Das Wissen der Siebener ist auch in Zeiten von GPS unverzichtbar
Alle zwei Jahre lädt Feldgeschworenen-Obmann Walter Vorndran Jagdgenossen, Feldgeschworen Gemeinderäte und interessierte Bürger zu einer Grenzbegehung ein. In diesem Jahr hatte er den Bereich "Wildflecken Ost" für die Teilnehmer vorbereitet. Treffpunkt war am Samstag Vormittag bei recht kühlen Temperaturen am Parkplatz Guckaspass. Die Teilnehmer waren gut ausgerüstet, ging es doch nicht auf Wanderwegen sondern querfeldein, quasi über Stock und Stein, um wirklich an der Gemarkungsgrenze entlang zu gehen. Lediglich zwei Bereiche wurden ausgelassen, da es zu steil für die Teilnehmer geworden wäre. In diesen Abschnitten hatte Vorndran zuvor optische Markierungen angebracht, um den Grenzverlauf zu verdeutlichen.
Viele Informationen hatte Walter Vorndran für die Teilnehmer vorbereitet. Dabei ging es nicht nur um die Vermittlung des aktuellen Grenzverlaufs, sondern auch um historische Traditionen und Hintergründe.
Direkt vom Guckaspass aus ging es los, zunächst ein Stück entlang der Langenleitener Straße. Leider musste der Bereich Eiserne Hand ausgelassen werden und damit auch der "Dreimärker" Oberbach-Wildflecken-Langenleiten. "Es war einfach zu nass", erklärte Vorndran.
Nach alter Definition sind "Dreimärker" Grenzsteine, an deren Standort drei "Herrschaftsgebiete" aufeinanderstoßen. Auf den ersten Dreimärker stieß die Truppe an dem Punkt Langenleiten-Sandberg-Wildflecken. Da natürlich auch Bürgermeister Gerd Kleinhenz bei der Tour mit dabei war, musste er ein altes Feldgeschworenen-Ritual mit machen. Gemäß der Tradition wurde der Bürgermeister von einigen Feldgeschworenen hochgehoben und auf den Stein gesetzt. "Stauchen" nennt sich dieses Brauchtum. "Damit der Bürgermeister sich die Grenze einprägt", schmunzelt Vorndran. Beim zweiten "Dreimärker" war der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Illek an der Reihe. Nun wurde er auf dem Stein, an dem sich die "Herrschaftsbereiche" Sandberg-Haselbach-Wildflecken treffen "gestaucht".
Über den Kappelbacher Grund ging es weiter und Vorndran hatte viele Erzählungen vorbereitet, in den er die Flurnamen erläuterte. Selbst zu den angrenzenden Flurstücken wusste er nicht nur die Namen sondern auch die historischen Bedeutungen. Sein großes Wissen hat er sich im Laufe seiner Tätigkeit als Feldgeschworener angeeignet, aber auch aus persönlichem Interesse.
Natürlich informierte er auch über die Historie der Grenzsteine, deren Nummerierungen und Inschriften. So konnten die Teilnehmer erfahren, dass die Aufschrift "KB" für Königreich Bayern und "KW" für königlicher Wald steht. Das sogenannte Siebener-Geheimnis wurde aber selbstverständlich nicht gelüftet.
"Siebener" ist ein alter Begriff für Feldgeschworene, weil schon zu früherer Zeit in der Regel sieben Feldgeschworene in einer Gemeinde bestellt wurden. Durch die ungerade Zahl sieben konnte bei Unstimmigkeiten eine eindeutige Entscheidung gefällt werden. Ihre Aufgabe ist es, die Grenzen von Grundstücken durch sogenannte Abmarkungen eindeutig kenntlich zu machen und und ihre korrekte Einhaltung zu überwachen. Damals wie heute waren verlässliche Grenzen des Grundbesitzes eine wichtige Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben der Menschen. Von Anfang an sind in dieses lebenslange Ehrenamt nur "ehrbare und geachtete" Männer berufen worden.