Georgi Bläser Bad Brückenau beim Jubiläum pur und solo

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Hochkonzentriert und voller Lust am Spiel: der Nachwuchs. Foto: Thomas Dill
Hochkonzentriert und voller Lust am Spiel: der Nachwuchs.  Foto: Thomas Dill

Seit 50 Jahren gibt es die Georgi Bläser Bad Brückenau. Zum großen Auftritt kamen auch Ehemaligen - und heuerten wieder beim Orchester an.

Zwei Stunden abwechslungsreiches und modernes Musikprogramm, die Georgis legten sich mächtig ins Zeug, um sich bei ihrem Vereinsjubiläum optimal zu präsentieren. Seit 1991 war es das 25. Jahreskonzert der Kapelle, meist mit musikalischen Gästen aus dem Umland. Diesmal aber zeigten die Georgis ihr Können quasi "pur und solo".

Der erste Programmteil unter Mitwirkung früherer Musiker gehörte den Ohrwürmern. Durch die Ehemaligen als Gastmusiker ergaben sich voluminöse, mächtig klingende Register, so saßen allein zehn Saxophone aller Tonarten auf der überquellenden Bühne des bis auf den letzten Platz gefüllten katholischen Pfarrheimsaals.

Erwähnenswert, dass zwei ehemalige Musikerinnen im Verlauf der Probenzeit wieder Lust auf mehr bekamen und zum Jahreskonzert bereits als feste Ensemblemitglieder in roter Weste auftraten.

Nach dem Auftaktstück "Sturbridge Overture" als Warm Up für die Kapelle ging es mit "Aint she sweet" richtig los. Der Charlston von 1927, besser bekannt durch die Beatles, war eines der ersten modernen Musikstücke, die der damalige Dirigent Musiklehrer Andreas Kleinhenz in der musikalisch noch sehr kirchlich orientierten Blaskapelle einstudierte. Mit der Integration von Holzbläsern wurde im Lauf der Jahre auch der Schwerpunkt von der traditionellen Blasmusik hin zum symphonischen Blasorchester mit swingenden, jazzigen und popigen Inhalten verschoben.

Zu den "Georgi-Ohrwürmern" gehören auch die mitreißend interpretierten Stücke "MacArthur Park" und "Sweet Georgia Brown", das von Holzblasausbilder Klaus Bühre dirigiert wurde. Beim immer wieder gerne gehörten "Latin sun" wird deutlich, welch solistische Begabungen die Georgi Bläser in ihrer Ausbildung immer wieder hervorbringen.

Martina Weber am Saxophon und Lukas Breitenbach, Vorgänger von Dirigent Ullrich Moormann mit der Trompete, spielten teils frei improvisierte Soloparts.

Auch das Medley "Glasnost" und Harold Faltermeyers Filmmelodie "Axel F" sind immer wieder gerne gehörte und gekonnt interpretierte Dauerbrenner der Georgis. Entsprechend groß daher der Pausenapplaus, der den Auftritt der sogenannten Georgi-Revival-Band beendete.


Tolle Nachwuchsarbeit

Nach der Pause demonstrierten die Georgis ihre erfolgreiche Nachwuchsarbeit. Die im September 2015 neu gestartete Bläserklasse unter der Leitung von Manuela Möller, sieben Mädchen und ein junger Posaunist und fünf Mädchen ab ach Jahren, die im letzten Herbst ihre Ausbildung begannen, spielten ihre Version von "Pirates oft he caribian" unterstützt vom Gesamtorchester "Tutti insieme" so herzerfrischend und frech, dass um die Zukunft der Georgis nicht bange sein dürfte. Als Überraschungsgag und Geburtstagsgeschenk an die "Großen" dann zum Abschluss ein Konfettifeuerwerk vor der Bühne.

Der seiner Aussage nach "jüngste Georgi", Dirigent Ullrich Moormann, führte kurzweilig und witzig durch den Hauptteil des Programms. Seit seinem Amtsantritt hat er mächtig "Gas gegeben" und so konnten dem Publikum nun sechs teils höchst schwierige neu einstudierte Werke präsentiert werden.

Auftakt machte "A night at the movies" des Filmkomponisten Alan Silvestri mit stilistisch vielseitigen Themen aus bekannten Kinofilmen The Avengers, Polar Express, Night at the Museum, Forrest Gump und zurück in die Zukunft.


Orchester gefordert

Rasante Takt- und Tempowechsel kündigte Moormann zum nächsten Stück an, das das Ensemble forderte: "Signature" des belgischen Komponisten van der Roost war sicher nicht eingängig für jedes Ohr und zeugte von hohem Selbstvertrauen von Dirigent und Orchester.


Komponist dirigierte selbst

Mit "Machu Picchu" betraten die Georgis erneut Neuland in ihrer Historie. Der junge Fuldaer Komponist Yannik Helm, der derzeit hauptsächlich für das Mainfrankentheater komponiert und arrangiert, dirigierte sein bisher nur wenige Male aufgeführtes Werk selbst. Schon der Auftakt, das Stück soll in die Welt der Azteken entführen, war mit Einsatz einer Windmaschine und wispernden Holzbläsern, die das Rascheln des Laubes im Wind imitierten, hörenswert. Als Solistinnen souverän die Querflöten von Daniela Häberlein und Katja Planer, die die mittelamerikanische Mystik noch verstärkten.

"Wer kennt noch Samstag nachmittags ,Heute im Stadion' aus dem Radio und seine Pausenmelodien?", fragte dann Moormann das Publikum. Diese stammten alle von Herb Alpert, der mit einem Medley seiner "Golden Hits" nun wieder im typischen Georgi-Sound gewürdigt wurde. Auch Barry Manilows "Copacabana" zeugte von der Klasse der Georgis, die angeführt von einem spürbar immer gelösteren Dirigenten zu Bestform aufliefen. Vor allem die Percussion-Gruppe des Orchesters sorgte für das notwendige Latin-Feeling.


Schön "durchgeknallt"

Den Schlusspunkt bildete dann ein blaskapellentypischeres Stück, ein Marsch. Aber kein traditioneller Marsch, sondern die Titelmelodie aus "Police academy", den Ullrich Moormann selbst als "durchgeknallt" bezeichnet.
Als Zugabe, nun wieder mit den "Revivals", zwei Georgi-Ohrwürmer aus der Abteilung Dixie-Jazz: "Alexanders Ragtime Band" und der "Tigerrag". Hier tobten nicht nur die Musiker auf der Bühne, hier bebte zum Schluss des Konzerts noch einmal der ganze Saal.