Kein Terrain für Planwagen

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Auf dem Marktplatz machen die Pferde Pause. Gäste können zusteigen. Das gehört der Vergangenheit an. Foto: Archiv/Stephanie Elm
Auf dem Marktplatz machen die Pferde Pause. Gäste können zusteigen. Das gehört der Vergangenheit an. Foto: Archiv/Stephanie Elm
An dieser gesperrten Brücke hinter Wernarz scheitern derzeit die Kutschfahrten bis nach Eckarts. Aber auch andere Gründe waren für die Einstellung der Touren maßgebend. Foto: Rolf Pralle
An dieser gesperrten Brücke hinter Wernarz scheitern derzeit die Kutschfahrten bis nach Eckarts. Aber auch andere Gründe waren für die Einstellung der Touren maßgebend. Foto: Rolf Pralle
 
Mit ein paar geübten Handgriffen haben Stefan und Christine Müller die Pferde angespannt. Foto: Archiv/Stephanie Elm
Mit ein paar geübten Handgriffen haben Stefan und Christine Müller die Pferde angespannt. Foto: Archiv/Stephanie Elm
 

Nach vier Wochen Probezeit geben die Müllers ihr Angebot wieder auf. Zu viele Raser, zu wenig Fahrgäste und andere Unwägbarkeiten sind die Gründe. Doch Christine Müller hat noch andere Ideen.

Noch vor Jahresfrist gab es in Bad Brückenau Kutsch- und Planwagenfahrten zwischen Stadt und Staatsbad. Nach rund vierwöchigem Probebetrieb wurde das Angebot aber eingestellt. "Wir sind gern in Bad Brückenau gefahren und hatten sogar Stammgäste", sagt Christine Müller, die zusammen mit ihrem Mann Stefan seinerzeit die Touren realisierte. Das Ehepaar aus Flieden im hessischen Nachbarland wäre "auch sofort wieder da", wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden.
Von den vier angebotenen Touren am Samstag und Sonntag sei nämlich oft nur eine pro Strecke voll gewesen. Gefehlt habe es aber nicht nur am Umsatz. Manchmal konnten oder wollten gehbehinderte Gäste aus Richtung Staatsbad am Marktplatz in Bad Brückenau auch nicht aussteigen, sondern einfach sitzen bleiben, die Aussicht genießen und mit der nächsten Runde gleich wieder retour. So mussten dann andere Interessenten enttäuscht in der Stadtmitte zurück bleiben. An solche Situationen habe man bei der Planung nicht gedacht. Und schließlich koste der öffentliche Bus als Beförderungsmittel für die Kurgäste nichts, die Kutsch- oder Planwagenfahrt schon.
Aber es seien noch andere Faktoren hinzugekommen, wie beispielsweise die allgemeine Situation in der Ernst-Putz-Straße mit Rasern und anderen unvernünftigen Autofahrern. "Da hält sich kaum einer an die Geschwindigkeitsbegrenzung", hat Christine Müller regelmäßig beobachtet. Ihr Gefährt sei auch an völlig unübersichtlichen Stellen überholt und geschnitten worden, und zwar ohne Rücksicht auf die Zugpferde. Da hatten die Müllers mit ihren Vierbeinern so manche brenzlige Situation zu überstehen. Zum Glück ist nichts Schlimmes passiert, "aber das sind Tiere, deren Reaktion man nicht immer vorausahnen kann."

Keine Alternative

Die Einschätzungen der Müllers teilen auch Karin Bauer und Gudrun Friedrich-Kleine von der Tourist-Info im Alten Rathaus, die damals federführend beim Konzept des Planwagen-Shuttles waren. Es seien viele Unwägbarkeiten aufgetreten, mit denen man so nicht gerechnet habe. Momentan gebe es jedenfalls keine tragbare Alternative zu dem zwangsläufig gestoppten Angebot.
Auch wenn die regelmäßigen Touren eingestellt worden sind, das Interesse an Kutsch- und Planwagenfahrten in der Umgebung der Zweibäderstadt ist durchaus vorhanden. "Wir werden immer wieder darauf angesprochen, zum Beispiel beim Sommerfest im Seniorenheim Sinntal, wo wir nun schon zweimal vertreten waren", sagt Christine Müller.

Früher bis nach Eckarts

Früher einmal führte die Route der Müllers übrigens bis nach Eckarts. Da die schon mehrfach reparierte Brücke über die Sinn hinter Wernarz aber seit längerer Zeit auf Grund von Beschädigungen für größere Fahrzeuge komplett gesperrt ist, läuft auch hier nichts mehr. Und bis sich an dieser Situation etwas ändert, kann es dauern. Die Planungskosten für eine komplett neue Brücke sind laut Kämmerer Leo Romeis zwar im Bad Brückenauer Haushalt eingestellt. Mit einer Realisierung sei aber frühestens 2016 zu rechnen, heißt es aus dem Rathaus.
Trotz der für Kutschfahrten nicht immer idealen Topographie im Raum Bad Brückenau und anderer ungünstiger Umstände wie dem wirtschaftlichen Aspekt hat Christine Müller aber nach wie vor etliche Ideen im Kopf, für deren Umsetzung sie sich weiter vehement einsetzen will. "Wie wäre es beispielsweise mit Fahrten nur durch das Staatsbad?", fragt die Pferdefreundin. "Dazu das tolle Ambiente des Kurparks und vielleicht ein paar Leute in historischen Kostümen, das verspricht doch für die Gäste ein perfektes Erlebnis."
Man sei mit diesem Vorschlag schon einmal unverbindlich an die Staatliche Kurverwaltung herangetreten, aber leider ohne positives Ergebnis. Die Verantwortlichen hätten beispielsweise die Verunreinigung der Wege im Kurpark durch Pferdeäpfel ins Feld geführt und den Heilquellenschutz in Gefahr gesehen.