Luftreiniger: Ja oder nein? Wie die Schulen im Altlandkreis Bad Brückenau verfahren

3 Min
Corona-Regeln Klassenzimmer
Die bayerischen Sommerferien neigen sich dem Ende. Aber welche Corona-Regeln gelten eigentlich im neuen Schuljahr?
Corona-Regeln Klassenzimmer
Symbolbild: Matthias Balk/dpa

Das Coronavirus verbreitet sich unter anderem durch Aerosole, die sich längere Zeit in der Luft halten können. Regelmäßiges Lüften ist daher auch in den Klassenzimmern angezeigt. Aber setzen die Schulen im Altlandkreis Bad Brückenau auch auf Luftreinigungsgeräte?

Monatelanger Fernunterricht im Home-Schooling, Corona-Selbsttests vor dem Unterricht und Maskenpflicht im Klassenzimmer, bis vor Kurzem auch auf dem Pausenhof: Seit Beginn der Corona-Pandemie stehen insbesondere die Schulen immer wieder im Blickpunkt. Auch Luftreinigungsgeräte für die Klassenzimmer waren Bestandteil der Diskussion (siehe unten).

Unsere Redaktion hat bei den Schulen im Altlandkreis Bad Brückenau nachgefragt und wollte wissen, wie hier in Sachen Luftreinigungsgeräte entschieden wurde. Die Lösungen sind dabei ganz unterschiedlich.

CO 2 -Ampeln messen die Luftqualität im Klassenzimmer

Die Grundschule Bad Brückenau erklärt auf Anfrage, dass keine Luftreinigungsgeräte angeschafft wurden. "Alle Zimmer und Gänge sind gut zu lüften", sagt Schulleiterin Barbara Buz und fügt an: "CO 2 -Ampeln messen die Luftqualität." Die Lehrkräfte würden dabei für regelmäßiges Lüften sorgen, bevor der Grenzwert an den Ampeln erreicht ist. Auch an der Sinntalschule Wildflecken (Grund- und Mittelschule) setzt man auf die digitalen CO 2 -Ampeln, wie Rektorin Christiane Helfrich berichtet.

Schulleitung und Sachaufwandsträger hätten über die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten diskutiert. Dabei seien auch die Räume begangen worden. "Alle Klassen- und Gruppenräume sind sehr gut quer zu lüften - über große, vollständig zu öffnende Fensterfronten auf beiden Seiten des Raumes", erklärt Helfrich, die auch für die Grundschule Riedenberg zuständig ist. Dort sei ebenso verfahren und entschieden worden.

Lautstärke und Folgekosten

An der Grundschule in Motten wurden ebenfalls keine Luftreinigungsgeräte angeschafft, wie Rektorin Sabine Storch-Leibold berichtet. Von der Grundschule Zeitlofs heißt es auf Anfrage, dass die Anschaffung bei der Gemeinde zur Diskussion stand, man sich aber dagegen entschieden habe.

Gründe hierfür seien die Lautstärke der Vorführgeräte und die Folgekosten mit Filterwechsel gewesen sowie der Umstand, dass zwei bis drei Geräte pro Klassenzimmer benötigt würden. Auch könne durch die Geräte der Eindruck falscher Sicherheit entstehen.

Michael Heyne, Schulleiter der Mittelschule Bad Brückenau, erklärt, dass Luftreinigungsgeräte aktuell nicht "Priorität A" hätten. Das habe man gemeinsam mit der Stadt entschieden. Seit der Generalsanierung bestehe in den Klassenzimmern die Möglichkeit, quer zu lüften.

"An den Fenstern öffnen sich die Oberlichter automatisch und sorgen so für einen Luftstrom", berichtet Heyne weiter und verweist ebenfalls auf die CO 2 -Messgeräte, die Meldung geben, wenn es an der Zeit ist zu lüften. Es gebe aber einen Aufruf der Eltern, erzählt Heyne. Mit diesem sollen Betriebe gefunden werden, die Luftreinigungsgeräte sponsern.

