Kicken wie die großen Stars

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Mit Feuereifer waren die Spieler bei der Mini- Fußball-WM am Samstag bei der Sache. Fotos: Sebastian Schmitt-Mathea
Mit Feuereifer waren die Spieler bei der Mini- Fußball-WM am Samstag bei der Sache. Fotos: Sebastian Schmitt-Mathea
"Portugal" jubelt über den Sieg.
"Portugal" jubelt über den Sieg.
 
Torwandschießen der Saale-Zeitung bei der Mini-WM.
Torwandschießen der Saale-Zeitung bei der Mini-WM.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Insgesamt 16 Mannschaften traten zur Mini-WM am Samstag in Bad Brückenau an, die ganz im Zeichen von Fairplay und Fairtrade stand.


"Heute gibt es keine Verlierer. Alle Teilnehmer sind Gewinner", sagte Jürgen Pfister, einer der Organisatoren der Mini-WM in Bad Brückenau. Dennoch wurde am Ende des durchgehend gut besuchten Turniertages ein jubelnder Sieger gekürt. Wildfleckens früherer Bürgermeister Alfred Schrenk, der als stellvertretender Landrat die Schirmherrschaft über die Mini-WM übernommen hatte, überreichte die kleine Nachbildung des Weltmeisterpokals an "Portugal", die siegreichen U 11-Junioren des TSVgg Hausen.
Ursprünglich hatte die Fairtrade-Steuerungsgruppe Bad Brückenau 32 Mannschaften für die Brückenauer Mini-WM gewinnen wollen. Weil sich letztlich nur 16 Teams meldeten, wurde das gesamte Turnier von geplanten zwei Spieltagen auf einen Tag gekürzt. "Wenn alle Beteiligten an einem Tag viel Spaß haben, dann ist das doch auch viel Wert. Andernfalls hätten die Gäste ja zweimal nach Bad Brückenau anreisen müssen", meinte Dirk Hönerlage von der Eine-Welt-Gruppe. Dass der Termin innerhalb der Ferienzeit nicht ganz unproblematisch sein würde, war den Initiatoren zwar klar, aber die zeitliche Verbindung mit der "echten" Weltmeisterschaft am Zuckerhut in Brasilien war dem Organisationsteam dennoch wichtig.
Beeindruckend war der Auftakt der Mini-WM am frühen Samstagmorgen jedenfalls auch so. Mit wehenden Landesflaggen und größtenteils in den typischen Landesfarben liefen die 16 Teams auf den Rasenplatz des Hans-Pfister-Sportgeländes, unter dem Jubel der mitgereisten Eltern, Großeltern, Geschwister und Fans. Die Hausener Junioren hatten sich eine besondere Überraschung ausgedacht: Ihre Trikots waren nicht nur mit "Portugal", sondern auch mit den jeweiligen Spitznamen oder Vornamen der jungen Kicker bedruckt.

