Nach der beschlossenen Schließung des Wildfleckener Hallenbads fällt der Satzungszweck des Fördervereins weg. Eine echte Herzensangelegenheit geht ihrem Ende entgegen, die Mitglieder müssen am 8. November entscheiden.
                           
          
           
   
          "Im Moment überwiegt das Gefühl der Traurigkeit", sagt Schriftführerin Heike Bauer und blättert im dicken Ordner. "Es fällt immer noch schwer, das alles wirklich zu verstehen." Fünf Jahre lang hatte der Förderverein für das Hallenbad in Wildflecken alle Hebel in Bewegung gesetzt. Feuer und Flamme waren die Mitglieder für das kühle Nass. Nun ist der Kampf um das Schwimmbad abrupt zu Ende.
 "Wir haben unsere geplanten Aktivitäten abgesagt. Es macht ja keinen Sinn mehr", sagt Vorsitzender Vukasin Stankovic, der normalerweise zu Späßen aufgelegt ist, nachdenklich. "Am 6. Oktober hat der Gemeinderat in einer nicht öffentlichen Sitzung die Schließung des Hallenbades beschlossen. Zum 31. Dezember 2015. Nun müssen wir mit unseren Mitgliedern reden. Aber es gibt keine Alternative, wir werden den Verein auflösen müssen", spricht er Klartext. 
"Denn der Sinn und Zweck des Vereins ist ja ab dem kommenden Jahr nicht mehr erfüllt."
  
  Sehr lange Unterschriftenliste
 
 Am 8. November werden die Mitglieder eine Entscheidung treffen müssen. Die Frage ist, wie lange es überhaupt noch weitergeht. Schriftführerin Bauer hätte gerne noch weitergekämpft: "Für mich geht das alles etwas zu schnell. Hätte man das Hallenbad nicht noch ein wenig länger offen lassen können? Jeder Monat länger wäre doch ein Erfolg gewesen." So aber endet das Jahr mit dem Schlussstrich.
Vor fünf Jahren hatten sich die Wildfleckener Kommunalpolitiker schon einmal intensiv mit der ungewissen Zukunft des Hallenbades beschäftigt. Der damalige Bürgermeister Alfred Schrenk (SPD) hörte das Klagelied des Kämmerers, der schon weit auf die großen Investitionen der Zukunft vorausblickte. 
Aber Schrenk hatte auch eine Liste vor Augen - eine lange mit weitaus mehr als tausend Unterschriften von Wildfleckener Bürgern und Menschen aus der Umgebung. 
Die Unterzeichner hatten sich für den Erhalt des kleinen  Hallenbades ausgesprochen. Schrenk regte bürgerschaftliches Engagement an. "Damals waren ja vor allem die Wildfleckener Eltern um Cathrin Bremse die treibende Kraft", berichtet die Schriftführerin. "Sie wurde die Vorsitzende und hat sich sofort mit großem Einsatz eingebracht." 
  
  Im Vereinsleben integriert
 
Als Bremse aus persönlichen Gründen die Marktgemeinde verließ, hatte sie längst einen funktionierenden Verein ins Rollen gebracht, der heute rund 150 Mitglieder hat. "Wir sind ja mittlerweile voll ins Vereinsleben integriert und haben zum Beispiel beim Wildfleckener Sommer tatkräftig mitgemacht", sagt Stankovic. 
"Viele Einheimische wollen gar nicht, dass sich der Verein zurückzieht. Der ganze Ort hat von unserer ehrenamtlichen Arbeit immer wieder profitiert."
Auch wenn die Rettung des Hallenbades nicht geglückt ist, so hat der Förderverein doch immer wieder zum Fortbestand beigetragen. "Es ist eigentlich ein Schwimmbad für alle Generationen gewesen. Mit einem Hubboden, der die Nutzung so einzigartig in der Region gemacht hat", so Bauer. Der Förderverein hatte sorgsam auf "sein" in die Jahre gekommenes Schwimmbad achtgegeben. Dann keimte zwischenzeitlich ein kleiner Funken Hoffnung auf. Die Gemeinde wollte den gesamten Komplex aus Grundschule, Turnhalle und Hallenbad sanieren. Auch Bademeister Martin Voigt strahlte unverwüstlichen Optimismus aus. Immer wieder steuerte der Förderverein unermüdlich Geld bei: für Heizkosten, Wärmedämmung, Fliesen, Beleuchtung. 
Auch wurde viel ehrenamtliche Arbeit eingebracht.
  
  Explodierende Kosten
 
Schrenks Nachfolger Gerd Kleinhenz (PWW) und Kämmerer Dieter Feller setzten nun voll auf eine umfangreiche staatliche Förderung für die Sanierung des mittlerweile anerkannten Lehrschwimmbeckens. Die Zuversicht wuchs. Doch dann traten im Verlauf des Jahres Kostenexplosionen in den Planungen und Schätzungen auf. Aus 5,3 Millionen für Schwimmbad, Turnhalle und Grundschule wurden 7,9 Millionen Euro.
"Ich kann verstehen, dass eine Gemeinde der Größenordnung wie Wildflecken das nicht mehr tragen kann. Und wenn kein Geld da ist, dann geht es eben nicht", gibt sich Stankovic verständnisvoll.
 "Wir haben die Erkenntnis gewonnen, dass ein Förderverein immer nur unterstützend tätig sein kann. Niemals wird ein Verein so eine Einrichtung selbst tragen können", lautet Bauers Fazit. 
"Es ist vielleicht ein trauriges Resümee. Aber unsere Arbeit war nicht vergebens." 
Nach den vielen Monaten Ringen um das Hallenbad fällt es der Schriftführerin Heike Bauer schwer, sich all die Folgen der bevorstehenden Schließung auszumalen. "So viele Klassen aus der ganzen Umgebung kommen jeden Tag zum Schwimmunterricht nach Wildflecken. 
  
  Eintrittsgelder übernommen
 
Und was wird aus der Rheuma-Liga und der Bechterew-Gruppe? Ich glaube nicht, dass sich die Senioren gerne eine neue Gruppe in einem anderen Schwimmbad suchen wollen." Nun hat sich der Förderverein dazu entschlossen, die Eintrittsgelder der Schwimmbadbesucher zu übernehmen. "So lange das restliche Geld dafür noch reicht", sagt Stankovic. 
"So kommt es doch noch dem Schwimmbad zugute."
  
  Für alle Generationen
 
Und natürlich kommt auch die jahrelange Arbeit von Bademeister Martin Voigt zur Sprache. "Er hat sich um alle Altersgruppen stets intensiv gekümmert. Um die ganz kleinen Nachwuchs-Schwimmer und um die Senioren. Er war ein Bademeister für alle Generationen in einem Schwimmbad für alle Altersgruppen", sagt die Schriftführerin und klappt den Ordner-Deckel schließlich zu. Die gesammelten Unterlagen werden eines Tages dazu dienen, die verblassende Erinnerung am Leben zu halten. Die Erinnerung an eine echte Wildfleckener Herzensangelegenheit.