Handwerkertreffen der Kreishandwerkerschaft aus den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen auf dem Kreuzberg.
Bereits zum 13. Mal fand das Handwerkertreffen für die Landkreise Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen auf dem Kreuzberg statt, und wieder stand es unter dem Motto "Erfahrungen austauschen und Kontakte knüpfen". Initiator Kreishandwerksmeister Bruno Werner verwies voller Stolz auf die Leistungen der Handwerkerschaft in beiden Landkreisen. In 2.700 Handwerksbetriebe mit 22.000 Beschäftigten werden 1.250 Lehrlinge ausgebildet. Jeder Betrieb beschäftige im Schnitt acht Mitarbeiter und alle haben einen relativ sicheren Arbeitsplatz. "Das Handwerk in den beiden Landkreisen lagert keine Arbeitsplätze in Billiglohnländer aus."
Die Nachfrage nach Handwerksleistungen werde immer größer, daher appellierte Werner an die Betriebe, mit der Ausbildungsleistung nicht nachzulassen. In diesem Jahr gebe es auf Landkreisebene in "Jahr des Handwerks" eine Vielzahl von Veranstaltungen, wofür Bruno Werner Landrat Thomas Habermann dankte. Die große Verbundenheit zum Handwerk wurde durch eine Reihe an Ehrengästen verdeutlicht, dazu zählten Vertreter der Regionalbanken, Vertreter von Schulen und aus der Bayerischen Politik Sandro Kirchner.
In diesem Jahr gab es ein Impulsreferat von Unternehmenskunden- und Unternehmensnachfolgeberater Andreas Zwick von der Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld sowie eine Podiumsdiskussion, zu aktuellen Themen, die die Handwerkerschaft beschäftigt und die von Irina Hanft vom Bayerischen Rundfunk geleitet wurde. Zwick sprach ein Reihe von Themen an, die Unternehmer rechtzeitig beachten sollte, um im Alter gut leben zu können. Oft stecke das Vermögen im Betrieb und vielleicht noch in einem schönen Wohnhaus, aber wie sehe es mit der Liquidität im Alter, nach der Weitergabe des Betriebs aus. Häufig machen Unternehmer sich zu wenig oder zu spät Gedanken über die eigene Altersversorgung. Er appellierte vor allem an die jungen Unternehmer die Zeit zu nutzen und frühzeitig vorzusorgen. Anhand Beispielrechnungen zeigt er auf, welche Beträge nötig wären, um im Alter selbstbestimmt und gut leben zu können.
Unterfrankens Handwerkskammerpräsident Walter Heußlein, Bad Kissingens Landrat Thomas Bold, Kreishandwerkersmeister Bruno Werner und aus Bad Kissingen Kreishandwerksmeisterin Ulrike Lochner-Erhard, Sandro Kirchner und der Vorstandsvorsitzende der Volksbank und Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld Markus Merz waren Teilnehmer der Podiumsdiskussion.
"Wo drückt das Handwerk der Schuh?", wollte Irina Hanft wissen. Einer hervorragenden Bilanz für 2018 stehen 1000 unbesetzt Ausbildungsstellen in Unterfranken gegenüber, der demografische Wandel und der Trend zu höheren Schulabschlüssen bereite dem Handwerk sorgen. Ein konkretes Problem bei der Besetzung von Lehrstellen, sei die schwierige Mobilität im ländlichen Raum. Sowohl die Politiker, wie die Vertreter des Handwerks waren sich einig, dass hier Abhilfe nötig sei. Landrat Bold berichtete von Versuchen im Landkreis Bad Kissingen, um jungen Leuten den Besuch der Berufsschule und den Weg zur Ausbildungsstelle zu erleichtern. Wo das nicht möglich sei, sprach er sich für den vorgezogenen Führerschein mit Ausnahmegenehmigung aus. Sandro Kirchner erinnerte an die Vergangenheit, wo es genau diese Möglichkeit schon einmal gab. Die Kompetenz die Ausnahmegenehmigung auszustellen lag bei den Landräten, das sei in Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen auch sehr gut gelaufen. Doch ein dritter Landkreis stellte sich quer und damit begannen die Probleme. Nach seiner aktuellen Information werde "zeitnah" die alte Variante wieder aufgenommen und Auszubildende können per Ausnahmegenehmigung einen vorzeitigen Führerschein beantragen.
In diesem Zusammenhang wurde über die zunehmende Zentralisierung der Berufsschulen diskutiert, was nicht als zielführend betrachtet wurde. Hier sei Verband- und Bildungspolitik in die Pflicht zu nehmen. Ein weiteres Thema, das von den Handwerkern ausführlich diskutiert wurde, war die kommunale Auftragsvergabe. Bruno Werner ist der Auffassung, dass Kommunen ihre Möglichkeiten nicht ausreichend nutzen. "Bundesweite und europaweite Ausschreibungen müssen nicht immer sein." Landrat Bold und Handwerkskammerpräsident Heußlein verwiesen auf die schwierige rechtliche Lage und die Vergabevorschriften. Dennoch müsse Kommunen auch klar sein, dass bei einer regionalen Vergabe die Gewerbesteuer wiederum im eigenen Bereich bleibe, ergänzte Heußlein und riet allen kommunalen Vertretern, wo immer möglich die Betriebe aus der Region einzubinden. Die Handwerksbetriebe bat er, auch an die Zeit nach einem Großauftrag zu denken und möglicherweise auch Kooperationen mit Kollegen einzugehen.