadt gezogen werden sollen. Stefan Schlicht bemerkte dazu, dass der Rahmenplan Letzteres nicht leisten könne. "Um die Leute in die Stadt zu locken, nachdem sie vom Radweg runtergeleitet wurden, braucht es weitere Ideen und Marketing."

Florian Wildenauer (SPD) befürwortete die Freitreppe und die Öffnung zum Wasser hin, kritisierte aber die Idee der Info-Container. Die Vermittlung der Informationen solle unbedingt digital erfolgen. Was Bürgermeister Jochen Vogel zusagte.

Eva Reichert-Nelkenstock (Grüne) fände es als ausdauernde Fahrradfahrerin toll, wenn sie ihr Vehikel nicht am Bahnhof abstellen müsste, sondern mit in die Kernstadt nehmen könnte. Dafür fehlt ihr im Konzept die rechte Verbindung beziehungsweise ein Abzweig. Die Freitreppe sei dafür eher hinderlich.

Heike Greenberg-Kremser (PWG) hält "die Idee mit den Info-Containern für gelungen". Besser fände sie aber ausrangierte Reisezüge.

Ralf Keßler (SPD) hätte sich mehr Anregungen aus der Bürgerwerkstatt im Rahmenplan gewünscht, zum Beispiel das Rathaus am Bahnhof.

Monika Wiesner (CSU) mahnte einen Schallschutz für die Anwohner des Bahnhofsareals an.

Claudio Kleinhans (PWG) brachte Duschen und eine Art Mini-Waschsalon für die Wohnmobilisten ins Spiel. st