Die erst vor zehn Jahren sanierte Grenzwaldbrücke an der Rhönautobahn muss bald neu gebaut werden. Das wird ziemlich teuer. Und für die Erneuerung wurde sogar ein Staatsvertrag geschlossen.
Die Grenzwaldbrücke bei Speicherz - sie ist ein imposantes Bauwerk, besonders wenn man direkt drunter steht und nach oben schaut: Bis zu 95 Meter hohe Pfeiler, auf denen eine 8000 Tonnen schwere Stahlkonstruktion ruht. Mit 935 Meter Länge und 30,5 Meter Breite war sie einst die größte Straßenbrücke Bayerns.
Doch die zwischen 1964 und 1968 gebaute Überführung hat eben auch einiges mehr als fünf Jahrzehnte auf dem Buckel, ist entsprechend angefasst und den heutigen Verkehrsverhältnissen nur noch bedingt gewachsen. Eine detaillierte Nachrechnung aus den Jahren 2018 und 2019 ergab, dass die Tragreserven, bezogen auf die heutigen Verkehrsverhältnisse und ein neues Lastmodell, nicht mehr ausreichen. So teilt es zumindest die zuständige Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Nordbayern in Nürnberg (früher Autobahndirektion Nordbayern), mit.
Vor zehn Jahren ließ der Bund die Grenzwaldbrücke schon einmal sanieren. Man könnte sagen, für damals beträchtliche 4,5 Millionen Euro (andere Quellen sprechen von 14,1 Millionen Euro) erkaufte er sich ein paar Jahre Lebenszeit. Doch auch die ist endlich. In einem Staatsvertrag, den das Land Hessen und der Freistaat Bayern kürzlich geschlossen haben, wird eine "maximale Restnutzungsdauer von 15 Jahren" empfohlen. Dazu später mehr.
Wie lange dauert das Planfeststellungsverfahren?
Die Autobahn GmbH informiert jedenfalls, dass "bei optimalem Planungsverlauf ein Baubeginn ab 2027 möglich" wäre. Der hänge aber stark vom notwendigen Planfeststellungsverfahren ab, dessen Verlauf die Behörde derzeit nicht abschätzen könne.
Viel spannender als der noch unsichere Baubeginn stellt sich aber die Schätzung der Kosten dar: Die liegen "derzeit bei circa 225 Millionen Euro". Zum Vergleich: Die bestehende Grenzwaldbrücke hat laut einem Beitrag in der Fachzeitschrift "Stahlbau" von 1969 rund 22 Millionen Mark gekostet.
Damit dürfte die Grenzwaldbrücke - Stand heute - das bei weitem teuerste Brücken-Neubauprojekt der laufenden Initiative entlang der A 7 zwischen Würzburg und der bayerisch-hessischen Landesgrenze werden. Die im Bau befindliche Thulbatalbrücke bei Oberthulba soll nach Angaben der Autobahn GmbH 102 Millionen Euro kosten; erst dann folgen die Werntalbrücke bei Mühlhausen mit circa 60 Millionen Euro und die längst fertige Sinntalbrücke bei Riedenberg mit 46 Millionen Euro.
Bauverfahren wie bei der Sinntalbrücke
Apropos Sinntalbrücke: Das dort praktizierte Bauverfahren soll auch bei der Grenzwaldbrücke angewandt werden. Es handelt sich um einen "Längsverschub". Ganz grob beschrieben, werden dabei zunächst neben der alten Brücke neue Pfeiler gegründet und betoniert, dann darüber in Längsrichtung eine lange Stahlverbundkonstruktion übers Tal geschoben, Dieses "Band" wird an den Widerlagern der Brücke in einem eigens hergerichteten Baufeld (Taktkeller) aus einzelnen Metallkörpern zusammengeschweißt. Während das eine Ende also schon auf den neuen Pfeilern ruht beziehungsweise über diese geschoben wird, werden am anderen noch Teile angefügt.