Die Grenzwaldbrücke ist in die Jahre gekommen. Die Autobahndirektion informierte in Speicherz über die Pläne. Emotionen und Gesetze trafen aufeinander.
Von Widerlager Würzburg bis Widerlager Fulda überspannt die Grenzwaldbrücke mit 935 Metern das Tal der Kleinen Sinn. Circa 200 Speicherzer leben nun seit 1968 mit dem Lärm von der Autobahn. Das mittlerweile stark angestiegene Verkehrsaufkommen ist ihnen ebenfalls "zu Ohren" gekommen. Die Autobahndirektion Nordbayern hat nun Berechnungen angestellt, die Grenzwaldbrücke ... ja was? Neu zu bauen oder zu ersetzen? Schon in der Begrifflichkeit lag Konfliktpotential. Denn ob die neue Brücke als "Neubau" oder als "Ersatzneubau" deklariert wird, entscheidet über den möglichen Lärmschutz. Im Fall eines Ersatzneubaus, und von Seiten der Autobahndirektion werde es ein solcher sein, seien keine besonderen Maßnahmen zum Lärmschutz vorgesehen.
Tatsache ist, dass die Brücke heute andere Lasten tragen muss als vor 50 Jahren. Tobias Rudhardt von der Autobahndirektion Nordbayern, zuständig für den Bereich Planung und Projektsteuerung, erklärte bei einer Bürgerversammlung in Speicherz: "Es gibt bauliche und altersbedingte Defizite." Der Ingenieur zeigte die zwei Varianten auf, die anstelle der alten Grenzwaldbrücke möglich sind. Westlich der Autobahnbrücke entstünde ein 2,9 Kilometer langer Ersatzbau. Auf der Ostseite und damit in Richtung Dorf wäre der Bau inklusive Anbindung an die bestehende A7 nur 2,1 Kilometer lang. Allein diese Kosten betragen für Variante West 31,7 Millionen Euro. Bei nur 16,1 Millionen Euro für den Bau östlich der Grenzwaldbrücke "mussten wir uns für Variante Ost entscheiden", erklärte Rudhardt. Circa 30 Meter rücke die Brücke an das Dorf heran. Die neue Lärmbelastung liege lediglich 0,3 oder 0,4 Dezibel über der bisherigen, die mit einem Durchschnittswert von 53 Dezibel errechnet worden war. "Die Differenz ist im Prinzip nicht hörbar", sagt Rudhardt. Trotzdem könne auch bei einem Ersatzneubau eine "lärmarme Übergangskonstruktion an den Widerlagern" eingerichtet werden.
Unter Umständen seien ein Geländer oder eine Betongleitwand auf der Brücke und die Ablagerung der überschüssigen Erdmassen entlang des Areals im "Neuland" als Schallschutz denkbar.
Der Zeitplan sieht den Vorentwurf beim Bundesverkehrsministerium im Jahr 2020 vor, im darauffolgenden Jahr soll die Genehmigung erteilt sein. Bis Ende 2021 laufe das Planfeststellungsverfahren. Nach dem vorgesehenen Planfeststellungsbeschluss 2023 könne man 2024 mit dem Bau beginnen. Es werden fünf Jahre Bauzeit veranschlagt, aber: "Diese Zahlen sind nicht in Stein gemeißelt". Wie heutzutage bei Brückenneubauten üblich, werde der einteilige Brückenbau für beide Fahrtrichtungen durch einen zweiteiligen ersetzt. Die Bauphase sieht als erstes den Bau der Fahrbahn in Richtung Fulda vor. Sobald diese fertiggestellt ist, werde der Verkehr auf diese beiden Spuren geleitet und mit dem Rückbau der alten Brücke begonnen. Danach könne mit dem Bau der Fahrbahn in Richtung Würzburg begonnen werden. Das neue Brückenbauwerk allein werde circa 100 bis 110 Millionen Euro kosten.
Angesichts der Einsparungen durch die Entscheidung für die Ost-Variante müssten doch Gelder für einen ausreichenden Lärmschutz übrig sein, fand Rudolf Klug. Der Speicherzer ist der Meinung, dass das Dorf Anspruch auf Schallschutz habe. Eigene Lärmmessungen hätten Spitzenwerte bis zu 70 Dezibel ergeben. Speicherz sei von der Grenzwaldbrücke geradezu "eingerahmt und einen Kilometer lang voll im Einflussbereich von Lärmbelastung" durch erhöhtes Verkehrsaufkommen, einem "bellenden Geräusch" durch die Widerlager, überwiegend Wind in Richtung Dorf. Zusätzlich werde durch den Bau der neuen Fahrspur "das letzte Stückchen Wald, das den Lärm schluckt, gefällt". Der Brückenbau stelle einen "erheblichen baulichen Eingriff" dar und sorge für eine Pegelerhöhung.
Der Ersatzneubau stelle für die Autobahndirektion keinen erheblichen baulichen Eingriff dar, so Tobias Rudhardt. Auch "Lärmschutz ist hier kein Thema. Die Gesetze geben es nicht her." Dennoch: "Wir werden uns dafür einsetzen, dass es nicht schlechter wird, in der Gesamtbilanz eher besser", sagte Rudhardt.
Die circa 100 anwesenden Speicherzer, Kothener und Mottener überzeugte dies nicht.