Keine Annäherung beim Thema Kindergärten

3 Min
Kothener und Speicherzer befürchten, dass der Kindergarten in Kothen langfristig schließen muss, wenn keine U3-Betreuung dort eingerichtet wird. Zur Sicherung des Kindergartenstandorts Kothen hat sich im Juli eine Bürgerinitiative gebildet. Stephanie Elm
Kothener und Speicherzer befürchten, dass der Kindergarten in Kothen langfristig schließen muss, wenn keine U3-Betreuung dort eingerichtet wird. Zur Sicherung des Kindergartenstandorts Kothen hat sich im Juli eine Bürgerinitiative gebildet. Stephanie Elm
Marco Hillenbrand überreicht circa 450 Unterschriften für einen Umbau und Einrichtung einer U3-Gruppe im Kothener Kindergarten an Bürgermeister Jochen Vogel. Stephanie Elm
Marco Hillenbrand überreicht circa 450 Unterschriften für einen Umbau und Einrichtung einer U3-Gruppe im Kothener Kindergarten an Bürgermeister Jochen Vogel. Stephanie Elm
 
Marco Hillenbrand erläutert die Sichtweisen der Bürgerinitiative.Stephanie Elm
Marco Hillenbrand erläutert die Sichtweisen der Bürgerinitiative.Stephanie Elm
 

Eine Bürgerversammlung sollte in Motten die hitzigen Debatten um die Kindergärten auf eine sachliche Basis bringen. Das gelang aber leider nicht wirklich.

Es durchzieht zwar kein Graben die Gemeinde, so wie in einem bekannten Asterix-Band, doch steht in der Mitte ein Berg, von dem Gemeinderat Marco Hillenbrand (FW Kothen-Motten-Speicherz) sagte: "Ich habe den Eindruck, dass der Berg nicht nur geographisch da ist, sondern auch in den Köpfen".

Hillenbrand hatte im Juli eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen, weil er der Meinung ist, dass durch den Gemeinderatsbeschluss gegen einen Umbau des Kindergartens in Kothen, mit dem eine U3-Betreuung ermöglicht worden wäre, langfristig die Schließung des Kindergartens besiegelt sei.

Die angestrebte Sachlichkeit und Abkehr von den die letzten Wochen dominierenden emotionsgeladenen Diskussionen war das Ziel, das Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) mit der Bürgerversammlung über die Kindergärten in der Gemeinde angestrebt hatte. "Ich wollte informieren. Ich hatte allerdings den Eindruck, manche waren daran nicht interessiert." Stattdessen war der Abend wie die letzten Wochen geprägt von gegenseitigen Schuldzuweisungen und Misstrauen an der Gemeindepolitik. Auch im privaten Bereich habe es Beleidigungen und Angriffe gegeben, berichtete Vogel.

Pfarrer Michael Krammer und Bürgermeister Florian Hölzer aus Kalbach reagierten mit "Befremden" ob der Art und Weise des Diskutierens. Krammer forderte Objektivität statt Egoismus in der Lösungsfindung. Hölzer mahnte: "Gemeinde kommt von Gemeinschaft", stattdessen werde "der schwarze Peter hin- und hergeschoben." Ein Arbeitskreis sei sinnvoll, der der Kernfrage nach dem Bedarf nachgehen solle.

Bürgermeister Jochen Vogel hatte zu Beginn der Bürgerversammlung die Entwicklung des Themas aufgezeigt (siehe Infokasten). Er beschrieb die Gründe für gefällte Entscheidungen und dementierte erneut, dass geplant sei, den Kindergarten Kothen zu schließen: "Das entspringt der Phantasie." Entgegen der Empfehlung des Jugendamts wolle er beide Kindergärten in der Gemeine halten. Manfred Kutz vom Jugendamt des Landkreises erläuterte, zu welchen Bedingungen die Gemeinde in den Genuss von finanzieller Förderung durch das 4. Investitionsprogramm kommen könne. Die Förderung würde nur gewährt, wenn zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen würden. Um noch Spielraum zu haben, sei der Mottener Kindergarten für bis zu 34 Krippenplätze und 50 Regelplätze geplant worden.

