Ein Hörsturz ist kein Hindernis: Kontrabass muss ersetzt werden

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Zu dritt statt zu viert musizierten "Acht Ohren" in der Galerie. Foto: Hans Dietrich Unger
Zu dritt statt zu viert musizierten "Acht Ohren" in der Galerie. Foto: Hans Dietrich Unger
Zu dritt statt zu viert musizierten "Acht Ohren" in der Galerie. Foto: Hans Dietrich Unger
Zu dritt statt zu viert musizierten "Acht Ohren" in der Galerie. Foto: Hans Dietrich Unger
 

Ihr neues Programm präsentierten die "hessischen Weltbürgerinnen von Acht Ohren" in Brückenaus Galerie Form + Farbe.

Mit ihrem neuen Programm "Alors les filles!" machten sich die "hessischen Weltbürgerinnen von Acht Ohren" auf die Suche nach Begegnungen mit Frauen in der Weltmusik und entführten in der Galerie Form und Farbe ihr Publikum durch die Kontinente.

Zu Beginn kündigte Veranstalter Hans Dietrich Unger an, dass wegen eines Hörsturzes bei einer der Musikerinnen heute nur "Sechs Ohren" zu Gast seien. Damit waren die drei verbliebenen Protagonistinnen im Vorfeld vor die Aufgabe gestellt, die vierte im Bunde und damit den Kontrabass zu ersetzen, indem einige Stücke auf Trio umgeschrieben werden mussten. Für die Vollblutmusikerinnen war dies kein Problem und für das Publikum nicht zu hören.

Mit vollem Körpereinsatz - da wird zwischendurch auch mal gesteppt -, fast liebevoller Konzentration auf ihre Instrumente, überraschenden Gesangseinlagen und ansteckender Fröhlichkeit ziehen die Künstlerinnen das Publikum schnell in ihren Bann. Sie sprechen alle Sinne an und hüllen ein mit der Vielfalt der Klänge aus über 20 Instrumenten, darunter kleine Effektinstrumente, die Percussionistin Sandra Elischer scheinbar immer "ganz nebenbei" einsetzt und dabei jedem Stück eine besondere Note verleiht. Jede der Musikerinnen wechselt in den Stücken auch mal schnell das Instrument - von der Geige zum Saxophon, vom Akkordeon zum Cello, von der Rahmentrommel zu den Bongos.

Zu Beginn lockt eine Liebeserklärung auf Jiddisch, dann erzählen die Künstlerinnen in charmanten Ansagen und musikalisch von Mädchen und Frauen aus der ganzen Welt und vereinen die Melodien der Länder zum Gesamtkunstwerk. Da kommt in "Misirlou" ein griechischer Tanz mit auf die Reise, wird in Argentinien zum Tango und durch türkische Einflüsse zu einem fröhlichen Kulturenmix, da hören wir vom afghanischen Mädchenorchester Zohra oder vom Fest des Judas tree, vom dunklen Mädchen Caracis aus orientalischen Nachtclubs, vom lieben Elslein und vom heulenden Saxophon. In Eigenkompositionen von Anka Hirsch, die mit ihnen das Aufwachsen ihrer Tochter begleitet oder im französischen Chanson von der "meilleure copine - der besten Freundin Zeta" - wundervoll vorgetragen von Julia Ballin - werden wir mitgenommen in die persönliche Welt der "8 Ohren". Wir vernehmen die Bitte "Tanz nicht mit meiner Jungfrau Käthe" und den spanischen Lamabada aus dem 16. Jahrhundert (der so gar nichts mit dem Lambada zu tun hat), werden eingehüllt in sphärische Klänge und dann mitgenommen zum zünftigen Zwiefachen unter dem Titel "44 Hühner und ein Hahn" - schöner kann Weltmusik nicht sein!

In "Frauen am Teich" stellen die Musikerinnen klar, dass Frauen heute nicht mehr nur am Teich stehen um Amphibien zu küssen oder aus Liebeskummer ihrer Handarbeit hinterher ins Wasser zu springen - nein, sie stehen dort um vielleicht ihre eigene Melodie zu komponieren, wie es Percussionistin Sandra Elischer getan hat, die beim Spiel in ihr Mini-Marimbaphone zu versinken scheint. Und sie singt hingebungsvoll die afrikanische Melodie Jolé, in der wir die Afrikanerin Mamí begleiten auf ihrem Weg in Guinea.

Iansã, die Göttin des Windes, die einzige, die den Stier bei den Hörner packen kann - gibt uns auf dem Heimweg die Erkenntnis mit: die Freiheit ist eine Frau!

Nach zwei Zugaben und lang anhaltendem Applaus erst werden die Musikerinnen verabschiedet.
"Acht Ohren" spielten nicht das erste Mal in der Galerie, denn "der intime Rahmen hier gefällt uns sehr gut", so Anka Hirsch. Sie hinterlassen ein begeistertes Publikum, das sich schon auf das nächste Konzert mit einer anderen Formation um Julia Ballin freut - auf einem weiteren Abend in der Galerie Form und Farbe unter dem Motto "Music that makes you happy", "Erdgeschoss am 25. November.