Fachliche Prüfung durchgeführt

"Eine fachliche Prüfung des Landratsamts Bad Kissingen in unserer Schule hat ergeben, dass wir in der Staatlichen Realschule Bad Brückenau keine Luftreinigungsgeräte benötigen", berichtet Realschulleiter Michael Kreil. "Alle Klassenzimmer haben große Fenster, die leicht vollständig zu öffnen sind."

Nur einen Raum der "Offenen Ganztagesschule" habe man mit einem Gerät ausstatten müssen, da dort die Lüftungsmöglichkeiten ungünstig seien. Die Ausschreibung sowie Kosten und Montage des Gerätes habe das Landratsamt als Sachaufwandsträger vollständig übernommen.

Ähnlich gestaltet sich die Lage am Bad Brückenauer Franz-Miltenberger-Gymnasium. Man habe über den zuständigen Sachaufwandsträger im Herbst 2020 eine entsprechende Ausstattung für einen Fachraum der Informatik beantragt, welcher nicht ausreichend zu belüften sei, berichtet Schulleiter Stefan Bub.

Die Geräte seien dann vor drei Wochen aufgestellt worden. "Unsere übrigen Unterrichts- und Fachräume sind aufgrund großer Fenster gut zu lüften beziehungsweise verfügen bereits über kontrollierte Be- und Entlüftungen", erklärt Bub weiterhin.

Luftreinigungsgeräte und Trennwände

Die Grundschule Oberleichtersbach hat die Anfrage der Redaktion an die Gemeinde als Sachaufwandsträger weitergeleitet. "Die Klassenzimmer wurden Ende 2020 mit Luftreinigungsgeräten ausgestattet", heißt es von dort. Bereits zu Beginn des Schuljahres 2020/2021 seien die Schülertische zudem mit Trennwänden versehen worden.

Man habe sich für die Anschaffung der Geräte entschieden, weil der Gemeinde die Gesundheit der Schüler und Lehrer sehr wichtig sei. Auch die Grundschule Schondratal verfügt laut Schulleiterin Sabine Kreil seit Kurzem über Luftreinigungsgeräte.

Luftreinigungsgeräte: Nur eine sinnvolle Ergänzung oder doch eine wichtige Stütze?

Die Frage, ob der Einsatz von Luftreinigungsgeräten im Kampf gegen das Coronavirus einen entscheidenden Vorteil bringt, ist nicht ohne Weiteres zu beantworten. Das Umweltbundesamt (UBA) etwa erklärt auf seiner Website, dass mobile Luftreiniger nur als Ergänzung zum Lüften sinnvoll seien.

"Mobile Luftreinigungsgeräte versprechen, virushaltige Partikel in Innenräumen zu reduzieren. Ob die Minderungen ausreichen, eine Infektionsgefahr in dicht belegten Klassenräumen abzuwenden, ist nach jetzigem Wissensstand unsicher", so das UBA. Die Geräte würden weder CO 2 noch Wasserdampf aus der Raumluft entfernen. Das UBA empfiehlt daher auch in der kalten Jahreszeit das Lüften über die Fenster als vorrangige Maßnahme.

Zu einem etwas anderen Ergebnis kommen zwei Studien, über die unter anderem die Wissensredaktion des SWR im vergangenen Jahr berichtete. Hier wird ausdrücklich empfohlen, Klassenzimmer vor allem in der kalten Jahreszeit mit qualitativ hochwertigen Luftreinigern auszustatten und diese zusätzlich zum Stoßlüften einzusetzen.

Die Geräte müssten dabei einen Volumenstrom haben, der "mindestens dem sechsfachen des Raumvolumens pro Stunde" entspricht. Zudem würden leistungsstarke HEPA-Filter der Klasse 14 benötigt, "die die beim Atmen, Sprechen, Singen und Husten erzeugten Tröpfchen abscheiden können". Und das Luftreinigungsgerät müsse darüber hinaus "so geräuscharm arbeiten, dass es den Schulbetrieb nicht stört".