Meyerdierks gegen den Strom

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Neun Millionen Euro werden in die Generalsanierung des Römershager Schulzentrums investiert. Foto: Ulrike Müller
Neun Millionen Euro werden in die Generalsanierung des Römershager Schulzentrums investiert. Foto: Ulrike Müller

Wo anderenorts sich Widerstand gegen einen Nationalpark Rhön breit macht, hält die Bürgermeisterin dagegen: Für Bad Brückenau wäre er "ein Gewinn".

Aller Widerstände gegen einen Nationalpark Rhön zum Trotz erhofft sich die Brückenauer Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks positive Effekte für Tourismus und Gesundheitswesen. Bei der Bürgerversammlung in Römershag waren Hundekot und Umweltverschmutzung die Dauerbrenner unter den Themen.
Aus allen Nähten platzte das Gasthaus Breitenbach bei der Bürgerversammlung in Römershag, was Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) freute. Die Römershager seien in den vergangenen Jahren stets stark kommunalpolitisch interessiert gewesen.
Zunächst gab Meyerdierks einen rasanten Bericht über die Aktivitäten der Stadtverwaltung und der Stadträte in den zurückliegenden Monaten ab und ging auch auf strukturelle Problemstellungen ein. "Wir haben längst erkannt, dass wir in der jüngsten Vergangenheit viele Familien in die Dörfer der näheren Umgebung verloren haben, weil sie dort ihre Häuser bauen wollten. Das liegt aber auch an unserer speziellen Topographie. Junge Familien wollen günstig bauen mit Bodenplatte, eventuell Fertighaus, ohne Stützpfeiler und extreme Hanglage. Das ist in unserem engen Tal aber nur schwer möglich."
Aus diesem Grund setzt Meyerdierks auf ein neues Baugebiet im Straßfeld II. "Dort gibt es eine gut geeignete Fläche." Zuletzt habe sich die Brückenauer Bevölkerungszahl wieder nach oben entwickelt. "Darauf bin ich stolz."
Rund neun Millionen Euro wird bei der Generalsanierung in die Mittelschule im Römershager Schul- und Sportzentrum investiert. "Das Schulzentrum wirkt zwar nach außen hin noch sehr modern, aber wenn man die Gebäudetechnik modernisiert und neue Bestimmungen einhalten muss, dann wird es eben teuer."
Rund um die Zukunft des ehemaligen Bahnhofgeländes in Bad Brückenau machen sich die Kommunalpolitiker derzeit intensiv Gedanken. Die Stadt hat sich ein Vorkaufsrecht gesichert, um ihre Interessen bei der weiteren Planung wahren zu können. Unter anderem soll am Bahnhofsgelände ein neuer Wohnmobilstellplatz entstehen. "Das wäre an diesem Standort ganz wichtig."
Josef Dieser berichtete über den extrem schlechten Zustand der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Riedenberg und Römershag. "Ich komme mir vor wie ein Bürger dritter Klasse", sagte Dieser, der direkter Anwohner in der Nähe der neuen Autobahnbrücke ist. Gerade durch den monatelangen Brückenneubau habe die Straße erneut schwer gelitten. "Jeder Wirtschaftsweg in Schondra ist in einem besseren Zustand als diese Gemeindeverbindungsstraße. Das kann es nicht sein."
Die Bürgermeisterin machte deutlich, dass es solche alten Verbindungsstraßen nur ganz selten im Gebiet der Stadt Bad Brückenau gebe. Man werde sich daher Gedanken machen, wie man den Zustand verbessern kann.


Nationalpark "ein Gewinn"

Nachfragen gab es zum Stand in Sachen neuer bayerischer Nationalpark. Meyerdierks erläuterte die zahlreichen Bedenken der Forstwirtschaft und der holzverarbeitenden Betriebe sowie der regionalen Industrie. "Aber ich bin Bürgermeisterin einer Stadt, die besonders vom Tourismus und vom Gesundheitssektor lebt. Daher musste ich öffentlich zu diesem Thema bei all den Bedenken aus den umliegenden Gemeinden einen anderen Aspekt vorbringen. Ich muss die Interessen der Stadt vertreten. Für Bad Brückenau wäre ein Nationalpark ein Gewinn. Zu dieser Meinung stehe ich auch weiterhin."
Meyerdierks verwies auf die Entwicklung des Nationalparks Bayerischer Wald. "Die Region war einst extrem strukturschwach, sicherlich zur damaligen Zeit vergleichbar mit der Rhön", so Meyerdierks. 1970 wurde der Bayerische Wald zum ersten Nationalpark. "Ich habe miterlebt, welchen Aufschwung das bedeutet hat." Mit über 700 000 Besuchern pro Jahr ist der Nationalpark mittlerweile ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der weiterhin strukturschwachen Region. Meyerdierks unterstrich, dass die Rhön immer noch nicht bekannt genug in Deutschland sei. Trotz Kreuzberg und Wasserkuppe sei das Mittelgebirge Rhön als Ausflugsziel teilweise regelrecht unbekannt.
Gut besucht wird der Römershager Skaterplatz beim Sportheim, vor allem von Jugendlichen. Allerdings stören immer wieder zahlreiche Glasscherben und achtlos weggeworfener Müll den Betrieb. "Die Sauberkeit öffentlicher Plätze ist leider immer wieder ein großes Thema. Der Bauhof ist zwar hinterher, aber natürlich müssen wir auch an die Vernunft aller Bürger appellieren. Jeden Tag macht der Bauhof sauber, aber am nächsten Tag sieht es wieder genauso aus." Ebenfalls ein Dauerbrenner bei der Römershager Bürgerversammlung ist die Verunreinigung der Landschaft, besonders entlang der Sinn durch Hundekot. Ausführlich diskutiert wurde über die dauernde und zunehmende Verschmutzung durch Müll rund um das Römershager Schulzentrum.


Wieder ein Ramadama?

Dieter Seban (CSU) regte an, dass wieder alle Ortsteile eine Ramadama-Aktion ins Leben rufen. Meyerdierks warf ein, dass in den vergangenen Jahren die Resonanz zumindest in der Stadtmitte sehr gering war. Daher sei die Aktion wieder eingeschlafen. "Das war schade. Teilweise war ich fast alleine da."