Ball für jedes Team

Der Fairtrade-Gedanke war beim Turnier sofort gegenwärtig. Die Spiele wurden ausschließlich mit fair gehandelten Fußbällen absolviert. Am Ende des Turniers erhielt außerdem jedes Team einen Fairtrade-Ball. "Ich denke, das ist ein Symbol, um auch den Fairtrade-Gedanken in den Vereinen weiterzutragen", sagte Pfister. "Ich freue mich auch, dass die Eine-Welt-Gruppe beim Turnier einen Stand aufgebaut hat und Informationen gibt sowie Produkte anbietet." Für alle aktiven Spieler gab es außerdem kostenlos Bananen aus fairem Handel. Schirmherr Schrenk fand die Mini-WM "eine tolle Idee" und freute sich darüber, dass er persönlich die Schirmherrschaft übernehmen durfte. "Die Fairtrade-Stadt Bad Brückenau ist über ihre Grenzen hinaus bekannt. Das ist weit und breit einmalig in unserer Gegend", so Schrenk weiter.
Christian Riemey und Marco Reinisch vom FC Bad Brückenau hatten die sportliche Leitung des Turniers inne und wurden für den perfekten Ablauf allseits gelobt. Beeindruckend war für die Teilnehmer, wie akribisch sich Riemey auf diesen Wettbewerb vorbereitet hatte.
Der humorvolle Moderator des Spielgeschehens wusste zu jedem Teilnehmerland - von Japan über Südkorea bis zur Elfenbeinküste - sportliche und geographische Daten und Fakten zu nennen. Riemey ging in seiner Moderation immer wieder auch auf die Strukturen der Länder ein, nannte aktuelle und ältere Fußballstars sowie historische Erfolge und bezog sich ab und zu sogar auf das Geschehen bei der aktuellen WM in Brasilien.
"Es steckt wahnsinnig viel Arbeit in einem solchen Turnier, ich danke allen Helfern, Ideengebern und Organisatoren für ihren Einsatz", sagte Riemey, der die Kinder und Jugendlichen dazu aufforderte, weiterhin mit viel Leidenschaft und Freude am Ball zu bleiben. Auch von Niederlagen oder kleineren Rückschlägen sollten sich die jungen Kicker nicht entmutigen lassen: "Macht immer weiter."
Die Saale-Zeitung, Mediapartner und Sponsor bei der Mini-WM, war mit einem Torwandschießen auf dem Turniergelände vertreten. Wie es überhaupt zu dieser Mini-WM unter dem Doppelmotto "Fairplay" und "Fairtrade" gekommen ist, erklärte Dirk Hönerlage, der die Eine-Welt-Gruppe in Bad Brückenau leitet. Ein internationales Fußballturnier mache wunderbar augenfällig, dass im weltweiten Zusammenspiel Fairness und das Einhalten von Regeln unabdingbar sind. Nur so sei an eine "Globalisierung mit menschlichem Antlitz" zu denken. Zum anderen sei es ganz wichtig, dass der Fairtrade-Ball nicht nur bei diesem einen Turnier rollt, sondern auch in andere Gemeinden "weiterrollt".

Hilfsprojekt "Rua" in Brasilien

Ohnehin hat die Eine-Welt-Gruppe einen ganz besonderen Bezug zu Brasilien, wo derzeit die Fußball-WM ausgetragen wird. Seit mehr als zehn Jahren unterstützt die Bad Brückenauer Gruppe die kleine Hilfsorganisation "Rua", die in der brasilianischen Millionenstadt Recife Straßenkindern eine Chance auf eine menschenwürdige Zukunft geben will. Der Kontakt zwischen Erziehern und den Kindern entsteht direkt auf der Straße, dem Lebensraum vieler brasilianischer Kinder. Die Hilfe fällt ganz unterschiedlich aus: medizinische Versorgung, psychotherapeutische Betreuung, Unterbringung in einem Heim oder die Rückführung in die Herkunftsfamilie in der Heimat.
"Auch wir wollen Fußball spielen", lautete nun die Forderung von Straßenkindern im Vorfeld der WM. Derzeit werde das Training auf alle Kinder und Jugendlichen ausgeweitet. "Ein Schritt in die richtige Richtung", findet Hönerlage, der im Fußball eine große Chance sieht, um einen Zugang zu allen Kindern zu bekommen. Fußball könne einen wichtigen Beitrag zur physischen und psychischen Entwicklung der Kinder liefern.
Folgende Nationalmannschaften waren vertreten:
Nigeria (JSG Sinntal), Ecuador (SC Oberbach), England (DJK Frankenbrunn), Deutschland (TSV Oberelsbach), Elfenbeinküste (TSV Nüdlingen), Portugal (TSVgg Hausen), Argentinien (FV Altengronau), Südkorea (FC Bad Brückenau), Japan (SV Römershag), Spanien (SG Bad Neustadt), Niederlande (JSG Kinzig), Kamerun (SG Oberleichtersbach), Frankreich (VfR Bischofsheim), Brasilien (SG Aura), Belgien (SV Herschfeld) sowie Italien (TSV Reiterswiesen).