Marco Hillenbrand zeigte aus Sicht der Bürgerinitiative die Gründe für zwei Wurfzettel auf, die die Bürger zur Unterstützung aufriefen. Die Schulkindbetreuung in der Mottener Grundschule statt im Kindergarten Kothen sowie die fehlende U3-Gruppe dort führten zu weniger Buchungszahlen und diese wiederum zu Personalkürzungen und Reduzierung der Öffnungszeiten. Die Bürgerinitiative will den Kindergartenstandort Kothen sichern und damit die Belastung der Anwohner in Motten minimieren.

Diese war im Falle eines Neubaus in Motten in der Dalherdaer Straße für zu groß kritisiert worden. Die Fahrten für Mütter kleiner Kinder aus Kothen und Speicherz seien weder im Sommer noch im Winter zumutbar. Da sowohl in Motten als auch in Kothen "nahezu identische Betreuungszahlen" vorlägen, sollten beide Ortsteile gleich behandelt werden. Hillenbrand zweifelte Vogels Aussage an, beide Kindergärten halten zu wollen, habe Vogel im Dezember 2017 in seiner "ergebnisoffenen Darstellung" beide Kindergärten bereits zusammen im Josefsheim angesiedelt.

"Zu 100 Prozent über dem Bedarf"

Der Neubau des Mottener Kindergartens solle an die "realen Bedarfszahlen" angepasst werden, denn die momentane Planung liege zu 100 Prozent über dem wirklichen Bedarf. In der seiner Meinung nach überdimensionierten Bauplanung sieht Hillenbrand den Plan des Bürgermeisters, beide Kindergärten in Motten zusammen legen zu wollen. Das Kindergartengebäude in Kothen solle von einem "neutralen, unabhängigen Architekten" zwecks eines U3-Umbaus neu begutachtet werden.

Unterschriften übergeben

In den letzten Wochen hatte die Bürgerinitiative circa 450 Unterschriften für den Umbau und die Einrichtung einer U3-Gruppe im Kothener Kindergarten gesammelt und überreichte diese an Bürgermeister Vogel. Die Bürgerversammlung hätte Monate vorher stattfinden sollen, damit im Vorfeld von Entscheidungen mehr Transparenz entstanden wäre.

Marco Hillenbrand und Markus Bug wehrten sich deutlich gegen die ihnen vorgeworfene Unsachlichkeit. Angeblich getätigten Beleidigungen lägen Missverständnisse zugrunde. Ebenso bestritten sie, das Wohl der Eltern vor dem Wohl der Kinder zu sehen. Vereint waren alle Beteiligten im Lob an die Kindergartenleiterinnen und im Kernziel: "Es geht um die Kinder".

Gegenseitiges Verständnis nötig

Verschiedene Wortmeldungen aus den vollen Zuhörerreihen befassten sich mit dem in den Diskussionen kaum angesprochenem Kindswohl, den Befürchtungen, dass in der Dalherdaer Straße ein Verkehrschaos beim Bringen und Holen der Kinder entstehen könnte und der Lärmbelastung durch spielende Kinder. Ein Bürger hätte sich "Synergiepotential" gewünscht und dass die kommunale Innenentwicklung "nicht punktuell, sondern nachhaltig" gestaltet würde. Den Spielplatz in der Dalherdaer Straße wolle er durch den Kindergartenneubau nicht kaputt machen, sondern ihn als Begegnungsstätte so bestehen lassen. Vor allem kritisierte er, dass - wie in der Einladung zur Bürgerversammlung vermerkt - das Ziel war, dass die Bürger die Gemeinderäte verstehen. Er würde sich wünschen, dass die Gemeinderäte die Bürger verstehen.

INFO: Chronologie zum Thema "Kindergärten in der Gemeinde Motten": Dezember 2017: ergebnisoffenes Darstellen eines möglichen Entwicklungskonzepts für KIGA/ altes Pfarrhaus/ Gemeinde- und FFW Haus in Kothen; März 2018: Gespräch mit Mottens Kindergartenleitung und Pfarrer Krammer; Gemeinderatsitzung mit Beschluss über Kostenschätzung für KIGA-Neubau auf Spielplatz in Dalherdaer Straße ; Mai 2018: Vorstellen von verschiedenen Varianten bezüglich Umbau KIGA Kothen und Josefsheim, angestrebte Umfrage zum Betreuungsbedarf; Juli 2018: Beschluss im Gemeinderat zum Neubau des KIGA Motten und gegen Umbau KIGA Kothen für kombinierte Betreuung.